Potsdamer Neueste Nachrichten 01.11.07
Scharfe Kritik der Fraktion CDU/Grüne an den aktuellen Plänen
Teltow -
Umweltfreundlich und kostengünstig sollte die Alternative sein, mit der die
Fernwärme Teltow (FWT) in den nächsten Jahren die Preise für Heizkosten stabil
halten will: ein Holzheizkraftwerk mit kombinierter Kraft-Wärmekopplung, das
ein Investor am Teltowkanal errichten will. Doch was Mitglieder der Fraktion
(CDU/Grüne) kürzlich in den Unterlagen des Genehmigungsverfahrens entdeckten,
ließ sie am Sinn des Vorhabens zweifeln. „Die Anlage wurde vom Landesumweltamt
einer Abfallverbrennungsanlage gleichgestellt“, informierte Fraktionschef
Erhard Wigand auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Aus den Papieren gehe
hervor, dass es sich bei der Holzschitzelanlage nicht um eine
Kraft-Wärme-Kopplung handle, bei der parallel Strom erzeugt werde, was den
Wirkungsgrad um 90 Prozent erhöhen würde. Stattdessen solle nun in zwei Kesseln
Altholz verbrannt werden.
Ursprünglich war jedoch geplant, die Anlage mit Holzpellets oder Holzschnitzeln
zu betreiben, wie FWT-Chef Wilhelm Prögel den Stadtverordneten versichert
hatte. Aus Kostengründen würden aber nun Span- und Faserplatten sowie
Holzschnitzel aus lackiertem, gestrichenem und beschichtetem Holz verfeuert.
Jährlich würden das 8400 Tonnen sein, um 4,8 Megawatt Wärme produzieren zu
können, hieß am Dienstag. „Ab 5 Megawatt wäre ein ausführlicheres
Genehmigungsverfahren notwendig gewesen“, sagte Eberhard Adenstedt (Grüne),
„und dann wäre diese Anlage so nicht genehmigt worden“. Zu den Auflagen gehört
neben der Abgasreinigung auch, dass der Betreiber kontrollieren muss, dass nur
zwei Prozent belastetes Holz (Kategorie A3) verbrannt werden. „Aber dagegen hat
die Betreibergesellschaft bereits Einspruch erhoben“, so Adenstedt. Überrascht
habe seine Fraktion zudem, dass es sich nicht um eine, sondern um zwei Anlagen
handelt, die unter einem Dach aufgestellt werden sollen. Dabei handle es sich
um die Holzschnitzelverbrennungsanlage und parallel dazu ein kleines
Blockheizkraftwerk (BHKW). Solche BHKW gelten zwar als umweltfreundlich, aber
da Palmöl eingesetzt wird, sei dieser Vorteil schon fragwürdig angesichts der
Zerstörung des Regenwaldes, die für die Produktion des Palmöls in Kauf genommen
wird. Außer der CDU/Grüne-Fraktion hätten darauf bereits die Lokale Agenda und
die Firma Novergia vor einiger Zeit hingewiesen und den Einsatz von Palmöl
abgelehnt.
Doch Sensibilität vermisst die CDU/Grüne-Fraktion
auch für Bereiche, die vor der eigenen Haustür liegen. So sei beim
Genehmigungsverfahren lediglich die Kleingartenanlage „Teltowblick“ im
angrenzenden Berlin berücksichtigt worden. Von schädlichen Auswirkungen seien
aber auch das nahe gelegene Kinderschifferheim betroffen, ebenso die Bruno-H.Bürgel-Schule,
die Lavendel-Residenz, die Kita „Teltower Rübchen“ und das Seniorenstift „Augustinum“
in Kleinmachnow. Auch die Gemeinde Kleinmachnow hätte als Anrainer beteiligt
werden müssen, meinen Wigand und Adenstedt. Im Augustinum sei man jedenfalls
schon hellhörig geworden, immerhin betrage die Einspruchsfrist noch vier
Wochen. Kirsten Graulich