Potsdamer Neueste Nachrichten 09.07.07
Zwei neue Fahrzeuge zum 75. Jubiläum der Kleinmachnower Feuerwehr
Kleinmachnow - Solche
Geburtstagsgeschenke können sich sehen lassen: Zu ihrem 75-jährigen Jubiläum am
Wochenende erhielt die Freiwillige Feuerwehr Kleinmachnow von der Gemeinde zwei
neue Fahrzeuge. Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) übergab ein
Tragkraftspritzenfahrzeug und einen Rüstwagen an Gemeindewehrführer Mario
Grocholski, welche komplett aus dem kommunalen Haushalt finanziert wurden. Zu
den Gratulanten gehörten neben zahlreichen befreundeten Wehren aus der Region
auch Kleinmachnower Gemeindevertreter und Brandenburgs Innenminister Jörg
Schönbohm (CDU).
Mit den beiden Fahrzeugen bleibt der technische Stand der Kleinmachnower Wehr
erstklassig – und das mit gutem Grund: Allein in diesem Jahr mussten die
Kameraden 184 Mal ausrücken, größtenteils zur technischen Hilfeleistung, wie
nach dem Orkan Kyrill im Januar.
„Das sind mehr Einsätze als im
vergangenen Jahr“, würdigte Jörg Schönbohm. Der Innenminister ist Kleinmachnower
und hat bereits in seiner unmittelbaren Nachbarschaft einen Einsatz beobachten
können. „Wir haben im Land das unsrige getan und werden ihre Arbeit weiterhin
unterstützen.“
Damit verwies er zumindest indirekt auf das neue Konzept der Landesregierung,
nach dem so genannte Stützpunktfeuerwehren überall in der Mark gebildet wurden.
Ursprünglich sollten nur noch diese Anspruch auf Fördergelder haben, doch davon
sei man mittlerweile wieder abgerückt. Die Kleinmachnower führen den Status als
„Zubringer“ für die Teltower Berufsfeuerwehr, die von den drei Kommunen Teltow,
Kleinmachnow und Stahnsdorf getragen wird. Auf diese Weise wird in allen drei
Orten die nötige Tageseinsatzbereitschaft gewährleistet.
Denn die wäre in Kleinmachnow allein – wie auch in vielen anderen
Brandenburgischen Gemeinden – nicht herzustellen: Die meisten der 37 aktiven
Mitglieder sind tagsüber jenseits der Ortsschilder arbeiten. Man müsse auch
aktive Feuerwehrleute unter den Mitarbeitern der Gemeinde finden, um dies zu
ändern, so der Bürgermeister. Bei knapp 19 000 Einwohnern seien insgesamt 66
Feuerwehrleute zu wenig, „die Last aller ruht hier auf wenigen Schultern“.
Dies sah 1932 noch ganz anders aus: In der Einladung zur Gründungsversammlung
verwies der damalige Gemeindvorsteher Herholz explizit auf die Pflicht eines
jeden Bürgers zum Feuerlöschdienst. 28 Handwerker, Arbeiter und
Gewerbetreibende waren dem gefolgt. Die technische Ausrüstung war erst einmal
dürftig: Mit einer Handdrückspritze sollten die Brände bekämpft werden. Doch
bereits ein Jahr später wurde ein Auto als Transportwagen angeschafft, 1934
dann ein offener Kleinlaster, der eigenhändig zum Löschfahrzeug umgebaut wurde.
Mit dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Feuerwehrmänner an die Front befohlen,
die personellen Lücken füllten immer mehr Frauen auf – noch heute gibt es eine
eigene Frauengruppe bei der Kleinmachnower Wehr. Die Einsätze häuften sich zum
Ende des Krieges hin durch die Boden-Luftkämpfe über Berlin: Abgeschossene
Flugzeuge fielen hier vom Himmel, andere klinkten über dem Gemeindegebiet ihre
Bomben aus.
Nach dem Krieg wurde recht bald mit dem Wiederaufbau der Feuerwehr begonnen,
denn Brände gab es zuhauf. Mehrmals gingen Gebäude im Gemeindegebiet in Flammen
auf, aber auch Kohlebunker der Roten Armee, die zu dieser Zeit die Hakeburg
besetzt hatte, fingen Feuer – „eine Schinderei, sie zu löschen, da sie entleert
werden mussten“, erinnert die Jubiläumsschrift. In den Jahren 1946 und 47
fuhren die Kameraden sogar Patrouille, um potenzielle Einbrecher abzuschrecken.
Zu DDR-Zeiten profitierten die Freiwilligen von den Werkswehren der in der
Region ansässigen Betriebe: Die Kameraden fanden dort Arbeit und waren damit
auch immer einsatzbereit – und man konnte ausgemusterte Fahrzeuge übernehmen.
Entsprechend schwieriger wurde es nach der Wende, den technischen Stand
aufrecht zu erhalten. Dass dies gelungen ist, zeigten die Kameraden mit einem
Festumzug am Sonnabend, in den sich alle Fahrzeuge einreihten. „Und dies zu
sehen, lässt einen Kleinmachnower nachts viel besser schlafen“, so
Bürgermeister Blasig. Thomas Lähns