Potsdamer Neueste Nachrichten 22.06.06

Gras + zwei Pfosten = Fußballwiese

Landschaftsplaner hat sich auf Spielplatzsuche durch Kleinmachnow begeben und Defizite festgestellt

Kleinmachnow - Schon den Begriff fand Adi Faust spannend: Fußballwiesen! Um solche anzulegen, sollte der Berliner Landschaftsplaner im Auftrag der Gemeinde in Kleinmachnow nach geeigneten Flächen suchen. Dabei hat Faust eine Fußballwiese als „öffentliche Grünanlage mit zwei Pfosten und geringem Unterhaltungsaufwand“ definiert. Und weil er Kleinmachnow bei der Ausstattung mit Spielplätzen „unterversorgt“ sieht und den Bedarf in einer der kinderreichen Gemeinden Deutschlands, die sich zudem das Prädikat „Familienfreundliche Kommune“ verdient hat, wachsen sieht, hat er das gesamte Flächenpotenzial des Ortes betrachtet. „Was geht wo?“, war dabei die Leitfrage bei der Suche nach potenziellen Spielplätzen.

Am Ende seiner Arbeit will Faust der Gemeinde eine Übersicht präsentieren, wo sich in Kleinmachnow geeignete Orte für Spiel- und Freizeitflächen befinden. Dazu will er ein Umsetzungskonzept und Prioritäten vorschlagen. Dabei legt er unterschiedliche Nutzungstypen zu Grunde – neben einfachen Fußballwiesen denkt er an Street- und Beachvolleyballplätze, BMX-, Skater- oder Kletteranlagen.

Insgesamt hat Faust 29 potenzielle Standorte entdeckt, von denen einige allerdings bereits für andere Nutzungen beplant sind. So käme ein Bereich der Bäkewiese in Frage, das Siemens-Gelände am Schwarzen Weg, ein Areal in der Neubauernsiedlung, der Parkplatz neben der Eigenherd-Schule und das Areal am Düppelteich wären geeignete Flächen. Auch die Kiebitzberge, eine kleine Anhöhe im Johannistisch und das FATH-Gelände hat Faust aufgelistet. Letzteres – ein brachliegendes, ehemaliges Werksgelände – sei „faszinierend“ für eine Zwischennutzung für Skater oder für den Bau eines Kletterturms. Für diese Betätigung sollte sich in Kleinmachnow „unbedingt ein Platz finden“, plädiert Faust. Denn Kletterwände oder -türme hätten einen geringen Flächenbedarf und würden kaum Lärm verursachen. Auch ein BMX-Parcours könnte in Kleinmachnow durchaus Anklang finden, denn Faust habe ein „großes Interesse am Radfahren“ in dem Ort wahrgenommen. Sinnvoll wäre dafür die Zusammenarbeit mit einem Verein. Das FATH-Areal mit den leer stehenden Gebäuden und freien Flächen biete sich für eine komplexe Nutzung an. „Es ist eine Überlegung wert“, sagte Faust, „bevor die Hallen weitere zehn Jahre leer und ungenutzt bleiben.“

Für alle Flächen, die Faust im Ortsgebiet ergründet hat, ließen sich geeignete Nutzungstypen entwickeln, so der Landschaftsplaner. Bei der zu erarbeitenden Konzeption gelte es zu beachten, dass die Anlagen „nah am Nutzer“ entstehen, rechtliche Vorschriften genügen und Angebote für unterschiedliche Altersgruppen beinhalten. Im Spätsommer wolle er konkrete Vorschläge machen.

Der Kultur- und Sozialausschuss, in dem Faust seine Thesen und erste Zwischenergebnisse präsentierte, hat die Arbeit mit Interesse registriert. Als „positiv“ empfand es CDU-Vertreterin Verena Hartmann, „zunächst einen Überblick zu gewinnen, der dann ein Vorgehen Schritt für Schritt erlaube“. Der SPD-Abgeordnete Bernd Bültermann war derart angetan, so dass er befand: „Das Gutachten ist sein Geld wert, obwohl ich nicht weiß, was es kostet.“

Bauamtsleiterin Barbara Neidel sah es nicht problematisch, dass Landschaftsplaner Faust seinen Auftrag deutlich über das Auffinden von Fußballwiesen hinaus interpretiert hat. Da der Bedarf an Spielplätzen in Kleinmachnow steige, habe man erkannt, dass eine Gesamtschau mehr Sinn mache als eine partielle Betrachtung. Peter Könnicke