Potsdamer Neueste Nachrichten 19.06.06

Musikalische Brise überm Rathausmarkt Traditionelles Musikschulfest in Kleinmachnow

Kleinmachnow - Hinter jeder Tür warten andere Klänge: trillernde Flöten, fiepende Geigen und dazwischen sanfte Klaviertöne. Dass davon manches noch etwas schief und krumm klingt, trübt keinesfalls die Freude der jungen „Instrumenten-Entdecker“, die scharenweise durch die Flure der Kreismusikschule „Engelbert Humperdinck“ streifen. Denn zum alljährlichen Musikschulfest stehen auch Gästen im wahrsten Sinne des Wortes alle Türen offen.

So konnten am Sonnabend wieder viele junge Besucher an Gitarrensaiten zupfen, in die Tasten eines Klavieres greifen und versuchen, einem Horn Töne zu entlocken. Schnell merkten sie, dass schon viel davon abhängt, ein Instrument richtig zu halten. So hat die siebenjährige Marie bereits erfahren, wie man den Bogen einer Violine hält. Ebenso weiß sie nun, wie sie ihren Arm um eine Gitarre legen muss. Und beim Flötenspiel bescheinigte ihr die Lehrerin: „Du hast Flötenlippen.“

Doch ein anderes Instrument hatte es der quirligen Marie viel mehr angetan: Schlagzeug. Denn Rhythmus und Trommelwirbel sind längst keine Jungendomäne mehr und auch vom Keyboard fühlte sich bereits die dreijährige Antonie angezogen. Zwar brauchte sie noch Hilfe, um den Hocker davor zu erklimmen. Aber dann lauschte sie ganz verzückt den Tönen nach, die ihre Finger auf der Tastatur erkundeten.

Nahezu jedes Instrument, vom Akkordeon bis zur Tuba ist im Angebot der Kreismusikschule. Besonders gefragt sind nach wie vor Violine und Klavier. So wurde der Gang durch die Flure zum reinsten Ohrenerlebnis, und neben den Schnupperstunden präsentierten sich auf der Freilichtbühne im Hof alle Sparten der Musikschule. Da waren die „Kitarristen“ zu hören, die bereits die ersten Grundlagen auf der Gitarre gelernt hatten und nun bereits im Ensemble musizieren. Auch die Streicherzwerge zeigten ihr Können und der Blockflötenkreis.

Erinnerungen weckten vor allem bei den Eltern die Geschichtenlieder aus dem „Traumzauberbaum“, deren Faszination bis heute anhält. So waren auch die Jüngsten begeistert, als das Musikensemble unter Leitung von Juliane Stephan einige Ausschnitte des Lakomy-Klassikers präsentierte.

Für die Mädchen und Jungen gab es zudem ein Quiz zu Instrumenten und wer Lust hatte, konnte sich gleich selber aus Korken, Federn und bunten Bändern ein Instrument basteln. Der „Windheuler“, den man über dem Kopf im Kreis wirbeln konnte, brachte die Luft zum Schwingen wie ein sanfter Mini-Orkan.

Eine musikalische Brise wehte ab 14 Uhr auch über dem Rathausmarkt. Streichergruppe, Klarinettenensemble und Jazzband mischten leuchtende Töne in den teilweise wolkenverhangenen Nachmittag. Und so hatte es fast den Anschein, als wirble das Percussion-Ensemble mit seinen rhythmischen Klängen die Wolkenschwärme ein bisschen auseinander. Schließlich gelang es dem Jugendblasorchester unter Leitung von Martin Aust, die Wolken am Himmel zu zerstreuen, und diese Stimmung übertrug sich auch auf das Publikum. Da wippten ältere Damen zaghaft mit den Schuhspitzen zu Evergreen-Melodien, während junge Leute mit den Fingern schnippten und einer sogar zu tanzen begann. Martin Aust und seine Blechbläser lockten dann tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen mit ihren sanften Tönen hervor, die wie Teppich über den Rathausplatz strömten. Kirsten Graulich