Potsdamer Neueste Nachrichten 30.10.06

Brückenschlag ins Heute

Viele junge Gäste im Industriemuseum und im Heimatmuseum Teltow

Kleinmachnow / Teltow - Die Warnleuchten des roten Löschfahrzeuges blinkten am Samstag nur symbolisch vor dem Industriemuseum im Kleinmachnower Meiereifeld. Denn trotz des Mottos „Feuer und Flamme“ an diesem Aktionstag der Museen in Potsdam-Mittelmark mussten keine Schläuche ausgerollt werden. Vielmehr wollten die Initiatoren die Herzen der Besucher entzünden, so saßen die Floriansjünger der Jugendfeuerwehr beinebaumelnd auf Bänken, bevor um 11 Uhr der Auftakt zu einer Bildungsreise durch insgesamt 39 Einrichtungen des Landkreises begann.

Festrednerin und SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein würdigte den Museumstag als „Brückenschlag zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“. Beispiel Industriemuseum: Vor allem Schüler könnten hier anschaulich erfahren, wie sich entlang des Teltowkanals die Industrie in der Region entwickelte habe, so Wicklein.

Dass der Kanal mit der Schleuse schon im letzten Jahrhundert Ausflugsziel für Schulklassen war, wird Besuchern gleich im ersten Raum des Museums kundgetan: Eine Besonderheit waren die Hubtore statt der üblichen Schwenktore, um das Gefälle zwischen der Oberspree zur Havel auszugleichen. Manchmal beförderten die 20 000 Kilogramm schweren Tore auch mal einen Frosch oder einen Fisch mit in die Höhe, und zur Freude der Schüler wurden durchfahrende Passagierdampfer berieselt.

Heute staunen Schüler im Museum über die großen Reglerschränke mit den vielen Kabeln und ausziehbaren Karten, deren Inhalt heutzutage auf winzige Chips passt. Größer waren früher auch die Gelände der drei Teltower Großbetriebe im Vergleich zu Firmenarealen von heute. Ein Modell des Geräte- und Reglerwerks GRW verdeutlichte es.

Aus dem „Konkurrenzbetrieb“, dem VEB Elektronische Bauelemente, gründeten sich nach der Wende die Telefilter SAW Products und die microtech GmbH electronic aus, die heute noch auf dem Techno Terrain ansässig sind. Die Wende haben auch Teltomat und der VEB WAB Potsdam überlebt, aus dem der Zweckverband Wasser- und Abwasser GmbH hervorging. Auch die Geschichte dieser Unternehmen zeigt die Ausstellung.

Grund genug für den Förderverein des Museums, die Schüler künftig über Berufe in der Region zu informieren. Auch weil gut ausgebildete Fachkräfte schon immer zum Potenzial der Region zählten, will der Museumsverein in einem Netzwerk mit Firmen und dem Ausbildungsverbund auf diesem Fundament bauen. Für den Umzug des Museums, der bald ins Haus steht gibt es drei Optionen – eine davon ist das Oberstufenzentrum Teltow.

In Teltow setzten am Abend Fackeln und Kerzen der Altstadt Glanzlichter auf: Im Heimatmuseum ging es an diesem Abend mit Glühwein und Suppe um die Frage: Wie war das eigentlich mit dem Lichtmachen ohne Strom? Kienspan, Kerzen, Öl und Petroleum kamen zum Zuge. Begeistert waren auch die Kinder, die nach ihrem Laternenumzug ins Museum kamen und auf dem Hof erlebten, wie Eisen auf dem Amboss einer Feldschmiede bearbeitet wurde. Günter Duwe vom Heimatverein freute sich über die jungen Gäste, „unsere Museumsbesucher von morgen“. Kirsten Graulich