Potsdamer Neueste Nachrichten 24.01.07

"Die drei Orte gehören zusammen" Teltows Bürgermeister wirbt für die Region

Teltow - Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) ist eifriger Zeitungsleser. „Wenn es um die Region geht, bekomme ich meine Informationen nur noch aus der Presse“, sagt er. Früher war das anders. Da machte er die Schlagzeilen – zusammen mit seinen Amtskollegen aus Stahnsdorf und Kleinmachnow. Doch seit es Gerhard Enser und Wolfgang Blasig vorziehen, lieber zu zweit als zu dritt eine gemeinsame Zukunft zu planen, ist Schmidt zum lesenden Statisten degradiert.

Anfreunden kann er sich mit der Rolle nicht, auch wird er sie nicht ausfüllen. Vielmehr will er aktiv werden und den beiden Nachbarn beweisen, dass deren Alleingang eine falsche Reaktion auf einen „Irrtum“ der Landesregierung ist. Seit diese nämlich entschieden hat, Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow nicht als Regionaler Wachstumskern zu fördern und ab 2009 lediglich die Stadt Teltow als Mittelzentrum einzustufen, schmieden Blasig und Enser Plan B: die Fusion ihrer beiden Orte. Ein Kalkül dabei: Die Finanzspritze des Landes für die dann gemeinsame Kommune würde wegen der gestiegenen Einwohnerzahl weitaus dicker sein als bislang.

Doch für Thomas Schmidt gibt es keinen Grund, Plan A aufzugeben. Für ihn bilden die drei Orte nach wie vor einen Regionalen Wachstumskern, was es den Landesoberen deutlich zu machen gilt. Er könne Akquise betreiben, doch er brauche die Hilfe der Nachbarn. Die gibt es. Der Kleinmachnower SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin hat eine Studie erarbeitet, in der die Kriterien, die einen Regionalen Wachstumskern definieren, für die drei Orte nachgewiesen werden. Die Stahnsdorfer SPD plant eine Standortentwicklungskonferenz, um die Potenziale der Region deutlich zu machen. Mehr Nachdruck würden diese Bemühungen aber bekommen, wenn Blasig und Enser mitmachen würden. Immerhin haben sie im vergangenen Jahr in Briefen an die Landesregierung selbst die Anerkennung als Wachstumskern und Mittelzentrum verlangt, lange Zeit war Stahnsdorfs Bürgermeister einsamer Kämpfer für diese Idee. „Es sollte doch möglich sein, das gemeinsam als sinnvoll und richtig Betrachtete zu wiederholen“, sinniert Schmidt nunmehr. So richtig kann er noch immer nicht nachvollziehen, was seine Kollegen mit ihren Fusionsgeplänkel derzeit treiben. Eine „menschliche Enttäuschung“ sei es ohnehin. Von einem Tag auf den anderen habe man Absprachen und Vereinbarungen über Bord geworfen. Verlässlichkeit sehe anders aus.

Doch das „klare Okay“, was Schmidt von seinen beiden Kollegen erhofft, vielleicht auch erwartet, blieb bislang aus. Im Gegenteil: Darauf zu setzen, dass die Landesoberen die Region im Nachgang vielleicht doch ins Förderprogramm der Wachstumskerne aufnehmen, ist Blasigs Sache nicht. „Wir müssen die Probleme jetzt angehen“, erklärte er, als er zusammen mit Enser die Fusionsanzeige öffentlich aufgab.

Dass eine Zusammenarbeit zu dritt möglich ist, würden die beiden Kollegen indes selbst beweisen – was einer „gewissen Ironie“ nicht entbehre, so Schmidt. Blasig und Enser wollen im IT-Bereich enger kooperieren – Teltow und Kleinmachnow haben dafür bereits eine gemeinsame Vereinbarung. Kleinmachnows Bauhof könnte auch Stahnsdorf bedienen – Teltows Straßen kehrt er schon. Für Schmidt bleibt es „schlicht und logisch: bei der Betrachtung des Raums gehören die drei Orte zusammen.“ Peter Könnicke