Potsdamer Neueste Nachrichten 20.03.06
Kleinmachnow - Mit Erstaunen kommentiert
die Kleinmachnower Bürgerinitiative „Weinberg sind Wir“ die aktuelle Diskussion
ihrer Nachbarn in Potsdam zum „Stress mit den Pflasterstraßen“. Pflaster
bereitet im Gegenteil deutlich weniger Aufwand und Stress für Anwohner und
Stadtkämmerer, wenn mit ihm fachmännisch umgegangen werde, heißt es in einer
Pressemitteilung der Bürgerinitiative vom Wochenende. Anwohner des
Weinberg-Viertels, die sich in der Bürgerinitiative zusammengefunden haben,
bemühen sich seit längerem um den Erhalt des historischen Kopfsteinpflasters in
ihrem Stadtteil. Die Obere Denkmalschutzbehörde des Landes Brandenburg hat
diese Straßen im Januar wegen ihrer einmaligen ortsgeschichtlichen, städtebaulichen
und bauhistorischen Bedeutung in die Liste der Denkmale des Landes eingetragen
und damit unter Schutz gestellt. Jetzt könne endlich der weiteren Zerstörung
Einhalt geboten werden, so die Initiative.
Nicht die Pflasterstraßen seien das Problem, sondern der Verkehr mit schweren
Lastkraftwagen und Bussen sowie die Technik, mit der mancher Reinigungsbetrieb
dem Pflaster zu Leibe rücke, argumentiert Vereinssprecher Matthias Heinrich.
„Die fast überall eingesetzten herkömmlichen Kehrmaschinen eröffnen den
Teufelkreis: Der Fugensand wird durch stählerne Borsten aufgerissen und
gleichzeitig durch einen riesigen Staubsauger senkrecht aus den Fugen
herausgesaugt. Wasser bleibt in den geleerten Fugen stehen. Der Sog von breiten
Autobus- und Lkw-Reifen vollendet wie eine Saugglocke den Prozess. Die
Pflastersteine lockern sich, kippen und sinken ab.“ Dadurch werde die Straße
zerstört.
Lobenswert sei, so Matthias Heinrich weiter, dass man in Potsdam nun daran
gehe, neue technische Lösungen zur Pflasterreinigung zu suchen. Diese gebe es
bereits. „Schon seit längerem bietet ein namhafter deutscher Hersteller
Kehrmaschinen mit waagerechter Absaugung und speziellen Bürsten für
Pflasterbeläge an. Am einfachsten aber geht es mit dem Kehren von Hand. So
sieht man das noch überall in Europa, wo man das Kulturgut Pflasterstraße auch
zu schätzen weiß“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Pflasterstraßen sind kulturhistorische
Elemente der brandenburgischen Landschaft. Die Bürgerinitiative „Wir in
Kleinmachnow“ will sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass die
Pflasterstraßen in ihrem Stadtteil, die „einst den Charakter des Ortes als
Wald- und Gartensiedlung mit geprägt hat“, erhalten werden. Die Initiative
hofft bei ihren Bemühungen auf den in Kleinmachnow wohnenden Pflastersachverständigen
Michael Horst Schröder. Schröder hatte die hochwertigen Naturstein-Bodenmosaike
in den Potsdamer Weltkulturerbeparks wiederhergestellt hat und verfüge deshalb
über größte Erfahrung mit Natursteinpflasterflächen. Diese sollte zum Erhalt
und Schutz der Straßen am Weinberg und anderswo herangezogen werden, fordert
die Initiative. rt