Potsdamer Neueste Nachrichten 22.03.06

 

Das Dorf als Solitär

Bauausschuss vermisst bei Plänen der Waldorfschule Dialog mit der vorhandenen Seeberg-Architektur

Kleinmachnow - Im Stil eines märkischen Angerdorfes soll auf dem Seeberg in Kleinmachnow die Waldorfschule entstehen. Architekt Markus Löffler skizzierte im jüngsten Bauausschuss das geplante Schuldorf für 300 Schüler, bei dem sich einzelne Gebäude ringförmig um einen Anger legen. Löffler bezeichnete die Waldorf-Anlage als einen „identitätstarke Insel“ innerhalb des gesamten Seeberg-Areals. Hingegen kritisierte CDU-Gemeindevertreter Fred Weigert die städtebaulichen Vorstellungen seines Architektenkollegen als „Solitär“, das in keinster Weise an den architektonischen Bestand auf dem Seeberg anknüpfe.

Der Entwurf, der wegen der städtebaulichen Bedeutung des gesamten Seebergs mit Interesse und Spannung erwartet wurde, löste bei den Ausschussmitgliedern keine Euphorie aus. Das Dargestellte kommuniziere nicht mit dem vorhandenen Ensemble der ehemaligen Reichspostbauten, bemängelte Weigert. „Zumindest an den Nahtstellen braucht es geordneter Übergänge“, so der Abgeordnete. „Da muss mehr Spannung rein.“ Ausschusschef Herbert Franke empfahl statt der offenen eher eine kompaktere Bauweise. So ließe sich auch eine Spielfläche innerhalb des Baufensters integrieren, auf die im aktuellen Plan aus Platzmangel verzichtet wird.

Löffler, der an der Fachhochschule Potsdam als Professor Architektur und Städtebau lehrt, verteidigte seinen Entwurf. Der gesamte Seeberg sei durch solitäre Anlagen geprägt. So wie die Hakeburg und das Reichspostensemble sollte auch die Waldorfschule ein eigenes Themen haben. Man habe sich zudem bewusst für eine offene Bauweise entschieden, um ein räumliches Erlebnis zu vermitteln und den Blick in die Gebäude zu ermöglichen. Zudem sei der Bau einzelner Häuser der Wirtschaftskraft der Waldorf-Gemeinde geschuldet: Denn der Schulbau kann nur in einzelnen Abschnitten finanziert und realisiert werden, weil parallel zum Baufortgang in den bestehenden Provisorien weiter unterrichtet wird. „Das Modell der wachsenden Schule entspricht unserer Leistungsfähigkeit,“ erklärte Geschäftsführer Harro Volkmar.

Der Entwurf orientiert sich am Musterraumprogramm des Bundes für Waldorfschulen. Um einen Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet zu verhindern – wie vom Gemeindeparlament gefordert – wurde die Fläche für das Schuldorf um etwa ein Viertel auf 5000 Quadratmeter reduziert. Trotz der Beschränkung erfüllt die Waldorfschule die räumlichen Voraussetzungen, um als Ganztagsschule anerkannt zu werden. Aus den daraus resultierenden Fördermitteln soll das Mehrzweckgebäude finanziert werden. „Dabei geben wir uns mit dem nötigsten Raumbedürfnis zufrieden“, beschreibt Löffler die überschaubare Dimension des Baus, der sowohl als Mensa wie auch als Theater genutzt werden soll. „Jeder Quadratmeter wird effizient genutzt“, betont Löffler. „Die Grenze der Bescheidenheit ist erreicht.“

In zweigeschossiger Bauweise sollen nach und nach Häuser für die Unter-, Mittel- und Oberstufe, ein Verwaltungsbau, ein Gebäude für künstlerisch-praktischen Unterricht sowie eine Sporthalle errichtet werden.

Um Planungssicherheit zu gewinnen, hat die Waldorfschule eine Bauvoranfrage für die gesamte Fläche gestellt. Vom Ausgang der gegenwärtigen Verhandlungen mit der Internationalen Schule, von der die Waldorfschule das benötigte Grundstück erwerben will, ist abhängig, in welchem Umfang alternative Energiekonzepte Anwendung finden. „Da diese sehr teuer sind, müssten wir Eigentümer des Grundstücks werden“, erläutert Löffler die wirtschaftlichen Notwendigkeiten.

Ausschusschef Franke wollte die kritischen Hinweisen des Gremiums nicht als „Blockade“ verstanden wissen. „Es geht uns um die beste Lösung für die Schule und den Seeberg,“ betonte der Gemeindevertreter. Worauf Architekt Löffler um Vertrauen warb, dass die Waldörfer „eine schöne Schule bauen“. Peter Könnicke