Potsdamer Neueste Nachrichten 18.08.07

 

Baufortschritt und Stopp-Signale

Der Campus der Internationalen Schule auf dem Seeberg wächst – zugleich auch der Unmut über die Einzäunung des Geländes

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Der Campus der Berlin Brandenburg International School (BBIS) auf dem Seeberg in Kleinmachnow gewinnt deutlich an Konturen. Weitere Schulgebäude werden saniert, die Sporthalle ist bereits in der Hochbauphase. Und auf dem Plateau vor dem denkmalgeschützten Ensemble der ehemaligen Reichspostbauten ist in den vergangenen Wochen ein Sportplatz mit Kunstrasen, Flutlicht und einer blauen Tribüne angelegt worden. Blau soll auch die 400-Meter-Tartanbahn werden, die dann mitten auf dem Seeberg etwa an das Berliner Olympiastadion erinnern wird.

Das olympische Motto „Dabei sein, ist alles“ wird für den Seeberg allerdings nur begrenzt gelten. Mit zunehmendem Baufortschritt wird erkennbar, dass das Maß der öffentlichen Zugangs des Seebergs arg beschnitten wird. Das gesamte BBIS-Gelände ist eingezäunt. Zaun und Schranke signalisieren an der Campusgrenze: Stopp! Und von der Straße Am Hochwald ist der Zugang zu dem Areal durch ein mächtiges, elektronisches Eisentor versperrt. Zum einen wird damit die Zufahrt für Bau- und Lieferfahrzeuge verhindert, was vor allem die Anwohner vom Hochwald zufrieden stellen dürfte. In einer Bürgerinitiative hatten sie gefordert, dass die Verkehrserschließung des Seebergs sowie der Hakeburg als künftiges Hotel nicht über die engen Anwohnerstraßen erfolgen soll. Stattdessen soll der Seeberg über die Karl-Marx-Straße zu erreichen sein.

Doch auch für Fuß- und Spaziergänger ist der Zutritt an dieser Stelle tabu. „Es ist wieder so wie früher“, erinnerten sich gestern zur späten Mittagsstunde drei ältere Kleinmachnower, die vor dem verschlossenen Tor standen und neugierig das am Gitter befestigte „Zugangskonzept“ der BBIS begutachteten. Sowohl während des Dritten Reiches, als der Seeberg eine geheime Forschungsstätte war, als auch zu DDR-Zeiten, als hier Parteifunktionäre geschult wurden, war der Zutritt für die Allgemeinheit verboten. An diese Umstände offenbar noch gewöhnt, drehten die Drei gestern ohne großes Wehklagen wieder um.

In der örtlichen SPD sorgt das ausgehängte und seit einigen Tagen auch praktizierte Zugangskonzept indes für Irritationen. „Demnach ist eine Querung über den Seeberg gar nicht mehr möglich“, moniert Ortsparteichefin Susanne Krause-Hinrichs. Zur Dritten Grundschule und zur Waldorfschule, die sich gleichfalls auf dem Seeberg befinden, führe der Schulweg nur noch durch den Wald. „Der massive Zaun ist an sich schon schwer zu ertragen, aber wenn jetzt eine Querung gar nicht mehr möglich wäre, ist das kaum zu akzeptieren“, betont Krause-Hinrichs. Das sei den Einwohnern und insbesondere den Schülern nicht zuzumuten.

Auch SPD-Gemeindevertreter Jens Klocksin sieht schlimmste Befürchtungen bestätigt. Er forderte die Internationale Schule auf, die Passage über den Seeberg zu gewährleisten. Nach Auffassung von Klocksin widerspricht die Sperrung dem geltenden Planungsrecht sowie den getroffenen vertraglichen Vereinbarungen mit der Gemeinde.

Als die BBIS vor zwei Jahren ihre Absicht kundtat, das Schulgelände einzuzäunen, flammte in der Gemeinde und vor allem im Ortsparlament eine Debatte auf. Würde ein Zaun die Straße kreuzen, die über den Seeberg führt, und somit der Gang über das Plateau am BBIS-Gelände enden, würde „eine unglückliche Geschichte aufleben“, warnte Gemeindevertreter Hubert Faensen, der sich als Historiker intensiv mit der Geschichte des Areals beschäftigte. „Weltfremd“ nannte hingegen PRO-Kleinmachnow-Mitstreiter Thomas Barth den Glauben, der Campus einer internationalen Schule könne frei zugänglich sein. Und CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt fand es nur selbstverständlich, dass die BBIS als Eigentümerin des Areals auch das Recht hat, einen Zaum zu ziehen.

In der Tat rechtfertigt die BBIS die Einzäunung mit dem enormen Sicherheitsbedürfnis. Ihr Klientel sei gefährdeter als an anderen Schulen, weshalb Botschaften und Wirtschaftsunternehmen, die ihren Mitarbeitern internationale Schulen empfehlen, auf gegebene Sicherheitsstandards Wert legen. Das Sicherheitskonzept sei ein bedeutendes Auswahlkriterium für den Schulbesuch und somit auch Wirtschaftsfaktor der BBIS. Der Kompromiss, den Gemeinde und Internationale Schule bei der Zaun-Frage suchen wollten, scheint offenbar noch nicht gefunden.