PNN 10.07.08

 

Breite Schultern auf dem Spielplatz

Jugendlichem Vandalismus in einer Kleinmachnower Wohnsiedlung will die Politik nun mit privatem Sicherheitsdienst begegnen

Kleinmachnower - Anwohner nennen ihn den „Mariannenplatz von Kleinmachnow“. Doch auf das Kreuzberger Vorbild können sie gern verzichten, schließlich sind viele der Großstadt entflohen, um in der grünen Vorstadtidylle ruhiger und entspannter zu wohnen. Doch am Arnold-Schönberg-Ring, der eine in den vergangenen Jahren neu gebaute Wohnsiedlung umschließt, fühlen sich die Bewohner an das kleinkriminelle Milieu der Berliner Szene erinnert. Dreck, Müll, leere Schnapsflaschen, Kondome, Tampons pflastern das Entree zum Viertel. Dass dieses einmal ein Spielplatz war, ist kaum noch zu erkennen. Für Kinder ist der Platz zur verbotenen Zone geworden, seit ihn Jugendliche als Treff für Randale und Trinkgelage okkupiert haben. Nach bislang wirkungslosen Versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen, denkt die Politik nun an einen privaten Sicherheitsdienst.

Die Situation ist seit langem bekannt. Schon vor zwei Jahren schlugen Anwohner Alarm, als sie sich durch die nächtlichen Orgien gestört fühlten, sie belästigt und beleidigt wurden. Sie wankten zwischen Wut und Pflichtgefühl, als sich Jugendliche derart betranken, dass der Notarzt gerufen werden musste. Polizeiwache und gemeindliches Ordnungsamt stritten über Zuständigkeiten, Bürgermeister Wolfgang Blasig kündigte einen Maßnahmenkatalog an, die Gemeindevertreter diskutierten in ihren parlamentarisch Gremien, was zu tun sei.

Die Anwohner indes spüren wenig Veränderung. „Da passiert nichts“, konstatiert ein älterer Herr in der unmittelbaren Nachbarschaft. „Da muss man den Amtsarzt hinschicken, so dreckig wie es dort ist.“ Dass man mit der Demontage der Bänke den Jugendlichen die Sitzgelegenheit genommen hat, sei ein lächerlicher und wirkungsloser Beitrag der Gemeinde zur Konfliktbewältigung.

Immerhin sollen die Anwohner nun eine Antwort auf eine Petition bekommen, die sie im vergangenen Dezember an die Gemeindevertretung geschickt haben. Nur: „Da steht nichts drin“, moniert CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt. Zwar werde aufgezählt, was die Gemeinde alles unternommen habe, um das Problem in den Griff zu bekommen, „aber das ist nichts Substantielles“, befindet Burkardt. „Mit dem Schreiben wird den Anwohnern nicht das Gefühl vermittelt, wie das Problem gelöst wird.“ Auch SPD-Fraktionschef Michael Scharp ist die Reaktion auf die Beschwerde zu dürftig. „Konkrete Aktivitäten fehlen“, bedauert er.

CDU-Fraktionschef Burkardt will nun eine härtere Gangart. Er will, dass die Gemeinde Geld für einen Sicherheitsdienst ausgibt, der regelmäßig in dem Problembereich patrouilliert. „Breitschultrige Leute“, wünscht er sich. Das würde die Anwohner mehr beruhigen, als die Stippvisiten der „Damen vom Ordnungsamt“. Zwar werde damit das „soziale Problem“ nicht gelöst“, weiß Bürgermeister Blasig. Aber um dem „harten Kern“ der randalierenden Jugendlichen, der ein „ernsthaftes Problem“ darstelle, effektiv zu begegnenen, würde er zeitweise einen „hohen Finanzaufwand dulden“. Peter Könnicke