Potsdamer Neueste Nachrichten 15.02.08
Heikle
Grenzverschiebung
Zur Kreistagswahl sollen nur noch Teltow und Kleinmachnow einen Wahlkreis
bilden
Potsdam-Mittelmark -
Nach Vorstellungen der mittelmärkischen Kreisverwaltung soll es bereits zur
diesjährigen Kreistagswahl Ende September neue Wahlkreise geben. Gravierendste
Änderung: Der Wahlkreis 1 soll nur noch von Kleinmachnow und Teltow gebildet
werden. Das bislang dazugehörige Stahnsdorf bildet mit Nuthetal, Michendorf und
Beelitz den Wahlkreis 2. In der Kreistagssitzung im März soll über den
Vorschlag beraten und möglicherweise abgestimmt werden.
Grund für den neuen Zuschnitt ist die wachsende Bevölkerungszahl in der Region
Teltow. Laut Kommunalwahlgesetz sollen in allen Wahlkreisen annähernd gleich
viele Einwohner leben. Bei einer Gesamtbevölkerungzahl von etwa 204 500
Mittelmärkern wären das bei den derzeit fünf Wahlkreisen etwa 40 000. Auf diese
Zahl kommen Kleinmachnow und Teltow inzwischen bereits ohne Stahnsdorf.
So nachvollziehbar die rein sachlichen
Erwägungen sind, so brisant wäre das politische Signal dieser Reform. „Das wäre
eine Katastrophe“, befindet Eberhard Adenstaedt, Kreistagsabgeordneter der
Bündnisgrünen aus Teltow. Thematisch vertreten die Abgeordneten aus Stahnsdorf,
Teltow und Kleinmachnow eine einheitliche Politik, zu der sie die besondere
Speckgürtel-Lage zwinge. Vor allem werde das an der Schulpolitik deutlich, die
sich in der Region Teltow ganz anders darstelle als in Beelitz und in der
Vergangenheit in der Forderung nach einem dritten Gymnasium widergespiegelt
hat. Ähnlich sieht es der FDP-Abgeordnete Hans-Peter Goetz. Die Forderung an
die drei Kommunen, enger und abgestimmter zu agieren, die u.a. Landrat Lothar
Koch (SPD) vehement vertritt, werde bislang gerade im Kreistag erfolgreich
erfüllt. „Hier agieren die Vertreter der drei Orte gemeinsam“, lobt Goetz.
Daher habe seine Fraktion den Vorschlag des Landratsamts, die Region „künstlich
zu teilen, „mit Unbehagen“ zur Kenntnis genommen. Auch Stahnsdorfs
CDU-Kreispolitiker Claus-Peter Martensen bestätigt das: „Im Kreistag streiten
die Abgeordneten parteiübergreifend für die Region.“ Es wäre kontraproduktiv,
würde diese Einheit durch neue Wahlkreisgrenzen getrennt oder beeinträchtigt.
Ganz so dramatisch sieht die Teltowerin Andrea Grochtmann es nicht. Die Chefin
der SPD-Kreistagsfraktion hält es sogar für eine Stärkung der Region, wenn
Nuthetal und Stahnsdorf zu einem Wahlkreis gehören. Denn Grochtmann zählt die
Gemeinde Nuthetal mit zur Region Teltow. Dass diese dann von Politikern aus
zwei Wahlkreisen vertreten werde, sei eher Vorteil als Nachteil. Was ein
Wahlkreis bestehend aus Teltow und Kleinmachnow für die Nominierung der
Kandidaten bedeute, vermag Grochtmann nicht einzuschätzen. „Das kann das ganze
Prozedere vereinfachen, aber auch zu einer Kampfsituation führen.“ Die
SPD-Praxis sah bislang so aus: Auf den ersten Listenplatz kam ein
Kleinmachnower Genosse, auf den zweiten ein Teltower, dann ein Stahnsdorfer.
Käme es zu der Wahlkreis-Reform, sieht Grochtmann Kleinmachnows Bürgermeister
Wolfgang Blasig als geeigneten Spitzenkandidaten der SPD und sich selbst auf
Platz 2 der Liste.
CDU-Kreischefin Saskia Funck begrüßt es, dass sich das Landratsamt aufgrund der
Einwohnerentwicklung Gedanken über neue Wahlkreise macht. „Doch wir brauchen
zukunftsfähige Vorschläge, die auch in fünf Jahren noch Bestand haben“, sagte
sie gestern gegenüber den PNN. Aus dieser Sicht sei es „völlig falsch, Teltow,
Kleinmachnow und Stahnsdorf zu trennen“. Ihr Vorschlag: vier Wahlkreise. Noch
weiter geht Teltows FDP-Politiker Goetz: „Nur noch einen gemeinsamen
Wahlkreis“, schlägt er vor.