Potsdamer Neueste Nachrichten 06.12.07

 

Üppige Etatplanung

Millionen für neues Kulturzentrum, neuen Bürgersaal, gemietete Schule: Haushaltsplanentwurf abgelehnt

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Für Klaus-Jürgen Warnick ist es die Zeit für Geschenke. Nicht, weil bald Weihnachten ist. Im kommenden Jahr wird ein neues Gemeindeparlament gewählt und daher werden schon jetzt, so der Chef der Kleinmachnower Linkspartei-Fraktion, Präsente geschnürt: Wahlkampf-Geschenke heißt das im politischen Sprachgebrauch. Und die Rechnung bekam am Montag der Finanzausschuss präsentiert in Form des Haushaltsplans für 2008.

2,5 Millionen Euro sind für einen größeren Rathaussaal veranschlagt, 1,2 Millionen Euro sollen erneut in die Seeberg-Grundschule fließen, 380 000 Euro soll ein Kletterfelsen kosten, für eine Million soll ein denkmalgeschütztes Haus nahe des alten Dorfkerns in ein Kulturzentrum umgewandelt werden. Eine „gefährliche Ausgabementalität“ vermag Warnick zu erkennen und schreibt diese – ganz der Wahlkämpfer selbst – vor allem der CDU und SPD zu. Allerdings: Der vom Bürgermeister festgestellte Etatentwurf stieß im Finanzausschuss bei fast allen Fraktionen auf Kritik. Er wurde abgelehnt. Lediglich die beiden SPD-Vertreter und Mathias Kleemann von Pro Kleinmachnow befürworteten das Papier.

Ein „haushaltsrechtliches Problem“ hat der CDU-Abgeordnete Maximilan Tauscher mit der Etatplanung: „Die Investitionen sind nicht durch entsprechende Planungen abgesichert.“ So werde das Vorhaben, den Bürgersaal für größere Bühnenvorstellungen zu erweitern, durch kein Nutzungkonzept unterlegt. Zwar wurden beim Bau des Rathauses die Option und die Fläche für einen Saalanbau mit 400 Plätzen offen gelassen – im nächsten Jahr soll konkret geplant und 2009 gebaut werden. „Ob es aber tatsächlich notwendig ist oder Alternativen vorhanden sind, gehört zunächst geprüft“, so Tauscher. So gebe es inzwischen das – wenn auch zunächst nur mündliche – Angebot der Internationalen Schule, deren geplanten Theatersaal auch für gemeindliche Veranstaltungen zu nutzen.

Skeptisch betrachtet wird auch der Ansatz von einer Million Euro für den Umbau des historischen Hauses am Zehlendorfer Damm 200. Es soll für kulturelle Zwecke genutzt und könnte für den Heimat- sowie den Kultur- und Kunstverein ein festes Domizil werden. Doch auch hier ein Veto im Ausschuss: Erst sollte es ein Nutzungskonzept geben, bevor Geld ausgegeben wird. Nach langem Restitutionsstreit wurde die Immobilie erst in diesem Jahr der Gemeinde zugesprochen. Der Zustand des Hauses verlangt eine Sanierung – „doch geklärt werden muss, für welche Zwecke“, so CDU-Vertreter Tauscher. Für Rudolf Mach, Vorsitzender des Heimatvereins, „klingt es gar nicht schlecht“, die Heimatforscher am Zehlendorfer Damm unterzubringen. Schon seit langem klagt der Heimatverein, dass er keinen Platz für ein Archiv und Ausstellungen hat.

Immer mehr zur finanziellen Belastung für die Kommune wird die dritte gemeindliche Grundschule. In das dafür genutzte Haus 5 auf dem Seeberg sollen im kommenden Jahr erneut 1,2 Millionen fließen. Für Ausschusschef Warnick „reine Geldverschwendung“. Das Investitionslimit, dass man sich für die Schule gesetzt habe, sei längst überschritten. Warnick: „Ein Fass ohne Boden.“ Die Vorbehalte der Linken, dass die Schule nicht unbedingt gebraucht werde, würden sich bestätigen. Doch statt die Notbremse zu ziehen, „wird krampfhaft versucht, an dem Fehler, die Schule überhaupt zu eröffnen, festgehalten.“

„Was man begonnen hat, muss man auch weiter machen“, befindet indes SPD-Gemeindevertreterin Nina Hille. Sie stehe dazu, dass an den Kleinmachnower Grundschulen „etwas Luft“ ist. Das war ursprünglich auch die Intention der CDU für eine dritte Schule. Doch sind bei den Christdemokraten inzwischen einige Sorgenfalten zu erkennen: es gibt noch immer keinen aktuellen Mietvertrag für das Gebäude, das der Internationalen Schule gehört. Die Gemeinde investiert auf fremden Grund und Boden – da müssen die Konditionen endlich geklärt werden, fordert die CDU. Solange stehe dieser Finanzposten unter Vorbehalt.

Durch die Ablehnung des Etatentwurfs im Finanzausschuss muss das Papier überarbeitet werden. „Unverantwortlich“ findet das Nina Hille, denn dies könnte bedeuten, dass Kleinmachnow erst ab Februar einen beschlossenen Haushalt hat. „So kann man nicht arbeiten.“

Für CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt wäre es indes nicht zu verantworten, wenn „durch überhöhte Ansätze und haushaltsrechtswidrige Veranschlagung von Bauinvestitionen“ Kleinmachnows Ersparnisse „bis auf ein paar 100 000 Euro geplündert“ würden. Er hat gestern Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) schriftlich gebeten, zum nächsten Hauptausschuss all jene Maßnahmen aufzulisten, bei denen die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen für die Einstellung von Haushaltsmitteln noch nicht gegeben seien.

Wichtiger noch als die Investitionen sind nach Ansicht des CDU-Fraktionsvorsitzenden die Folgekosten, über die es an nahezu keinem Haushaltsansatz Aussagen gäbe. „So manche Gemeinde habe sich mit dem Missachten der Folgekosten schon ihren eigenen Strick gedreht“, erklärte der ehemalige Stadtkämmerer. „Die gute finanzielle Ausstattung der Gemeinde darf nicht zur Leichtfertigkeit im Umgang mit den kommunalen Finanzen verführen," so Burkardt – der sich somit alles andere als in großzügiger Geberlaune sieht.