Potsdamer Neueste Nachrichten 10.03.07
Vorwurf
der Vetternwirtschaft
Kleinmachnows Bürgermeister holt Ex-DEG-Mitarbeiter ins Bauamt – Kritik von
Gemeindevertreter
Kleinmachnow - Der
Kleinmachnower WIR-Gemeindevertreter John Banhart wirft Bürgermeister Wolfgang
Blasig (SPD) Vetternwirtschaft vor. Grund ist die Einstellung eines ehemaligen
Mitarbeiters der Dreilinden Entwicklungs GmbH.
Die DEG gehört je zur Hälfte der Gemeinde und dem in Kleinmachnow sehr aktiven
Baukonzern Kondor Wessels. An der DEG hatte es von Gemeindevertreterin der
gegenwärtigen Legislaturperiode wiederholt Kritik gegeben bzw. ist ihre
Berechtigung hinterfragt worden. So kritisierte u.a. die CDU die Vergabe von
öffentlichen Aufträgen an die DEG. Inzwischen sieht Banhart die Firma „in
Schwierigkeiten, das es die Gemeindevertretung dem Bürgermeister zunehmend
schwer macht, freihändig und rechtswidrig Aufträge an die DEG zu vergeben“.
Garantiert seien auch nicht mehr die „indirekten Geldströme von der Gemeinde
über die Briefkastenfirma P & E zur DEG und von dort zu den Firmen des Kondor-Wessels-Konzerns“.
Daher sei es offensichtlich, dass der Bürgermeister versuche, Mitarbeiter der
DEG „zu versorgen“.
Die neue Kraft in der Bauverwaltung
soll gemeindliche Bauvorhaben begleiten und deren Qualität kontrollieren.
Spätestens die eklatanten Mängel am Dach der Turnhalle der Steinweg-Grundschule
machten in Kleinmachnow den Bedarf für ein Qualitäts- und Kontrollmanagement
deutlich. Doch bereits im vergangenen Sommer, als Blasig um Zustimmung für die
Personalstelle warb, gab es aus den Reihen der Gemeindevertretung Kritik – und
zehn Gegenstimmen.
Zwar wurde die Notwendigkeit einer professionellen Bauüberwachung anerkannt.
Doch kritisierte schon damals Banhart den Verzicht auf die Möglichkeit, sich
externen Sachverstandes zu bedienen. Ebenso sei es unnötig, eine Vollzeitstelle
zu schaffen, da die großen Bauprojekte im Ort erledigt seien. Auch
CDU/FDP-Fraktionschef Ludwig Burkardt monierte die fehlende Definition des
Stellenprofils. Vor allem aber verlangte die UBK/WIR-Fraktion eine „breit
angelegte Suche nach einem geeigneten Kandidaten“. Gefordert wurde eine
überregionale Ausschreibung. Banhart verhehlte auch nicht seinen Vorbehalt, die
Stelle solle lediglich zur Versorgung ausrangierter DEG-Mitarbeiter dienen,
während CDU-Fraktionschef Burkardt Eignung und Kompetenz als entscheidende
Kriterien nannte. Bürgermeister Blasig selbst rechtfertigte die geplante Stelle
mit seiner amtlichen Befugnis, die Kleinmachnower Verwaltung zu organisieren.
Dass nun unter 30 Bewerbern ein Ex-DEG-Angestellter den Vorzug erhalten hat,
lässt Banhart „erheblich an einer „ordnungsgemäßen Durchführung des Einstellungsverfahrens“
zweifeln. Banhart begründet seine Kritik mit der Sorge, „dass Blasigs
Bauverwaltung in Zukunft noch mehr die Interessen von Kondor Wessels gegen die
allgemeinen Interessen Kleinmachnower Bürger durchsetzen wird“. Schließlich, so
mutmaßt der Abgeordnete, erwarte der Baukonzern „noch viele Gefälligkeiten“ wie
die profitable Vermarktung von Flächen im Ortszentrum.
Für die kommende Sitzung der Gemeindevertretung hat Banhart eine Anfrage
eingereicht, in der er sich u.a. nach den Modalitäten der Ausschreibung , den
Ablauf der Bewerbungsgespräche sowie den Auswahlkriterien erkundigt. Zudem will
er wissen, wie Blasig seine angeblich in der Vergangenheit mehrfach getätigten
Aussagen bewertet, dass Mitarbeiter der DEG nach deren Auflösung bei der
Gemeinde oder ihren Gesellschaften „untergebracht“ werden müssten. Unterlegenen
Bewerbern rät Banhart, auf Grundlage des neuen „Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzes“
Akteneinsicht zu verlangen, um das Auswahlverfahren zu überprüfen. Peter Könnicke