Potsdamer Neueste Nachrichten 27.01.06

Manchmal hilft schon reden

Arbeiterwohlfahrt schulte sechs Pflegebegleiterinnen für die Region

Kleinmachnow - Manchmal hilft es, einfach nur zu reden. Wenn einem alles über den Kopf zu wachsen scheint. Wenn plötzlich die Kraft fehlt, den geliebten Menschen, der krank im Bett liegt, wie jeden Tag weiter zu pflegen. Sechs ehrenamtliche „Pflegebegleiterinnen“ aus Kleinmachnow bieten jetzt ihre Hilfe an, pflegenden Angehörige beratend zur Seite zu stehen.

Am Mittwoch wurde den sechs Frauen in Kleinmachnow das Zertifikat „Pflegebegleiter“ überreicht. Am 16. November hatten die Frauen unter Leitung von Maria Dzialas von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Sozialstation Kleinmachnow/Teltow und Bärbel Schenk vom AWO-Kreisverband Mittelmark mit der 66-stündigen Ausbildung begonnen, die sich über einen Monat hinzog. Das bundesweite Projekt „Pflegebegleiter“ ist ein Modellprogramm zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung zur Begleitung pflegender Angehöriger und wird vom Forschungsinstitut Geragogik durchgeführt. Die Finanzierung übernehmen die Pflegekassen und das Bundesministerium für Familie und Senioren.

Während der Ausbildung wurden die sechs Frauen über Pflegeangebote in der Region, über gesetzliche Rahmenbedingungen bei der Pflege und verschiedene Krankheitsbilder informiert. In Gesprächen wurde über mögliche Sorgen pflegender Angehöriger diskutiert. „Wir haben auch das Stift Lehnin, die Diakonie in Kleinmachnow und die Sozialagentur in Teltow besucht“, sagte Bärbel Schenk.

„Die Aufgabe eines Pflegebegleiters ist es nicht, den pflegenden Angehörigen Arbeit abzunehmen. Sie sollen Mut machen, über mögliche Angebote oder Unterstützungen informieren, Kontakt zu Selbsthilfegruppen vermitteln oder einfach nur mal da sein, wenn jemand reden möchte“, so Bärbel Schenk weiter. Bei den Pflegebegleitern gebe es keinen Dienst nach Vorschrift. „Durch die Gespräche soll sich zeigen, wo Hilfe gebraucht wird, um dann zusammen Hilfsangebote zu entwickeln“, so Bärbel Schenk. Manchmal reiche es schon, sich den Frust von der Seele zu reden. Noch müsse sich das Angebot in der Region etablieren. Bärbel Schenk ist sich aber sicher, dass der Bedarf da ist. „Es gibt immer mehr ältere Menschen, die Pflege brauchen. Und viele Familien wollen das auch zu Hause tun.“ Die sechs Pflegebegleiterinnen werden sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch treffen, um so auch gegenseitig die ersten Schritte bei der Betreuung pflegender Angehöriger zu begleiten.

Ein weiterer Pflegebegleiter-Lehrgang ist ebenfalls schon in Planung, zwölf Frauen haben sich dafür angemeldet. Anfang März soll dann die Ausbildung in Kleinmachnow beginnen. Dirk Becker

Fragen und Informationen zum Pflegebegleiter-Service unter Tel. (033203) 240 12 oder (03329) 61 23 25.