Potsdamer Neueste Nachrichten 20.05.06

Kanalfest ist keine Polit-Show

Stahnsdorf - Sie wandern durch die hiesige Landschaft und erklären Fauna und Flora. Sie bilanzieren, wie sich die Vegetation im ehemaligen Grenzgebiet im Buschgraben ihren Lebensraum zurückerobert und informieren in Vorträgen über die Geschichte des Bäketals. Dass das Bürgerfest zum 100-jährigen Bestehen des Teltowkanals eine gute Gelegenheit wäre, um über die Aktivitäten des Fördervereins „Buschgraben/Bäketal“ zu informieren, erschien dessen Mitgliedern unstrittig. Auch der BUND Südwest (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) hielt seine Teilnahme an den Festivitäten an der Kleinmachnower Schleuse für unbedenklich. Umso unverständlicher ist es Vereinsvertretern, dass man sich mit einer Zusage auf ihre Anmeldung bislang schwer tut. Eine offizielle Antwort auf ihre Bewerbung um einen Infostand gibt es bisher nicht.

„Ich merke, dass wir als Naturschutzverband unerwünscht sind, weil wir keine wirtschaftlichen Interessen bedienen“, meint Evelyn Kersten vom BUND Süd. Erklären könne sie sich das nicht.

Georg Lehrmann vom Regionalen Gewerbeverein (RGV), der mit der Organisation des Bürgerfestes beauftragt ist, möchte in keiner Weise den Eindruck entstehen lassen, irgendjemand werde ausgegrenzt. Er verweist auf die „klaren Absprachen und gewisse Prämissen“, unter denen man sich auf dem Fest präsentieren kann. In Zweifelsfällen konsultiere er den Bürgermeister von Stahnsdorf, der geschäftsführenden Gemeinde der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“. Diese hat den RGV mit der Veranstaltung des Festes beauftragt. Die drei Anrainerkommunen des Teltowkanals sowie das Wasser- und Schifffahrtsamt haben sich darauf verständigt, dass das Bürgerfest keine Bühne für politische Aktivitäten und Demonstrationen sein soll. Daher habe man auch die Kleinmachnower Wählerinitiative BIK gebeten, auf einen Info-Stand während des Bürgerfestes zu verzichten, da selbst die BIK ihr kommunal- und regionalpolitisches Engagement nicht abstreiten kann. Im Fall des BUND und des Fördervereins Buschgraben/Bäketal konnte Enser bislang den Inhalt und die Aktivitäten des geplanten Auftritts zum Kanaljubiläum am 2. Juni nicht bewerten, ihm persönlich lag eine entsprechende Anmeldung noch nicht vor. Seit gestern hat er sie auf dem Tisch: „Ausgewählte Publikationen sowie Infomaterial über die kulturhistorische Landschaft“, wollen die beiden Vereine präsentieren. „Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte“, so Enser gestern gegenüber den PNN.

Plakative Demonstrationen gegen den Kanal- und Schleusenausbau habe man während der Feierlichkeiten nie vorgehabt, betont Kersten. „Natürlich habe ich zu diesen Vorhaben meinen Standpunkt“, aber diesen hätten viele andere Bürger, die zu dem Bürgerfest kommen werden, auch. pek