Potsdamer Neueste Nachrichten 11.09.06

Festival der Treffpunkt-Träume

Beim ersten "Battle of the bands"-Wettbewerb am Wochenende standen die Pläne für ein Jugendzentrum in Kleinmachnow im Mittelpunkt

Von Henri Kramer

Kleinmachnow - David Richter muss sich viel Kritik anhören. Der junge Schlagzeuger wird von der Jury beim ersten Bandwettbewerb „Battle of the bands“ in Kleinmachnow harsch für sein Taktgefühl kritisiert. Trotzdem sagt David danach, dass es Spaß gemacht hat, mit seinen Bands „Kaperfahrt“ und „Dream Awakening“ am Samstag auf dem Rasen vor dem JFE in der Förster-Funke-Allee zu spielen. „So etwas wie dieser Wettbewerb hat in Kleinmachnow gefehlt“. Und natürlich will er auch am kommenden Freitag da sein, wenn 200 Meter entfernt vom JFE im alten Heizhaus auf dem Seeberg mit möglichst vielen Jugendlichen über ihre Zukunft in Kleinmachnow gesprochen wird. Denn eigentlich steht an diesem Konzert-Tag zwar die Musik der fünf Nachwuchsbands aus Kleinmachnow und Umgebung im Vordergrund – doch vor allem wird über das wichtigere Projekt diskutiert: einen möglichen neuen „Jugendkulturtreffpunkt“.

Initiator der Idee ist Helge Jenzewski, der mit seiner „The! Music School“ und fünf Bands bereits in das Haus gezogen ist. Ihm sollen bis zu 20 Bands folgen, so viele Probenräume seien in dem Gebäude möglich. Zudem plant Jenzewski für die ehemalige Kohlenhalle einen Raum für Konzerte, Theatervorstellungen und Ausstellungen sowie im Keller des Heizhauses einen Club für junge Leute. Partner für diese Ziele sind derzeit das JFE und der Affenclub. Das reiche aber angesichts des baufälligen Zustands des Hauses, dass ihm die Berlin Brandenburg International School (BBIS) überlassen wolle, längst nicht aus. „Das Dach muss saniert werden, die Sanitäranlagen auch, der Fußboden und vieles mehr“, sagt Jenzewski. Dafür hofft er unter anderem auf die Unterstützung von Sponsoren aus der lokalen Wirtschaft. Als Gegenleistung sei etwa vorstellbar, dass junge Bands aus dem Haus kostenlos auf Betriebsfesten spielen. „Wir sind eine Gemeinde mit überdurchschnittlich vielen jungen Leuten – deren Kreativität und Potential darf nicht verschwendet, sondern muss gefördert werden.“ Deshalb hofft Jenzewski für den Freitag, den 15. September (19 Uhr), dass Vertreter der Gemeinde und möglichst viele Jugendliche ins alte Heizhaus kommen. „Der Bedarf hier ist so groß und das Angebot so gering – diesen Widerspruch muss die Gemeinde sehen und endlich mehr für ihre jungen Leute tun“, so Jenzewski.

Für das Konzept des Hauses hat er schon konkrete Vorstellungen: Die Jugendlichen sollen es möglichst selbst verwalten und mit Hilfestellung lernen, für sich selbst verantwortlich zu sein. Möglich sei auch der Austausch mit anderen Kulturträgern der Region, etwa der wechselseitige Auftritt von Bands für Konzerte. Derartige Kontakt habe er bereits mit der Berliner Kulturbrauerei. „Ich möchte nicht als Konkurrenz auftreten, sondern möglichst viele Partner finden“, sagt der Musikschullehrer. Dass er für sein Unternehmen mit den Plänen natürlich auch viel neue Kundschaft lockt, räumt er ein. Doch immer wieder betont er, dass es ihm vor allem um die Jugend im Ort gehe.„Ihr sollt euch selbst in dem Haus verwirklichen können“, ruft Jenzewski den Jugendlichen am Ende des Bandwettbewerbs von der Bühne zu, als er ihnen die Pläne vorstellt. Und nächstes Jahr möchte er auch wieder einen Bandwettbewerb organisieren, nur noch größer. Jenzewski: „Wie sehr hier Angebote gefragt sind, sieht man schon an den 300 Gästen, die heute da waren“.