Potsdamer Neueste Nachrichten 19.02.08

 

Legenden und Fakten

Über 400 Unterschriften gegen Bebauung im Buschgraben / Eigentümer mit Info-Homepage

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Am Buschgraben in Kleinmachnow wird weiter mobil gemacht. Mit Protestplakaten, Petitionen und Kundgebungen artikulieren nicht nur unmittelbare Anwohner ihren Unmut über die geplante Bebauung des Areals am Buschgrabensee in Verlängerung der Straße Wolfswerder. Über 400 Kleinmachnower haben bislang ihre Unterschrift unter eine neue Protestnote gegen das Bauvorhaben gesetzt, die den laufenden Prozess begleitet. Noch bis Ende Februar können sich Kleinmachnows Einwohner mit Anregungen und Bedenken zu der betreffenden Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) äußern, deren Vorlage im Rathaus einzusehen ist.

Durch die Änderung, von den Gemeindevertretern im vergangenen Dezember beschlossen, wird das bislang planungsrechtlich undefinierte Gebiet am ehemaligen Grenzstreifen zu Bauland. Das wiederum ermöglicht den Eigentümern der Flächen, der Erbengemeinschaft Gérard, eine Bebauung. Geplant sind 53 Wohneinheiten.

Schon vor der Zäsur durch das Ortsparlament, einen Teil des naturbelassenen Übergangs von Kleinmachnow nach Zehlendorf für weitere Siedlungspläne freizugeben, regte sich Widerstand. Umwelt- und Naturschützer geißelten den weiteren Aderlass von kostbarem Grün, warnten vor einem Beschnitt der Frischluftschneise, die der Grünzug darstelle. Kleinmachnower und auch Berliner beklagten den drohenden Verlust eines Auslauf- und Erholungsgebietes. In einem Musterbrief haben nun die Kleinmachnower Bernd und Babette Nieding ihren Einwand gegen die Umwandlung des Areals in Bauland verfasst, den Gleichgesinnte in Kopie ins Rathaus schicken können bzw. sollen. In dem Schreiben betonen die Autoren u.a., dass es in Kleinmachnow „noch Hunderte“, aufwendig baureife und erschlossene Grundstücke gebe und somit kein Bedarf für weitere Flächen bestehe. Der Umstand, dass das Buschgraben-Areal vor 70 Jahren teilweise bereits als Bauland vorgesehen war, sei kein Grund, ein heutiges Erholungsgebiet zu stören oder gar zu zerstören. „Schon mangels ausführlicher Begutachtung der vorhandenen Flora und Fauna und aufgrund gravierender Abwägungsmängel sollte die Gemeinde nicht das Risiko eingehen, Planungen zu schaffen, die später auf gerichtlichem Wege wieder aufgehoben werden“, so der warnende Einwand.

Für den Vorsitzenden des Kleinmachnower Umwelt- und Verkehrsausschusses sowie SPD-Fraktionschef Michael Scharp sind die Argumente nicht neu, der rege Protest beeindrucke ihn daher nicht. Doch Bedenken hat er auch: „Die verkehrliche Erschließung ist völlig unklar“, moniert er. Bislang ist die geplante Siedlung nur über Wolfswerder zu erreichen – ein Nadelöhr. Der Verweis aus dem Bauamt, dass die Verkehrsfrage in der konkreten Bauleitplanung geklärt werde, reiche nicht aus. „Das ist zu spät“, mahnt Scharp. Und die vage Andeutung der Behörden aus dem Berliner Nachbarbezirk, eine Anbindung von Zehlendorfer Seite zu ermöglichen, ist für Scharp wenig wert: „Ich gehe davon aus, dass Berlin das nicht zulässt.“

Mit-Eigentümer Alexander Gérard sieht das anders. „Die Verkehrserschließung ist unproblematisch“, meint er, muss allerdings einschränken: „Ob zu der sich anbietenden vernünftigen Lösung auch im Bezirk Steglitz-Zehlendorf der politische Wille zur länderübergreifenden Zusammenarbeit besteht, wird die Zukunft zeigen.“ Unter www.verlaengerungwolfswerder.de hat Gérard eine Internetseite gestaltet, um in der „zunehmend unsachlich und polemisch geführten öffentlichen Debatte“ mit „Fakten“ zu informieren. Bedenken, die gegen das Bauvorhaben geäußert werden, will Gérard als „Legenden“ demaskieren und „Fakten“ entgegenstellen. Für Anregungen und Kritik sei er gleichermaßen dankbar.