Potsdamer Neueste Nachrichten 29.05.08

 

Sportlich? Multifunktional? Oder überhaupt?

Am Schwarzen Weg soll im regionalen Gemeinschaftsakt eine Veranstaltungshalle entstehen. Noch sind die Hürden allerdings hoch

Von Kirsten Graulich und Peter Könnicke

Teltow - Für Überraschung sorgte eine Nachricht im Teltower Sozialausschuss am Montag: Statt mit einer Million Euro soll sich Teltow mit zwei Millionen Euro am Bau einer Dreifeld-Sporthalle im Nachbarort Kleinmachnow beteiligen. Noch im Sonderausschuss am Donnerstag sei die Rede von einer Million gewesen, monierten die Mitglieder des Gremiums und waren vor allem verärgert, weil sie von der Erhöhung des Zuschusses erst aus der Zeitung erfahren hatten (PNN berichteten).

Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) bestätigte, dass die Belastung für die Kommunen höher ausfallen könnte, wenn man eine große Veranstaltungshalle mit 1000 Zuschauerplätzen für die Region bauen wolle. Wie sein Kleinmachnower Amtskollege Wolf Blasig (SPD) gestern gegenüber den PNN betonte, sei man derzeit in der Prüfung, ob eine Halle für rein sportliche Zwecke oder mit multifunktionalen Eigenschaften sinnvoll sei. Das spiegele sich schließlich in den Kosten wider, so dass es derzeit „schwierig ist, über detaillierte Summen zu reden“, so Blasig. Seine Verwaltung bereite indes für die Kleinmachnower Gemeindevertretung einen Beschluss mit einem Standort- und Finanzierungsvorschlag vor.

Die Überlegung ist angebracht: Die Hoffbauer-Stiftung denkt darüber nach, bei der Eröffnung eines evangelischen Gymnasiums zum kommenden Schuljahr nicht wie ursprünglich geplant zwei sondern drei Klassenzüge einzurichten. Dies wäre auf dem ehemaligen Siemens-Gelände am Schwarzen Weg möglich. Da dies für Hoffbauer höhere Investitionskosten bedeutet, könnte die benötigte Sporthalle als regionaler Gemeinschaftsakt der Kommunen Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf inklusive des Zutuns des Landkreises finanziert werden. Mit Hoffbauer ließen sich dann Nutzungen für das Gymnasium sowie für die bereits angesiedelte Grundschule vertraglich vereinbaren. Der Landkreis hätte eine Sportstätte für das benachbarte Oberstufenzentrum. Und die Region hätte eine Trainings- und Wettkampfstätte für Vereine. „Die wird seit Jahren dringend gebraucht“, so Michael Grunwaldt, Chef des Regionalen Sportvereins (RSV), der allein 2200 Mitglieder zählt.

Teltows Bürgermeister kann sich eine multifunktionale Halle gut vorstellen. „Ich kann das nicht negativ sehen, wenn gleich Nägel mit Köpfen gemacht werden“, so Schmidt. Doch bereits die Summe von einer Million habe zu heftigen Diskussionen geführt, erinnerte Sozialausschuss-Chef Eberhard Derlig (FDP) an die gemeinsame Sitzung mit dem Kleinmachnower Sozialausschuss in der Vorwoche. Daher sei ihm unverständlich, dass nun noch mehr Geld bereitgestellt werden soll, obwohl nicht einmal die Bereitschaft erkennbar sei, einer Million zuzustimmen. Probleme hat auch CDU/Grüne-Fraktionschef Erhard Wigand mit der „Morgengabe von einer Million“ an die Hoffbauer-Stiftung. Denn in der nächsten Zeit brauche die Stadt das Geld für Vorhaben in der eigenen Schullandschaft. Vor allem im Grundschulbereich seien dringliche Probleme zu lösen wie der Neubau einer Turnhalle für die Stubenrauch-Schule, die Hortsanierung im Mühlendorf, der Anbau an die Anne-Frank-Schule und die Errichtung einer vierten Grundschule. Daher sei ihm lieber, so Wigand, wenn mit finanzieller Unterstützung des Eigentümers auf dem Siemens-Gelände eine Halle errichtet werde, die die Nutzer mieten könnten.

Hoffbauer-Geschäftsführer Frank Hohn zeigte sich überrascht von der Breite der Diskussion und verwies darauf, dass der Zuschuss für die Halle auch eine Investition für die eigenen Kinder sei. Hoffbauer allein würde eine klassische Schulsporthalle genügen, meinte Hohn. Doch viele Ausschussmitglieder empfinden das Verhalten der Hoffbauer-Stiftung als Diktat, da sie von dem Zuschuss abhängig mache, ob das Gymnasium am Schwarzen Weg errichtet wird oder in die bereits gemietete Teltower Bruno-H.-Bürgel-Schule zieht. Der Mietvertrag könne erst gelöst werden, wenn klar sei, dass die Halle gebaut wird, hatte Hohn den Ausschuss wissen lassen.

Doch haben inzwischen auch die Teltower ein Interesse an der Auflösung des Mietvertrages. Denn die Räume der Bürgel-Schule wären eine preisgünstige Option, um dort die Fachschule des Evangelischen Diakonissenhauses unterzubringen. In deren Gebäude wiederum könnte dann die vierte Grundschule in Trägerschaft des Diako einziehen. Doch auch auf dem Diakogelände wird eine Turnhalle gebraucht. Da der Bürgermeister eine Finanzierung bislang ablehnte, fordert Derlig nun: „Die Stadt sollte hier dem Diako genau so entgegenkommen wie der Hoffbauer-Stiftung.“