Potsdamer Neueste Nachrichten 12.04.07

 

Hightech für Hitler vom Seeberg

"Diffizile" Ausstellung im Industriemuseum

Kleinmachnow - Im Kleinmachnower Industriemuseum eröffnet heute die neue Ausstellung „Seeberg“. Die Technikschau widmet sich der Reichspostforschungsanstalt, deren Wissenschaftler für das Nazi-Regime Geräte zur Kriegsführung entwickelten. Laut Museumsleiter Erich Burmeister ein „diffiziles Thema“. Doch das Industriemuseum beschäftige sich eben mit Technik aus der Region Teltow, und daran sei der Seeberg nun einmal maßgeblich beteiligt.

Die Ausstellung betrachte die Innovationen aus der Forschungsanstalt bewusst hauptsächlich „aus technischer Sicht“. „Wir sind ein Industriemuseum, wir haben versucht, die politische Ebene herauszuhalten“,sagte Burmeister den PNN: „Ob uns das gelungen ist, werden wir an der Reaktionen sehen, wie dieses Thema aufgenommen wird.“

Einzelne Schautafeln zur Historie des Seebergs wird es dennoch geben. Auf der Anhöhe entstanden zwischen 1939 und 1943 die streng abgeschirmten Institutsgebäude der Forschungsanstalt. Die Wissenschaftler widmeten sich vor allem der Hochfrequenztechnik, dem Fernsehen, Radar, der Atomphysik und Funkspionage. Die Hakeburg, die Dietloff von Hake nach Entwürfen des Architekten Bodo Ebhardt Anfang des 20. Jahrhunderts am Seeberg baute, diente in den 1940er Jahren Reichspost-Minister Wilhelm Ohnesorge als Privatresidenz.

Ein halbes Jahr habe es gedauert, die Ausstellung auf die Beine zu stellen, so Burmeister. Schwerpunkte werden Waffentechnik, Radar und Fernsehtechnik sein sowie „Telefonie im weitesten Sinne“, sagte Burmeister, der die Schau zu großen Teilen organisiert hat. In einer Vitrine wird zudem Original-Technik gezeigt, die vor allem aus dem Privatbesitz von Bewohnern der Region stammt. Viele meldeten sich selbst beim Museum, das sich vor zwei Jahren als Verein gegründet hat. „Es hat sich bereits herumgesprochen, dass es dieses Museum gibt“, so Burmeister. „Wenn die Menschen beim Aufräumen alte technische Geräte finden, kommen sie.“

Die Geräte, die auf dem Seeberg entwickelt wurden, sollen nun Teil der Dauerausstellung des Industriemuseums werden. Von Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 15 Uhr ist sie geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos, allerdings prüft der Museumsverein, einen freiwilligen Eintritt zu verlangen – ähnlich wie die Parktickets der Stiftung „Preußische Schlösser und Gärten“, sagte Burmeister. Zur Eröffnungsveranstaltung heute um 17 Uhr im Museum im Meiereifeld 33 ist auch Hubert Faensen eingeladen, der das Buch „Hightech für Hitler“ über die Seeberggeschichte geschrieben hat.just