Potsdamer Neueste Nachrichten 24.07.07

 

Bürgerinitiative verärgert über Klimawandel-Ignoranz

Vom Bundesverkehrsministerium erneute Überprüfung des Wasserstraßenausbaus gefordert

Kleinmachnow - Wegen seiner Ignoranz gegenüber dem Klimawandel hat die Bürgerinitiative „pro Kanallandschaft Kleinmachnower Schleuse" das Bundesverkehrsministerium arg kritisiert. Die Bürgerinitiative hatte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) aufgefordert, den geplanten Ausbau der Wasserstraße zwischen Magdeburg und Berlin, wozu auch der Teltowkanal und die Kleinmachnower Schleuse gehören, auszusetzen und „das gesamte Projekt einer gründlichen Überprüfung unter dem Gesichtspunkt der Auswirkungen des Klimawandels zu unterziehen“.

In seiner Antwort macht das Bundesministerium deutlich, dass es an den Ausbauplänen festhält, weil klimatische Veränderungen nicht eindeutig seien. „Hinsichtlich der Auswirkungen eines Klimawandels auf den Wasserhaushalt bestehen zu große Unsicherheiten," heißt es in der Antwort. Schon in einer umfangreichen Umweltverträglichkeitsstudie zum Verkehrsprojekt Nr. 17 heißt es: „Das Klima wird als ein stationärer Prozess betrachtet, d. h. die Variabilität des zukünftigen Klimas unterscheidet sich nicht vom gegenwärtigen. Seit einiger Zeit wird diese Bedingung in der politischen und wissenschaftlichen Diskussion in Frage gestellt. Ob die Erwärmung der Erde einen Klimatrend zur Folge hat, ist nach gegenwärtiger Rechtsgrundlage ein Gegenstand der Forschung und nicht einer UVU (Umweltverträglichkeitsuntersuchung, d.R.).“

Initiativensprecher Manfred Hauck ist verärgert: „Die Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf die Petition demonstriert nur das jahrelange starre Festhalten an überholten, nicht mehr zeitgerechten Denkschablonen.“ Bereits während der Planung des Verkehrsprojektes hätten die verantwortlichen Bundesbehörden den Klimawandel nicht leugnen können. Doch hätten sie ihn „auf absurde und verantwortungslose Weise in Scheuklappenmanier völlig unberücksichtigt gelassen“, so Hauck. Auch in der jetzigen Reaktion werde der Klimawandel weiterhin ausgeblendet.

Nur weil die Klimafolgenforscher nicht auf das Jahr genau die drohenden Veränderungen im Wasserhaushalt berechnen könnten, würde man im Bundesverkehrsministerium ganz darauf verzichten, die möglichen komplexen Auswirkungen des Wasserstraßen-Großausbaus unter den Bedingungen des sich real vollziehenden Klimawandels überhaupt in Erwägung zu ziehen. Ganz nach dem Motto: „Mögen die nachfolgenden Generationen sehen, wie sie mit den zuvor geschaffenen Realitäten und deren Folgen fertig werden!,“ so Haucks Vorwurf.

International anerkannte Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) würden auf die sich zukünftig weiter verschärfende Situation des Wasserhaushalts in Brandenburg hinweisen. Bereits 2003 habe das PIK in einer Studie gewarnt, dass das Verkehrsprojekt Nr. 17 drohe, zu einem Milliardengrab zu werden, weil die Berufsschifffahrt hier in wenigen Jahrzehnten wegen Wassermangels zum Erliegen kommen könnte. Und Ex-Bundesumweltminister Klaus Töpfer warne angesichts des aktuellen Klimaberichts: „Wer jetzt noch nicht wach ist, der muss sich fragen, was denn eigentlich noch passieren muss, damit man den Ernst der Lage erkennt." Die Bürgerinitiative fordert deshalb das Bundesverkehrsministerium nochmals mit Nachdruck auf, den Flussausbau einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen. pek