Potsdamer Neueste Nachrichten 13.12.07

 

"Schleusenausbau ignoriert Klimawandel"

Erneute Petition Kleinmachnower Bürgerinitiative an Bundesregierung / Land soll sich mehr einbringen

Kleinmachnow - Die Bürgerinitiative „pro Kanallandschaft Kleinmachnower Schleuse“ hat sich gestern erneut mit einer Petition an den Bundestag gewandt. Darin wird das Bundesverkehrsministerium scharf angegriffen und aufgefordert, für den weiteren Wasserstraßen-Großausbau ein sofortiges Moratorium auszusprechen und das Projekt zu überprüfen.

Die Bürgerinitiative bezeichnet es als „in höchstem Maße verantwortungslos“, dieses Projekt weiter zu betreiben, da in der zu Grunde liegenden Umweltverträglichkeitsuntersuchung der Bundesanstalt für Gewässerkunde jegliche Auswirkungen des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels ganz bewusst unberücksichtigt gelassen würden. Obwohl die Bürgerinitiative dies bereits im Mai diesen Jahres in einer Petition scharf kritisiert hatte, beharrte das Bundesverkehrsministerium in seiner Antwort auf diesem „nicht mehr zeitgemäßen“ Standpunkt. „Es stellt sich die Frage, wie das Bundesverkehrsministerium diese haarsträubende Tatsache gegenüber den sich bereits seit Jahren immer deutlicher abzeichnenden wasserwirtschaftlichen Problemen des Landes Brandenburg verantworten will“, so Initiativensprecher Manfred Hauck. Das Bundesverkehrministerium positioniere sich damit auch gegen die offizielle Regierungspolitik. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel habe bekanntlich mit Nachdruck umfassende Maßnahmen gegen den Klimawandel zu einem wichtigen Leitsatz der Regierungstätigkeit erklärt.

Zugleich wird mit der erneuten Petition eine Antwort auf einen Offenen Brief an Bundesverkehrminister Wolfgang Tiefensee angemahnt, den die Bürgerinitiative bereits im März dieses Jahres übermittelt hatte und auf den es bis heute keine Reaktion gibt. Darin wird darauf verwiesen, dass nach dem Bau einer 190 Meter langen Großschleuse in Kleinmachnow dem in unmittelbarer Nähe liegenden Machnower See bei jedem Schleusenvorgang eine weitaus größere Wassermenge entzogen wird.

Im Sommer 2003 zeigte sich, dass der Wasserstand dieses Sees mit seinen reizvollen Uferauen trotz Schleusenstaustufe deutlich abgesunken war, weil Spree und Havel katastrophales Niedrigwasser führten und nicht mehr genug Wasser nachfloss. Dadurch fließt das von den unter Schutz gestellten, bewaldeten Uferbereichen benötigte lebensnotwendige Oberflächenwasser noch stärker zum tiefer liegenden Teltowkanal ab. „Die Befürchtung, dass dadurch die einmaligen Uferauen als anziehendes Erholungsgebiet auf Dauer irreparabel geschädigt werden, ist also nicht von der Hand zu weisen“, meint Hauck.

Die Bürgerinitiative fordert deshalb nochmals mit Nachdruck, den Bau der Großschleuse zugunsten „einer den Verkehrsbedarf vollauf befriedigenden“ 115-Meter-Schleuse zu überprüfen, zumal bis zum Bau der Schleuse im Jahr 2012 noch Bedenkzeit gegeben sei.

Die Bürgerinitiative fordert jetzt insbesondere die Landesregierung in Potsdam auf, die von Ministerpräsident Platzeck und dem damaligen Verkehrsminister Szymanski unmittelbar vor der Landtagswahl 2004 vorgeschlagenen Kompromiss einer 115-Meter-Schleuse gegenüber der Bundesregierung erneut und mit Nachdruck zu vertreten und in dieser Frage aktiver zu werden. Hauck: „Von einer entschlossenen und konsequenten Haltung der Brandenburger Landesregierung hängt nun entscheidend ab, ob die unwiederbringliche Vernichtung der in Schleusen-Nähe liegenden, immer stärker auch touristisch anziehenden, reizvollen Teltowkanal-Uferlandschaft verhindert werden kann.“ Peter Könnicke