Potsdamer Neueste Nachrichten 08.03.06

Der Förster als Bürgermeister

Morgen jährt sich der 70. Todestag von Förster Funke, der Kleinmachnows erster Bürgermeister war

Von Dirk Becker

Kleinmachnow - Anekdoten machen sich immer gut. Ob nun wahr oder nicht. Und so gibt es eine schöne Anekdote über den Kleinmachnower Förster und Gemeindevorsteher Heinrich Funke, dessen 70. Todestag am morgigen Donnerstag mit einer kleinen Feierstunde gedacht werden soll. Also: Heinrich Funke, seit 1895 Förster im Gut Kleinmachnow, war als kluger und gutherziger Mensch bekannt. Eines Tages machte er sich zusammen mit einem Polizisten auf den Weg, ein ärmliche Ehepaar zu besuchen, dem nachgesagt wurde, in den gutseigenen Wäldern zu wildern. Förster und Polizist betraten die Stube des Ehepaars und auf dem Küchentisch lag frisch gebraten eine große Rehkeule. Funke versuchte sein Bestes, um das Ehepaar ungeschoren davon kommen zu lassen und sagte: „Dann lassen Sie sich mal die Ziege gut schmecken“. Doch die Frau fuhr empört auf und entgegnete: „Ziege? Wat’n Reh und wat ne Ziege is, det sollten Sie, Herr Förster, doch wohl wissen!“.

Soweit die nette Episode über Karl Friedrich Heinrich Funke, der als erster Bürgermeister von Kleinmachnow gilt und bis heute der einzige Ehrenbürger der Gemeinde ist.

In der Stadt Trebbin, 36 Kilometer südlich von Berlin, wurde Heinrich Funke am 21. September 1867 als Sohn der Gastwirte Friedrich Karl Heinrich und Johanna Karoline Emilie Funke geboren. Mehr ist über seine Kindheit nicht bekannt.

Nach der Schule ging er zum Militär und danach zur Forstschule im brandenburgischen Groß-Schönebeck. Am 1. April 1895 trat Heinrich Funke als Privatförster in den Dienst von Georg und Dietloff von Hake. Zwei Monate später zog der 27-Jährige mit seiner Frau in das Kleinmachnower Forsthaus. Strohgedeckt, mit Rauchfang in der Küche, wenig Bequemlichkeit und wenig Platz, weil Funke in dem kleinen Haus noch zusammen mit seinem Vorgänger und dessen Frau wohnte, wird das Leben im Forsthaus nur bedingt idyllisch gewesen sein.

Nach einer achtmonatigen Ausbildung und erfolgreicher Försterprüfung, wurde Heinrich Funke von den Hake-Brüdern als Förster auf Lebenszeit eingestellt. Neben seiner Aufgabe, auf dem Gut und in den umliegenden Wäldern für Ordnung zu sorgen, war Förstern Funke auch mit Steuererhebungen betraut. Seine „bürokratischen“ Erfahrungen im Gemeindewesen machten Förster Funke zum richtigen Mann, als im April 1920 der Gutsbezirk aufgelöst und die Landgemeinde Kleinmachnow gegründet wurde und ein Gemeindevorsteher gewählt werden musste. Sein Gemeindebüro musste in einer Kammer im Forsthaus untergebracht werden, wo aus Platzmangel die Schreibmaschine auf dem Fensterbrett stand. In seiner Zeit als „Bürgermeister“ – Funke wurde 1924 und 1928 wiedergewählt – war er stets um das Wohl der Kleinmachnower bemüht.

In seiner Amtszeit wurden viele Siedlungsstraßen im Ort ausgebaut, auch die Chaussee Zehlendorf-Kleinmachnow und der Spandauer Weg. Die Schulbaracke „Am Fenn“ entstand und die Eigenherd-Siedlung wurde erschlossen. Heinrich Funke, der als ruhiger und stets freundlicher Mann bekannt war, starb am 9. März 1936 im Alter von 68 Jahren an den Folgen einer schweren Lungenentzündung.

Am Donnerstag, 9. März, findet um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung im Rathaus Kleinmachnow, Adolf-Grimme-Ring 10 und um 14.30 Uhr eine Kranzniederlegung auf dem Friedhof Dorfkirche statt.