Potsdamer Neueste Nachrichten 02.06.06

Ohne Visionen und Mut gäbe es den Teltowkanal nicht

Er gilt als „Vater des Kreises Teltow“, als Visionär: Ernst von Stubenrauch, der als Landrat in einem kurzen, aber prägnantem Vortrag Kaiser Wilhelm II. vom Bau des Teltowkanals zu überzeugen wusste. Die Visionen, die der preußische Beamte mit dem Bau des Kanals verband, teilte nicht jeder. Kritiker warnten ihn vor der enormen Schuldenlast, die Stubenrauch bereit war, aufzunehmen, um den Kanal allein aus Kreismitteln zu bauen.

Doch Stubenrauch sollte sich durchsetzen – nicht nur gegen die Widerstände dreier Minister, die das Vorhaben ablehnten, sondern auch gegen alle anderen Skeptiker: Mit dem Kanal kam die Industrie in die Region, Werften und Häfen entstanden, das Elektrizitätswerk Schönow, dass den Betrieb der Treidelbahnen ermöglichte, sicherte gleichzeitig die Stromversorgung der umliegenden Gemeinden. Stubenrauch zur Seite stand sein Vize Gottfried Badewitz. Der Jurist hatte maßgeblich Anteil, dass die Vision eines Kanals zwischen Oberspree und Havel Realität wurde. Durch geschicktes Finanzmanagement verhalf Badewitz dem damaligen Landkreis Teltow zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Während Ingenieure die Pläne des Teltowkanals entwarfen, befähigten seine Erfahrungen Badewitz zum Finanz- und Immobilienmanager für das Vorhaben, das am Ende fast 40 Millionen Mark kosten sollte. Dank seines geschickten Flächenmanagements gelang es Badewitz, den Landkreis Teltow finanzkräftig zu machen.

Mit dem Stubenrauch-Brunnen in der Teltower Altstadt ist dem einstigen Landrat ein Denkmal gesetzt. Im heutigen Kreisarchiv findet sich das Originalprotokoll vom 12. Juni 1908, das den Antrag auf Genehmigung zum Bau des Brunnens dokumentiert. Geschaffen wurde das Denkmal von dem Bildhauer Ferdinand Lepcke. Die Büste ist einzigartig, so dass der Teltower Heimatverein jetzt vorgeschlagen hat, einen Abguss zu machen und gegen das Original auszutauschen. Diese soll im neuen Bürgersaal, der in der Kuppelmayrschen Siedlung entsteht, aufgestellt werden.

Den Namen Badewitz’ trug eine der Brücken, die über den Teltowkanal gebaut und später während des Krieges zerstört wurde. An ihrer Stelle befindet sich heute die Friedensbrücke. In den vergangenen Wochen ist vielfach diskutiert wurden, die Überführung wieder umzubenennen. Doch hatte und hat der heutige Name „Friedensbrücke“ seine Berechtigung. 1950, als die Brücke diesen Namen bekam, stand er als Symbol des Neuanfangs an einer Stelle, wo der Krieg seine Wunden hinterlassen hat. Heute ist der Name Mahnung und Verpflichtung. Es gibt sicher andere Möglichkeiten, den Verdiensten Gottfried Badewitz’ heute die Ehre zu erweisen, ohne dass dies zu einer kontroversen und peinlichen Auseinandersetzung führt.

Seit heute steht unmittelbar neben der Friedensbrücke ein altes Geländer der Badewitzbrücke, dazu eine Informationstafel. Ein sichtbares Zeichen, dass sich Kleinmachnow – wie auch Teltow – seiner Geschichte bewusst ist. pek