Potsdamer Neueste Nachrichten 27.11.06

Schleusenausbau beunruhigt noch immer

Förderverein Bäketal / Buschgraben warnt vor Abholzungen im Hakeburg-Park

Kleinmachnow - Noch sei die Gefahr nicht gebannt, dass die Kleinmachnower Schleuse auf 190 Meter ausgebaut werde, warnte Achim Förster nach einem Vortrag über das Bäketal, der Ende der vergangenen Woche im Rathaussaal stattfand. Nur durch einen Zufall habe der Förderverein Buschgraben /Bäketal davon erfahren, dass das Wasserstraßen-Neubauamt nach wie vor an seinen Ausbauplänen festhalte. Offenbar wurde das über die Anfrage eines Investors, der Bootsplätze errichten will und seine Pläne nun auf ein kleineres Areal beschränken muss.

Bis März ist nach Ansicht des Vereins der Auenwald besonders gefährdet, der sich hinter dem Wohngebiet Stolper Weg bis zum Ufer des Teltowkanals erstreckt. Zwar ist das Ausbauprojekt durch den BUnd offiziell für fünf Jahre auf Eis gelegt, doch erst im November 2007 laufe der gültige Planfeststellungsbeschluss aus. Daher müsse damit gerechnet werden, dass bereits in den nächsten Tagen Kettensägen für Baufreiheit sorgen, sagte Förster. Um das zu verhindern wolle der Verein möglichst viele Bürger der Region zu zivilem Ungehorsam aufrufen, erklärte auch Vereinsmitglied Gerhard Casperson.

Wie gefährdet die Landschaft der Kanalaue ist, hatte Casperson zuvor anhand eines Lichtbildervortrages geschildert. Bereits vor über 100 Jahren veränderte der Teltowkanal nicht nur den Weg des Wassers, sondern auch die umgebende Natur. So habe der Schifffahrtsweg die Landschaft ringsum regelrecht trocken gelegt, aber es gebe noch Restbestände der ehemaligen Flora. Zu den verbliebenen Spuren der ursprünglichen Bäketal-Landschaft gehören einige alte knochige Eichen, auch manche charakteristische Pflanze blieb erhalten. Anhand einer geologischen Karte erläuterte Casperson den einstigen Verlauf der Bäke vom Quellgebiet am Fichteberg und einem zweiten Quellgebiet im heutigen Steglitzer Stadtpark bis zur Glienicker Lake am Babelsberger Park. Auch durch den verschwundenen Schönower und den Teltower See floss einst die Bäke und schlängelte sich dann südlich am Kleinmachnower Weinberg vorbei. Das Gebiet rings um die Bäke war reich an Torfstichen, denn vor 800 Jahren bedeckten noch sumpfige Wälder das Bäketal. Das Wasser zahlreicher Gräben wurde in das Bäkefließ eingeleitet, dessen Sohlenbreite von zwei bis sechs Metern reichte, die tiefste Stelle war 1,50 Meter.

Das Tal der Bäke, das belegen Aufzeichnungen, war einst ein Eldorado für viele Pflanzenarten, deren Vorkommen längst erloschen sind. Natürliche Spuren des einstigen Sumpflandes sind noch die Teiche im Stadtpark Steglitz und eine Restvegetation von Sumpf- und Wasserpflanzen auf den Schönower Wiesen, wo die Geländeformation noch die Ufer des einstigen Sees erkennen lst. Auch die Uferlinie des Teltower Sees ist entlang der Seepromenade (Teltow-Seehof) ablesbar. Das östliche Ende dieses Sees ist noch in Form einer kleinen Ausbuchtung vorhanden und als Überbleibsel der Alten Treidelbahn ragen dort zwei Betonklötze aus dem Wasser. Zu den auffälligen Restbeständen des ehemaligen Feuchtgebietes, die in der benachbarten Seehofer Kanalaue zu finden sind, zählen neben einigen bemerkenswerten Pflanzen wie Sumpf-Weidenröschen und dem Gemeinen Gilbweiderich auch ein Erlen-Eschenwald und einige Eichen. Der Grünzug am Teltowkanal, der Berlin mit seinem Umland trotz Industrialisierung noch immer verbindet, müsse für kommende Generationen bewahrt werden, so Casperson. K. Graulich