Potsdamer Neueste Nachrichten 05.07.06

Jagd im Dorf

Kleinmachnow erlaubt, zur Gefahrenabwehr Wildschweine in befriedeten Gebieten zu erlegen

Kleinmachnow – Die Wildschweine fühlen sich wohl in Kleinmachnow und seinem Umland. Die Tiere kommen als Wechselwild aus dem Großraum Großbeeren-Güterfelde, vor allem aber aus den Berliner Forsten um Dreilinden, Wannsee, Zehlendorf und sorgen für Schäden in Gärten, Grünanlagen und nicht zuletzt auf dem Stahnsdorfer Friedhofsgelände. Jagdpächter Hans Diwiszek und seine drei Gastjäger im Revier Kleinmachnow/Stahnsdorf mühen sich, den ganzen Wildbestand in einem vertretbaren Maß zu halten. Im vergangenen Jagdjahr, das Ende März endete, haben sie immerhin 42 Wildschweine, 26 Rehe und 30 Füchse „auf die Strecke“ gelegt. Zu dieser Bilanz gehören auch einige Tiere, die den Unfalltod starben, wie auf der stark befahrenen Landesstraße in Höhe von Kienwerder.

Trotz der fleißigen Jäger nehmen die Schäden in den Grünanlagen nicht ab. Die Wildschweine sorgen für Unmut, Unsicherheit und gar Ängste bei vielen Bewohnern auslösen. Daher wurde überlegt, die Jagdgebiete auf Ortslagen auszuweiten. „Wir haben hier eine Überpopulation bei Schwarzwild“, so die Festellung von Hans Diwiszek gestern bei einem Pressegespräch im Kleinmachnower Rathaus. Dieser Andrang hat die Kleinmachnower Gemeindeverwaltung veranlasst, „die Jagdausübung in befriedeten Bezirken der Gemeinde zum Zwecke der Gefahrenabwehr“ bekanntzumachen. Damit ist in diesen Bezirken bis Jahresende eine beschränkte Jagd mit der Schusswaffe gestattet, sie ist aber auf Wildschweine und Füchse beschränkt und eine Flinte darf eben auch nur dort angesetzt werden, wo Menschen nicht zu Schaden kommen können.

Jagdfeuer im Bannwald wird kaum möglich sein, aber es gibt dort andere Möglichkeiten, die Wildschäden einzudämmen. Wie Hans Diwiszek so forderten auch Ordnungsamtsleiter Ekkard Dehne und Eberhard Scheunemann, Leiter der Polizeiwache Teltow, mehr Verantwortungsbewusstsein vor allem der Grundstücksbesitzer. Sie sollen durch stabile Zäune ein Eindringen der Tiere verhindern. Auch Küchenreste auf leicht erreichbaren Komposthaufen sollten vermieden werden, um die Wildschweine nicht zusätzlich zu locken.

Einen „Wildschwein- Notruf“ wird es auch künftig nicht geben. Meldungen über Schäden oder gar streunende Tiere nehmen weiterhin das Ordnungsamt, Jagdpächter Diwiszek und auch die Polizei entgegen. „Aber wir gehen nicht mit der Dienstpistole auf Jagd“, betont Polizeikommissar Scheunemann. Natürlich rückt seine Mannschaft bei gefährlichen Situationen aus, und ein auf der Straße verletztes Tier kann auch schon mal mit einem Schuss von den Qualen erlöst. Sein Rat an alle Passanten: Bei Auftauchen von Schwarzkitteln Ruhe bewahren und stehen bleiben, damit die Tiere weiter ziehen. Und diese Lehre auch Kindern vermitteln. Georg Jopke