Potsdamer Neueste Nachrichten 28.11.06

BioTech-Firma aus Korea kommt nach Dreilinden

Pharmicell Europe errichtet Laboranlage für Stammzellentherapie

Kleinmachnow - „Pharmicell“ steht auf einem Schild in der ersten Etage im Albert-Einstein-Ring 5 des Europarc Dreilinden. Das Schild ist neu, drinnen sind noch Firmenschilder des Vormieters „Alvito“ an den Labortüren befestigt. Heute wird die südkoreanische Pharmatechnologiefirma deren Laborräume übernehmen. Gestern Nachmittag fand zur Einstimmung ein kleiner Sektempfang statt.

In den nächsten Wochen werden die Labore ausgestattet, um dann von hier aus den europäischen Markt zu erobern. Als Tochtergesellschaft der FCB-Pharmicell Co., Ltd. ist die Firma spezialisiert auf die Bereiche Zellbank- und Zelltherapieentwicklung. Rund 2 Millionen Dollar will das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren investieren, sagte Pharmicell-Berater Joeri Borstlap gestern den PNN. Mit dieser Ansiedlung werden auch die ersten Früchte der Kooperation im Bereich der Lebenswissenschaften zwischen Berlin-Brandenburg und Korea sichtbar.

Erste Kontakte wurden auf den Asien-Pazifik-Wochen 2005 geknüpft, an denen auch die Technologiestiftung Berlin (TSB) beteiligt war, sagte Borstlap. Seinerzeit erklärte das Unternehmen sein Interesse, sich in Europa anzusiedeln und befand besonders die Region Berlin-Brandenburg attraktiv. Vor allem die Wissenschaftslandschaft der regenerativen Medizin und die Nähe zur Berliner Charite, der größten europäischen Uni-Klinik, fielen bei der Wahl ins Gewicht. „Klein aber fein“, kommentierte gestern Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns die innovative Ansiedlung in einer Presseerklärung. Vor allem werde mit dieser Standortentscheidung die internationale Bedeutung der Life Sciences-Region Berlin- Brandenburg unterstrichen. Das spezifische Know-how von Pharmicell stärke zudem die Branche in Bereichen Regenerative Medizin, Tissue Engineering und Stammzellen, erklärte der Minister.

Maßgeblich für die Standortentscheidung waren auch die Förderbedingungen, betonte gestern Detlef Stronk von der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). Er räumte ein, dass zwar die Summe der Förderung noch nicht bekannt sei, aber er gehe davon aus, dass diese Entscheidung Anfang nächsten Jahres fallen werde. Möglich sei, dass das Unternehmen mit 50 Prozent gefördert werde. Stronk freute sich besonders darüber, dass sich nach Samsung erstmals wieder ein Unternehmen aus Korea ansiedeln wird: „Für die Struktur der Region ist interessant, dass Pharmicell auf dem Zukunftssektor Biotechnologie tätig sein wird.“ Trotz vieler Vorteile, die der Standort bietet, sieht man bei Pharmicell noch Verbesserungsbedarf in der Anbindung des Nahverkehrs. Optimal sei zwar die Nähe des Flughafens, aber eine Bahnanbindung dorthin wäre ein echter Vorteil. Vorerst werden vier Mitarbeiter im Labor arbeiten, aber schon 2007/08 sollen zehn Mitarbeiter zum Stamm von Pharmicell Europe GmbH gehören. In der ersten Startphase werden in Zusammenarbeit mit der Charite Tierexperimente durchgeführt. Für die zweite Phase sind klinische Studien an Patienten vorgesehen, in denen getestet werden soll, ob die gezüchteten Zellen sicher sind und wirken. Mit dem Verfahren kann einmal Patienten nach einem Schlaganfall geholfen werden, ebenso Mensche mit Herzerkrankungen. Ihnen werden adulte Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen, um sie im Labor zu vermehren. Dieses Ersatzgewebe kann dann ohne Abstoßungsgefahr wieder implantiert werden.

Für die dritte Phase ist vorgesehen dieses Verfahren als Medikament anzuwenden. In der Perspektive soll auch eine Zellenbau aufgebaut werden für Therapieansätze, an denen noch geforscht wird. So könnten zukünftig auch Stammzellen von Spendern vermehrt werden, um sie später anderen Patienten einzusetzen. Kirsten Graulich