Potsdamer Neueste Nachrichten 11.03.06

 

Kein Nachweis der Verträglichkeit

Bauausschuss ist unzufrieden mit aktueller Seeberg-Planung / Verkehrskonzept "unzumutbar"

Kleinmachnow - Auch nach dem Verkauf des Kleinmachnower Seebergs an die Berlin Brandenburg International School (BBIS) wird um die Entwicklung des Areals zäh gerungen. An der Idee, dass auf dem einstigen Forschungsgelände der Reichspost ein Campus mit mehreren Schulen entstehen soll, wird zwar nicht mehr gerüttelt. Der Teufel jedoch steckt im Detail.

Vor allem die Frage, wie Autos und Busse zu den Schulen und zur Hakeburg gelangen sollen, offenbart die mangelnde Weitsicht, mit der die Kleinmachnower Ortsmitte in den vergangenen Jahren städtebaulich entwickelt wurde. Wie ein Riegel haben sich das neue Ortszentrum und neue Wohnhäuser vor den Seeberg geschoben, so dass selbst ein renommierter Verkehrsplaner wie Professor Herbert Staadt sich schwer tut mit der Antwort, wie man künftig den Verkehr auf den Gipfel lenkt. Bislang skizziert Staadt lediglich den westlichen Teil des Adolf-Grimme-Rings als Weg zum Seeberg. Für „ wenig kreativ“ hält CDU-Gemeindevertreter Maximilian Tauscher diesen Vorschlag. Dass diese Straße direkt an zwei Kindergärten vorbeiführt, mag die Folge einer heute wenig sinnvoll anmutenden Entscheidung sein, die Kitas an dieser Stelle zu bauen. Fakt ist jedoch: Eltern und Erzieher nehmen erschrocken zur Kenntnis, was ihren Kita-Kinder künftig begegnet: Etwa 1000 Autos am Tag, die die drei Schulen auf dem Seeberg ansteuern.

Eva Kamm, besorgte Gesamtelternvertreterin der katholischen Kita, wollte im Bauausschuss am Donnerstag die Gemeindevertreter zum ernsthaften Nachdenken „sensibilisieren“, ob man das 130 Kindern zumuten will. Der WIR-Sachkundige Lothar Jerzembek sah, was offensichtlich ist: „Bei der Erschließung des Seebergs ist der Verkehr nicht ausgewogen verteilt.“ Und so urteilte das Gremium, dass die vorgeschlagene Erschließungskonzeption unzumutbar sei und andere Ideen notwendig sind.

Inzwischen hat das Bauamt die Anregungen, die während der frühzeitigen Bürgerbeteiligung zum Vorentwurf des Seeberg-Bebauungsplans (B-Plan) gemacht wurden, abgewogen. Das Fazit der Verwaltung lag dem Bauausschuss vorgestern zur Beurteilung vor. Mit Kritik und Unmut registrierten dessen Mitglieder, dass die Planer von wichtigen Prämissen abrücken, auf deren Grundlage das Ortsparlament im vergangenen Dezember überhaupt erst der öffentlichen Präsentation des B-Planvorentwurfs zustimmte. So wollen die Abgeordneten für die beabsichtigte Erweiterung des Gebäudeensembles der einstigen Reichspostbauten um zwei weitere Häuser dafür zunächst eine städtebauliche Verträglichkeit nachgewiesen sehen. Zudem ließen sie die Lage des „Sondergebietes II“, das die BBIS als Reservebauland deklariert, offen: Erst die Art einer Bebauung soll klären, welcher Standort geeignet ist.

Entgegen dieser Leitsätze empfahl Planer Rainer Giedat vorgestern, das Sondergebiet an die Bestandsbauten heranzurücken, da dies sowohl von der Landesdenkmalpflege als auch von der mittelmärkischen Naturschutzbehörde bevorzugt werde. Der alternative Standort nahe des Spandauer Teichs wäre eine zu große Beeinträchtigung des Biotops. Der geforderte Nachweis für die Verträglichkeit des Standortes ist damit jedoch nicht erbracht: „So lange wir keine Vorstellung haben, wie dieses Gebiet bebaut werden soll, können wir dem nicht zustimmen“, gab CDU-Vertreter Fred Weigert kritisch zu Protokoll. Ausschusschef Herbert Franke forderte von der BBIS ein „städtebauliches Gesamtkonzept, um fundiert abwägen zu können, was passt und was nicht.“

Auch für die zwei geplanten Neubauten ist den Abgeordneten des Bauausschusses der Nachweis für die städtebauliche Verträglichkeit nicht erbracht. Trotz der Vorbehalte des Ortsparlamentes skizzierte Planer Giedat beide Häuser in Fortführung der bestehenden Ensemble-Figur. Schon beim ursprünglichen Bau der Reichspostforschungsanstalt seien diese Bauten geplant gewesen. Daher habe auch der Denkmalschutz keine Einwände, da er die Neubauten als Vollendung früherer Pläne sehe. Der Verweis auf die Historie genügt CDU-Vertreter Weigert jedoch nicht: „Es bedarf eines maßstäblichen architektonischen Modells, um mit Überzeugung votieren zu können.“

BBIS-Chef Burkhard Dolata hält die Forderung nach anschaulichen Architekturmodellen für ungewöhnlich und nicht notwendig innerhalb eines B-Planverfahrens. Denn dieses regele nicht die Form, sondern das Maß einer Bebauung. Und dem Bauvolumen, dass die Internationale Schule für ihr Konzept benötigt, hat die Gemeindevertretung bereits zugestimmt, indem sie den städtebaulichen Vertrag mit der BBIS absegnete. Peter Könnicke