Potsdamer Neueste Nachrichten 19.12.07

 

Freude und Verdruss

Mit dem neuen Landesentwicklungsplan können in Kleinmachnow weitere Siedlungsbereiche entstehen

Kleinmachnow - Es gab Fälle, da scheiterten Kleinmachnower Vorhaben nicht zuletzt an den „Vorgaben von oben“. So schrieb der Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP) vor, wo es Gewerbeansiedlungen geben soll oder wo Wohnsiedlungen entstehen können. Nicht immer waren Landesplaner und Kommunen dabei einer Meinung. So vertrug sich zum Beispiel in Kleinmachnow die Idee eines Baumarkts am Stahnsdorfer Damm überhaupt nicht mit den Vorstellungen der märkischen Raumordnung. Auch die derzeit diskutierte Bebauung der Buschgrabenwiesen im ehemaligen Grenzgebiet sah das Planwerk nicht vor.

Nun ist der Landesentwicklungsplan überarbeitet worden – der Entwurf wird derzeit in den Landkreisen, Städten und Gemeinden begutachtet. Auf ihrer morgigen Sitzung sind die Kleinmachnower Gemeindevertreter aufgefordert, die Stellungnahme der Kommune zu dem neuen Entwurf zu verabschieden. Grundsätzlich wird im Rathaus begrüßt, dass die Landesplaner Kleinmachnow überwiegend als „Gestaltungsraum Siedlung“ betrachten. Denn das würde der Kommune erlauben, weitere Siedlungsflächen für Wohnbauzwecke zu entwickeln. Bei den Streitern für eine behutsame Ortsentwicklung läuten da allerdings die Alarmglocken. So warnt etwa Herbert Franke (UBK/WIR-Fraktion), dass man mit der Ausweisung weiterer Baugebiete mit dem – mühsam erarbeiteten – Agenda-Leitbild für Kleinmachnow kollidiere: Darin werden maximal 22 500 Einwohner als Entwicklungsziel genannt. „Diese Zahl ist für Kleinmachnow gerade noch erträglich“, befindet Franke. Wird der Gemeinde jedoch mehr Entwicklungspotenzial gewährt – und bei der freudigen Bautätigkeit wird die Kommune von der Erlaubnis gern Gebrauch machen – drohe der Charakter des Ortes endgültig verloren zu gehen, warnt Franke. Er prognostiziert noch mehr Verkehr und weiteren Verlust von Grün- und Freiflächen, wenn künftig in Außenbereichen gebaut werden darf – so wie demnächst auf dem Buschgrabengelände. Daher lehnte Franke im Bauausschuss, wie auch SPD-Vertreter Jens Klocksin und der Grüne Frank Musiol, den neuen LEP-Entwurf ab.

Im Gegensatz zu Franke zitiert das gemeindliche Bauamt die Möglichkeit, Teile des Buschgrabenareals als Bauland zu deklarieren, als Beleg einer stärkeren Planungshoheit, die der neue LEP nun gewähre. Der alte Plan „hemmte eine angemessene städtebauliche Entwicklung von Teilen des Gemeindegebietes“, heißt es aus dem Bauamt.

Doch aus dem Rathaus gibt es auch Kritik am neuen Landesentwicklungsplan. So wird moniert, dass wichtige Trassen für den Schienenpersonennahverkehr in der Region nicht ausdrücklich festgelegt sind. Daher wird angeregt, die Trassen der Stamm- und der Friedhofsbahn in den neuen Plan aufzunehmen. „Dies auch deshalb“, so die Begründung, „weil die Region trotz wachsender Einwohnerzahlen noch immer nur über eine unbefriedigende ÖPNV-Anbindung an Potsdam und Berlin verfügt.“

Auch die Absicht, im Landesentwicklungsplan allein die Stadt Teltow als Mittelzentrum auszuweisen, findet in Kleinmachnow kein Echo. Dies werde der „besonderen Leistungsfähigkeit und Bedeutung der gesamten Region nicht gerecht und werde die regionale Zusammenarbeit künftig erschweren“. Deshalb wird in der Stellungnahme zum LEP gefordert, Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf eine gemeinsame Funktion im künftigen System der Zentralen Orte zu geben.