Potsdamer Neueste Nachrichten 28.03.08

 

Hilfe für Kinder und Eltern

Institutsleiterin: Schon Grundschüler leiden unter Mobbing und Gewalt

Kleinmachnow ­ Von Mobbing und Gewalt sind nach Angaben des Sozial-Therapeutischen Instituts Berlin-Brandenburg (STIBB) in Kleinmachnow zunehmend auch jüngere Kinder betroffen. „Wir haben schon Schüler der ersten und zweiten Klassen, die unter diesen Machtspielen leiden“, sagte Institutsleiterin Annelie Dunand gestern in einem Gespräch. Vor fünf Jahren noch seien Erpressungen und Verunglimpfungen unter Kindern vor allem ab der vierten oder fünften Klasse zu beobachten gewesen.

„Kinder übernehmen erwachsenes Verhalten und merken, dass der Stärkere gewinnt.“ Dunand forderte deshalb: „Wir brauchen Eltern, die selber mit Konflikten umgehen können.“ Deshalb biete das Institut in Kleinmachnow erfolgreich sogenannte Elternschulungen an. Es gehe zum Beispiel darum zu klären, was es eigentlich heißt, Vater oder Mutter zu sein. „Kinder verlieren immer mehr Respekt vor dem Familienzusammenhalt und flüchten in die Gruppe“, erklärte Dunand. Das STIBB beschäftige sich sowohl mit der Gewalt von Erwachsenen gegen Kinder als auch mit Gewalt, die Kinder ihren Altersgenossen antun. Seit dem Jahr 1993 habe das Institut mehr als 5000 Familien betreut. In jüngster Zeit reagiere die Gesellschaft zunehmend aufmerksam auf das Thema, so die Institutsleiterin.

Derzeit wird das Institut mit seinen rund 15 Mitarbeitern vorwiegend vom Land, der Stadt Potsdam, dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und der Kommune Kleinmachnow finanziert.

Nach den Osterferien beginnt nach den Worten der Institutsleiterin eine Plakataktion in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium. Auf den Plakaten, die an Kinder und Jugendliche gerichtet sind und unter anderem in Schulen, Jugendclubs und Ämtern hängen sollen, stehen Telefonnummern, an die sich Opfer von Gewalt wenden könnten.

2007 habe das STIBB im Land Brandenburg mehr als 2600 Stunden im Bereich der Prävention geleistet – eine steigende Zahl, sagte Dunand. An Schulen, in Kindertagesstätten und Heimen seien Vorträge und Trainings veranstaltet worden. Allerdings habe das Brandenburger Bildungsministerium nun die Gelder für überregionale Gewaltprävention an Schulen nach neun Jahren komplett gestrichen. „Wir bemühen uns um private Sponsoren und kommunale Gelder“, sagte Dunand. Das werde allerdings eine Weile dauern und daher werde das überregionale Präventionsprojekt erst einmal auf Eis gelegt.Leticia Witte

Weitere Infos im Internet:

www.kinderschutzstelle-stibb.de