Potsdamer Neueste Nachrichten 10.11.06

Rendezvous mit Folgen

Die Bürgermeister Blasig und Enser haben feste Absichten: die Fusion von Stahnsdorf und Kleinmachnow

Stahnsdorf/Kleinmachnow - Gerhard Enser und Wolfgang Blasig haben eine Annonce geschaltet: eine Hochzeit wird angekündigt. Stahnsdorf und Kleinmachnow sind die zwei Glücklichen. Der Hochzeitstermin steht zwar nicht fest, aber „es ist ernst gemeint“, versichert Blasig auch noch drei Tage nach dem Rendezvous der beiden.

Auch wenn die Bürgermeister derzeit ein recht harmonisches Bild abgeben, eine Liebesheirat wäre die Fusion ihrer beiden Kommunen, sollte es in einigen Jahren tatsächlich dazu kommen, nicht. Vielmehr zwingen sie reine Fakten, sich Gedanken über das künftige Wohlergehen und die Entwicklungschancen Stahnsdorfs und Kleinmachnows zu machen. Denn seit die Landesväter angekündigt haben, die Region nicht als wirtschaftlichen Wachstumskern zu fördern und lediglich Teltow zum Mittelzentrum küren zu wollen, „müssen wir nachdenken, wie wir mit diesen Gegebenheiten umgehen“, so Blasig. Denn weder traut man Teltow zu, die zentrale Verantwortung für die Region zu übernehmen, noch will man bis zur nächsten Evaluierung neuer Wachstumskerne warten und hoffen, dann eventuell berücksichtigt zu werden. „Wir müssen die Probleme jetzt angehen“, gibt sich Blasig als Mann der Tat.

Daher hat er mit Enser analysiert, wo sich „Schnittmengen“ zwischen Stahnsdorf und Kleinmachnow finden. Erstaunlicherweise habe man dabei bemerkt, dass man bislang vielleicht zu sehr von einer „gefühlten Selbständigkeit“ beider Orte ausgegangen ist, stattdessen aber schon jetzt Gemeinsamkeiten und vor allem Bedürfnisse bestehen, mehr zu kooperieren. Nun wollen Blasig und Enser ihren beiden Ortsparlamenten ein Eckwertepapier vorlegen, in dem sie eine Reihe möglicher Kooperationen vorschlagen: ein gemeinsamer Bauhof und ein Kita-Eigenbetrieb, eine Fusion der Wohnungsgesellschaften, eine gemeinsame Beteiligung am Landes-Modellprojekt eines kommunalen Datennetzwerkes, ein lokales Bündnis für Familie, Überlegungen für einen gemeinsamen Flächennutzungsplan. Auch die Einführung des neuen Haushaltswesens „Doppik“ sollte „frühzeitig synchron geschaltet werden“. All die Maßnahmen, so betonten die Bürgermeister, haben letztlich ein Ziel: die Fusion beider Gemeinden.

Überrascht von dem heftigen Flirt ist man in Teltow – so sehr, dass einige Stadtverordnete der Sitzung der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“ am Mittwoch erzürnt fernblieben. Es sei ihm unverständlich, beklagte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt, warum man die Einheit der Region plötzlich in Frage stelle. Zwar sehen einige Teltower Stadtpolitiker wie FDP-Fraktionschef Hans-Peter Goetz die Annäherungsversuche der beiden Nachbarn entspannter: „Eine kleine Lösung wäre eine Variante, um endlich voranzukommen, so lange es den Dritten nicht schadet.“ Doch gibt es offenbar für Blasig und Enser durchaus Gründe, Teltow nur vorsichtig Avancen für eine Fusion zu machen. „Es war zu beobachten, dass politische Akteure in Teltow nicht mehr so konsequent den Gedanken eines Regionalen Wachstumskern verfolgen und sich stattdessen mit dem avisierten Status eines Mittelzentrum zufrieden geben“, so Blasig. So habe sich die Stadt Teltow mit einer gemeinsamen negativen Stellungnahme der drei Kommunen auf die versagte Anerkennung der Region als gemeinsames Mittelzentrum schwer getan, sich vielmehr mit „dem Spatz in der Hand, als mit der Taube auf dem Dach“ zufrieden gegeben. „Ich habe die klaren Signale aus Teltow für ein gemeinsames Mittelzentrum vermisst“, bedauert Enser. Dass er nun mit Blasig ernsthaft Überlegungen anstelle, die jahrelang nur vage Theorie waren, früher oder später aber unvermeidlich würden, sei doch ein lobenswerter Ansatz. Dabei wende man sich nicht „im Grauen“ von der Nachbarstadt ab: „Wenn Teltow Interesse an unseren Überlegungen hat – die Türen des Kleinmachnower Rathauses öffnen sich sogar von selbst“, so Blasig. Peter Könnicke