Potsdamer Neueste Nachrichten 04.02.08

 

Neue Kirche im Alten Dorfkern

Nächstes Jahr ist Architekturwettbewerb geplant

Kleinmachnow - Fünf verschiedene Standorte waren noch im letzten Sommer für einen Neubau der evangelischen Kirche in Kleinmachnow im Gespräch. Im September fiel dann die Entscheidung für das Areal zwischen Bäkemühle und Dorfkirche - im früheren Dorfkern am Zehlendorfer Damm. Das soll nun städtebaulich entwickelt werden, mit Rücksicht auf historische Strukturen des alten Gutshofgeländes, das einst in Besitz der Familie Hake war und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Nachdem es bereits Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege vor Ort gab, ebenso Gespräche mit Bürgermeister Wolfgang Blasig, bereitet eine Arbeitsgruppe des Gemeindekirchenrates sowie der Landeskirche den städtebaulichen Wettbewerb vor. Der soll sich mit Fragen der Erschließung, Geschosshöhen, Verkehrsanbindung und Parkplätzen auseinandersetzen. Tobias Merkel vom Gemeindekirchenrat informierte am Sonntag nach dem Gottesdienst über die weiteren Schritte.

So werden für den Wettbewerb 15 Büros eingeladen und im April erste Ergebnisse erwartet, die von einer Jury zu bewerten sind. Neben unabhängigen Sachverständigen sind auch Vertreter der Kommune, der Kirchengemeinde und der Denkmalpflege in der Jury vertreten. Nächster Schritt wird der Bebauungsplan sein, den die Kommune als Eigentümerin des Geländes aufstellen wird.

Eine Zusage, der Kirchengemeinde Grund und Boden bereitzustellen, gebe es noch nicht, sagte Merkel. Trotzdem hoffe man auf günstige Konditionen, wie sie beispielsweise ein Erbbaupachtvertrag ermögliche. Merkel stellte auch erste Kostenschätzungen für den Bau vor. So wird allein der Kirchenbau auf 5,6 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen 1,6 Millionen Euro für den Bau des Gemeindekirchenzentrums und 500 000 Euro für eine Orgel.

Als mögliche Finanzquellen werden neben Eigenleistungen auch Spenden, Sponsoren, Fördermittel und günstige Kredite erwogen. Diskutiert wurde auch über Meinungen mancher Gemeindemitglieder, die glauben auf eine Orgel verzichten zu können. „Wer eine Orgel für Luxus hält, der will keine Kirche sondern eine Stadthalle“, stellte dazu Martin Gürtler fest. Dem stimmten in der Sonntagsrunde auch andere Gemeindemitglieder zu, die außerdem den architektonischen Anspruch der neuen Kirche betonten.

Keinesfalls wolle man eine Supermarkthalle haben wie das mancherorts schon geschehen sei. Finanziell sei das zwar ein Riesenkraftakt, hieß es, aber „die Gemeinde hat Potenziale wie kaum eine andere im Land Brandenburg“. Schon jetzt gebe es ein Spendenaufkommen von 6000 Euro, so Merkel. Doch die Werbeoffensive für das Kirchenprojekt soll erst richtig starten, wenn es die ersten Pläne und Modelle vorliegen.

Damit ist erst im nächsten Jahr zu rechnen, da Anfang 2009 der Architekturwettbewerb beginnt. Platz für 700 Personen soll die neue Kirche bieten. Schon jetzt zählt die Kirchengemeinde rund 5400 Mitglieder und einer Prognose zufolge wird mit 7000 im Jahr 2020 gerechnet. Die alte Dorfkirche und die Kirche im Jägerstieg sind für die Gottesdienste zu klein geworden.

Währenddessen ist ein früheres Projekt zur Wiederherstellung des Alten Dorfkerns – der Wiederaufbau der Alten Hakeburg – zunächst auf Eis gelegt: „Wir verfolgen das Vorhaben derzeit nicht weiter“, sagte Peter Gärtner vom Förderverein „Alter Dorfkern“. Dessen Idee war, die Bäkemühle und die Alte Hakeburg als gastronomische Einheit zu verbinden. Doch räume der Betreiber des Restaurants Bäkemühle diesem Projekt derzeit keinen Vorrang ein, so Gärtner. Daher wolle der Förderverein die Evangelische Kirchengemeinde bei ihrem Vorhaben unterstützen.

Kirsten Graulich / Peter Könnicke