Potsdamer Neueste Nachrichten 04.11.06

Was zu beweisen war

Der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin belegt mit einer umfangreichen Studie, dass die Region Teltow Wirtschaftskern und Mittelzentrum ist

Von Peter Könnicke

Teltow - Es ist seit Wochen das beherrschende Thema in der regionalen Politik: Sind die drei Orte Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow ein gemeinsames Mittelzentrum und ein Regionaler Wachstumskern?

Seit die Landesoberen überlegen, wie die Stärken der Mark zu stärken sind und dafür Brandenburg in wirtschaftlich starke und schwache Regionen sowie in Orte mit und ohne Funktionen aufteilen, beobachtet man am Teltowkanal gespannt, welcher Stellenwert der Region zukommt. Enttäuscht und verwundert wurde registriert, dass die Landesregenten die Region weder als Mittelzentrum, noch als Wachstumskern sehen. Lediglich vier Branchenschwerpunkte – Biotechnologie, Medien- und Kommunikationstechnik, Optik und Metallverarbeitung – sollen künftig gefördert werden. Nur die Stadt Teltow soll als Mittelzentrum fungieren.

Die Kriterien, die zu dieser Einschätzung und Einstufung führten, seien zu schwammig und äußerst flexibel angewandt, kritisierte schon früh der Kleinmachnower SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin. Gleichzeitig bemängelte er das Unvermögen der drei Kommunen, ihr gemeinsames Potenzial ausreichend darzustellen. Nun hat Klocksin mit dem Berliner Volkswirt Sung-Ho Jeong eine „Studie über das Profil der Region, ihre Entwicklungspotenziale und die Chancen der Interkommunalen Kooperation“ erstellt. „Ich wollte nachweisen, dass wir tatsächlich die Kriterien des Landes für einen Regionalen Wachstumskern und ein Mittelzentrum in Funktionsteilung erfüllen“, begründet Klocksin seine Initiative.

Anhand der Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung sowie der steigenden Steuerkraft weisen die Autoren der Studie das Wachstum der Region nach. Schwierig erwies es sich, belastbare Daten über die Anzahl der in der Region angesiedelten Unternehmen zu beschaffen. Weder die Industrie- und Handelskammer (IHK) noch die drei Kommunen konnten Aussagen über die regionale Unternehmensstruktur machen: über Umsatzgrößen, Mitarbeiterzahlen und Branchenzugehörigkeit liegen kaum Daten vor. „Daher stellt sich auch die Frage, wie belastbar die Zahlen der Landesregierung sind, um zu der Einschätzung zu gelangen, die Region sei kein Wirtschaftskern“, so Klocksin. Doch allein die Zahl von 3735 regionalen Betriebe, die Mitglied der IHK sind, ist enorm hoch: Im Bundesdurchschnitt kommen auf 1000 Einwohner 38,4 Unternehmen, in der Region Teltow sind es 72,4.

Unterm Strich vermag die Studie nachzuweisen, dass die Region ein Wachstumskern ist. Sie weise überdurchschnittliche wirtschaftliche und wissenschaftliche Potentiale auf, was auch von der Landesregierung nicht bestritten wird. Zahlreiche Unternehmen haben internationale Ausstrahlung. Das Fraunhofer-Institut in Teltow, dass GKSS-Forschungszentrum oder die Biologische Bundesanstalt sind Eckpfeiler einer regionalen Wissenschaftslandschaft. Auch das Kriterium, dass in einem Wachstumskern 20 000 Einwohner leben müssen, ist erfüllt. „Im Zuge der Evaluierung der 15 ausgewiesenen Regionalen Wirtschaftskern muss Teltow/ Kleinmachnow/ Stahnsdorf berücksichtigt werden. Darauf hin zu arbeiten, ist die Aufgabe aller politisch Verantwortlichen der Region“, resümiert Klocksin.

Zweite Feststellung der Studie, auch da wiederholt sich der SPD-Politiker: die Region ist ein Mittelzentrum in Funktionsteilung. Die drei Kommunen verfügen über ein zusammenhängendes Funktionsprofil, sind räumlich eng verflochten und verkehrlich miteinander verbunden.

„Die Zukunft der Region wird nicht allein abhängen von Statusfragen und Förderanspruch“, so Klocksin, „aber mit förderfähigem Status wird die Zukunft besser zu gestalten sein.“ Bislang komme die Region bei der Neujustierung des Landes zu kurz, daher soll die Studie gegenüber dem Land als Argumentationshilfe dienen und bei regionalen Akteuren das Selbstbewusstsein stärken. Gleichzeitig kommen die drei Kommunen um eine intensivere Zusammenarbeit nicht herum, weshalb Klocksin eine Aufwertung der Kommunale Arbeitsgemeinschaft „Der Teltow“ für notwendig hält. So könnte neben punktuellen Kooperationen z.B. ein gemeinsames Regionalmarketing gefördert werden. Eine Fusion der drei Orte, wie sie in einem für Montag zwischen dem Kleinmachnower und Stahnsdorfer Bürgermeister geplanten Gespräch kein Tabu sein soll, hält Klocksin für kein probates Instrument. Doch „wer die kommunale Eigenständigkeit bewahren will, muss die interkommunale Kooperation mit Leben erfüllen“.