PNN 21.10.08

 

Große Pläne für 100-jährige Hakeburg

Biergarten ist genehmigt, doch endgültiger Bebauungsplan lässt auch zum Jubiläum noch auf sich warten

Kleinmachnow - Auf den Tag genau vor 100 Jahren war Kleinmachnows Neue Hakeburg gut besucht. Menschen gaben sich die Hände, bewunderten die prunkvoll eingerichteten Räume und stießen auf die Zukunft von Burg und Burgherrn an. Zusammen mit seiner Familie weihte Dietloff von Hake, früherer Hausherr der Hakeburg, am 21. Oktober 1908 sein „Wohnschloss“, wie er und Burg-Architekt Bodo Ebhardt das neu errichtete Domizil auf dem Kleinmachnower Seeberg nannten, ein. Doch vom Prunk und Trubel früherer Jahre ist nicht viel geblieben in der heute denkmalgeschützten Burg.

„Es wird Zeit, dass sich hier wieder etwas bewegt“, sagt Sabrina Eilers, Sprecherin der Immobiliengesellschaft Orco Germany S.A.. Bereits im Februar übernahm Orco die Hakeburg mit großen Plänen. „Hotel, Restaurant, Biergarten, Boardinghouse,“ zählt Eilers auf, seien für das 40 Hektar große Gelände samt Burg geplant: „Entwicklungsprojekt ,Neue Hakeburg' und ,Hochwald'“, so der firmeninterne Titel (PNN berichteten). „Wir warten noch auf den abschließenden Bebauungsplan für den Seeberg“, erklärt die Firmensprecherin. Bereits vor der Kommunalwahl Ende September sei Orco von Gemeinde und Landkreis ein Abschluss des Verfahrens angekündigt worden. Nun befürchtet Eilers, dass der endgültige B-Plan erst im Frühjahr kommenden Jahres verabschiedet wird. „Bis dahin können wir nichts weiter machen“, so Eilers. Zwar sei inzwischen eine Genehmigung für ein Café samt Biergartenbetrieb erteilt worden, doch Orco will das Projekt im Ganzen verwirklicht wissen. „So lange es keinen B-Plan gibt, haben wir keine Sicherheiten und können keine Verhandlungen mit möglichen Betreibern führen.“

Ein Biergarten vor der Hakeburg bleibt also genauso ungewiss, wie das Boardinghouse, ein hotelartiges Mietsgebäude, in dem sich zum Beispiel die Schüler und Besucher der Internationalen Schule einquartieren könnten. Dabei wollte Orco gerade mit diesem Mix sowohl die internationale Klientel als auch die direkten Nachbarn in die Hakeburg locken. Denn vielen Kleinmachnowern blieb die Burg sowohl als Wohnschloss der Hakes als auch als spätere Reichspostforschungsanstalt und SED-Kaderschmiede über Jahrzehnte verschlossen. Daran erinnerte dieser Tage auch der Kleinmachnower Heimatverein mit einem Vortrag anlässlich des Jubiläums. Hubert Faensen, Professor für Kunstgeschichte, fasste einige Zeitabschnitte der Burg zusammen.

Bereits 29 Jahre nach der Einweihung der Hakeburg musste Dietloff von Hake sein „Wohnschloss“ im Jahr 1937 aufgeben. Ihm war das Geld ausgegangen. Schon um die kostspielige Burg zu bauen, hatte sich von Hake von vielen seiner Ländereien getrennt. Fortan übernahm die Reichspost das Gelände. Bis Kriegsende etablierte der neue Hausherr, Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge, eine Forschungsanstalt auf dem Seeberg und ließ die Hakeburg im Inneren neu gestalten.

Klare Linien und Formen bestimmten fortan die Räume der früher verspielt eingerichteten Burg. Nach dem Krieg wurde das Schloss zur Parteihochschule der SED, später auch zu deren Gästehaus. So besuchten auch Staatsmänner wie Nikita Chruschtschow, Fidel Castro und Michail Gorbatschow die Hakeburg. Nach dem Mauerfall wurde das Gelände für kurze Zeit an die Telekom als Nachfolger der Reichspost übertragen. Nach kurzem Hotelbetrieb Ende der 90er-Jahre ging das Gelände im Februar 2008 an die Immobiliengesellschaft Orco, verbunden mit der Hoffnung, wieder etwas vom Prunk und Trubel früherer Jahre in die Hakeburg zu bringen. Tobias Reichelt