Potsdamer Neueste Nachrichten 25.01.08

 

STANDPUNKTE

Ein Unternehmen der Stadt sollte vorbildlich agieren

Erneuerbare Energien oder billige Abfallverbrennung? Von Eberhard F. Adenstaedt

Kuriose Blüten treibt die Diskussion und Berichterstattung um die Abfallholzverbrennung in Teltow, die von den Betreibern gern als umweltfreundliches Heizkraftwerk gepriesen wird. Neutrale Fachleute, deren Anhörung die Bündnisgrünen des Kreises hier dringend empfehlen würden, sind leider noch nicht zu Wort gekommen.Glaubt man dem Betreiber, so soll dieses Werk den kostengebeutelten Mietern der WGT (Wohnungsbaugesellschaft Teltow) preiswerte Fernwärme bescheren.

Tatsächlich verdient daran vor allem der Betreiber, weil er dort große Mengen kontaminierter Althölzer verbrennen kann, deren Beseitigung recht lukrativ ist. Wenn das wirklich so einfach und nebenwirkungsfrei ginge, warum denn nicht. Leider hat die Geschichte aber einen äußerst gefährlichen Haken: Bei der Verbrennung von A 3-Holz (Holz mit halogenhaltiger Imprägnierung) entstehen Dioxine – Ultragifte, deren Wirkungen, nicht behandelbar sind. Hirn-, Organ- und Muskelschäden sowie Verkrüppelung sind die entsetzlichen Folgen. Geschädigte werden oft zum lebenslangen Pflegefall. „Panikmache“ heißt es dazu aber sogleich von Danpower. Man wolle ja dort „nur“ A 1- und A 2-Hölzer verbrennen. Die sind zwar lackiert oder beschichtet, bei deren Verbrennung entstehen aber keine Dioxine sondern nur mindergefährliche Schadstoffe und Stäube, die zu 99 Prozent aus dem Abgas gefiltert werden. Es stinkt und staubt also nur wenig. Jetzt aber kommt etwas ins Spiel, was Danpower und WGT geflissentlich verschweigen: A 3 und A 2/A 1-Hölzer sind nämlich mit bloßen Auge nicht zu unterscheiden, sondern nur mit aufwendigen Untersuchungen nach regelmäßiger Beprobung. Diese regelmäßige Beprobung jeder Holzlieferung hat das Landesumweltamt, verantwortlich handelnd, auch zur Auflage gemacht. Es ist die einzige Möglichkeit, eine Belastung des Umlandes zu verhindern. Dagegen aber hat Danpower sofort Widerspruch eingelegt.

Die Firma Danpower hält es für ausreichend, Stichproben im Abstand von drei Monaten zu untersuchen und will in der Zwischenzeit tausende von Tonnen Altholz völlig unkontrolliert verbrennen. Die angelieferten Hölzer würden ja schon vorher untersucht heißt es da.

Man will uns wohl sinngemäß weismachen, dass auf jeder Abrissbaustelle, von der die Hölzer ja überwiegend kommen, ein Trupp Heinzelmännchen mit einem teuren Labor bewaffnet jeden verdächtigen Balken untersucht und dann fein säuberlich nach A1,- A2,- A3- und A4-Holz sortiert. Wer die Abläufe auf Baustellen kennt, weiß, dass dies völlig utopisch ist.Egal ob man das als praxisferne Märchenstunde oder bodenlose Unverschämtheit begreift, so etwas können wir uns nicht gefallen lassen. Denn dieser Einspruch gegen notwendige Prüfungen beweist, dass es Danpower nur ums Geld geht, während ihr Umwelt, Gesundheit und Wohlergehen der Bewohner Teltows und Kleinmachnows herzlich egal sind.

Wir Bündnisgrünen des Kreises und Teltows fordern die WGT auf, das umzusetzen, was sie den Stadtverordneten Teltows zugesichert hat: ein Kraftwerk mit hocheffizienter Kraftwärmekopplung und schadstoffarmer Frischholzverbrennung. Ein solches, mit regenerativen Energien in Kraft-Wärme-Kopplung betriebenes Kraftwerk hat einen sehr hohen Wirkungsgrad, belastet unser Klima nicht zusätzlich und erfüllt damit alle Anforderungen an zukünftige Energiegewinnung, für die wir Bündnisgrünen uns im Kreis, im Land und auf Bundesebene angesichts des Klimawandels seit vielen Jahren stark machen. Außerdem ist es genauso preiswert für die Mieter, weil der bei dieser Technik nebenbei umweltfreundlich produzierte Strom verkauft wird und die Kosten senkt.

Herausreden, nach dem Motto, sie hätten es ja nicht besser gewußt, kann sich die WGT hier auch nicht, denn die gemeinsame Fraktion von Bündnisgrünen und CDU in Teltow hat seit Bekanntwerden der Planung immer wieder gefordert und angemahnt, dass ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadt hier vorbildlich zu agieren hat. Es sollte ein schadstoffarmes KWK-Kraftwerk gebaut werden, statt veraltete, umweltschädigende Technik für mindestens 15 lange Jahre in die Kanalaue zu stellen. Dies fordern wir konkret von der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung der Unternehmen WGT und FWT (Fernwärme Teltow). Auch der Einsatz von Palmöl ist aus ethischen, moralischen und ökologischen Gründen völlig inakzeptabel.

Umweltprobleme neu zu schaffen, statt umweltgerechte Technik einzusetzen, das können wir nicht akzeptieren, und die Kanalaue möchten wir lieber für die Naherholung unser Bürger nutzen.

Der Autor, Eberhard F. Adenstedt, ist Stadtverordneter für die Bündnisgrünen in Teltow und Mitglied des Kreistages Potsdam-Mittelmark