Potsdamer Neueste Nachrichten 30.12.05

Das Jahr 2005 zwischen Licht und Schatten

Manches ist gelungen, einiges gescheitert, andere Vorhaben hängen noch in der Schwebe: Ein Jahresrückblick

Es wurde geplant und gebaut, palavert und gestritten, vertagt und eröffnet: 2005 war für Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf und Nuthetal ein Jahr mit Licht und Schatten. Mitunter blieb trotz langer Anläufe der weite Wurf aus, folgten großen Worten lediglich kleine Taten, wurden Versprechungen zu Versprechern. Aber manchmal bewährte sich auch die alte Weisheit: Was lange währt, wird gut! Und so wird 2006 für das ein oder andere Vorhaben, für das wir am Ende dieses Jahres schwarz sehen, vielleicht zum Jahr der Erfüllung.

Begonnen hat alles mit einer Katastrophe. Der Tsunami in Südostasien mit seinen verheerenden Folgen weckte weltweit ein Gefühl der Solidarität. In Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow suchte man nach einem gemeinsamen Hilfsprojekt, für das gespendet werden soll. Über die Initiative „Kleinmachnow hilft direkt“ wurden vor allem in Schulen tausende Euro gesammelt. 5820 Euro kamen insgesamt für das Projekt „School for Life“ zusammen.

Das Tor zur Mittelmark wurde der Teltower Bahnhof für die S-Bahn einmal genannt. Am 25. Februar wurde es aufgestoßen. Doch der umjubelten Jungfernfahrt folgte alsbald Ernüchterung: Es dauerte bis zum Dezember, ehe die schnelle Verbindung zum Potsdamer Platz ohne Umsteigen Wirklichkeit wurde.

Das Stück vom „Ja-Sager“ und „Nein-Sager“ wurde zur Eröffnung des Bürgersaals im Kleinmachnower Rathaus ausgesucht. Saal und Aufführung wurden kräftig gefeiert, im Laufe des Jahres hat der Tagungsort des Gemeindeparlamentes die Geschichte vom Ja- und Neinsagen in vielfacher Version immer wieder erlebt.

Es war ein weiter Weg bis zum Blauen Wunder, das sich nun über die Nutheschnellstraße spannt. Um seit April über eine Fußgängerbrücke wieder auf alten Wegebeziehungen wandeln zu können, die durch den Bau der Autobahn zerschnitten worden waren, war ein Hürdenlauf durch Ämter und Instanzen notwendig. Acht Jahre hat es gedauert, um den Riss durch einen Teil der Kulturlandschaft zwischen Potsdam und seinem Umland wieder zu heilen. Zwar hat die Fußgängerbrücke einen Schönheitsfehler, denn für Behinderte ist sie nur schwer zu passieren. Aber wo werden heutzutage noch Brücken gebaut, die ausschließlich für Fußgänger sind?

Und noch ein Brückenschlag erfreute in diesem Jahr die Region: Die neue Schleusenbrücke wurde im Mai eröffnet. Jahrelang war die Fahrt über den Teltowkanal nicht möglich, heute ist die Brücke ein wichtiges Scharnier im regionalen Verkehrsfluss.

Es wurde viel gestritten, ob Güterfelde sein Bürgerhaus nun in einer ehemaligen Kita oder Schule einrichten soll. Die Kita machte das Rennen und im Mai erstmal seine Türen als Bürgerhaus auf.

Ungeduldige Lokaljournalisten wurden immer wieder vertröstet: „Bald, ja bald ist es soweit!“ Im Juli dann die frohe Kunde: An der Ruhlsdorfer Straße in Teltow eröffnet ein Bauernmarkt. Die Resonanz ist nicht schlecht und die Pläne der Marktbetreiber noch lange nicht erschöpft.

Hier geht es um Millionen, deshalb waren die Debatten zäh und reichhaltig. Einen gemeinsamen Nenner haben die Teltower Stadtpolitiker schließlich gefunden, so dass im August der Baustart für die Sanierung der Kuppelmayrschen Siedlung erfolgte. Im Moment heulen die Maschinen, doch die Diskussionen, wie das Kleinod am besten genutzt werden soll, werden bald wieder zu hören sein.

Ein Lichtblick auch im September: In die ermüdeten Bauaktivitäten im Grashüpferviertel kommt neue Bewegung. Die Design Bau AG erwirbt einen beträchtlichen Teil des Baulandes und will es entwickeln und vermarkten. Im November schlägt das Unternehmen im Teltower Mühlenviertel nochmals zu und will auch hier Brachland versilbern.

Eine bedeutsame Geste wird in Bergholz-Rehbrücke vollzogen: Am Bahnhof erinnert seit September eine Gedenktafel an ein Durchgangslager für Fremd- und KZ-Arbeiter während des Zweiten Weltkrieges.

Auf dem Schulhof der Teltower Grundschule I werden im Oktober Träume und Pläne wahr: Nach Vorgaben der Schüler wurde der Pausenhof umgestaltet und mit neuen Spielgeräten ausgerüstet, während im Europarc Dreilinden eBay ein weiteres Bürogebäude bezieht.

Mit einer Grundsteinlegung wurde in Stahnsdorf das Jahr 2005 beendet. Für eine neue Sporthalle ist in den zurückliegenden Monaten die Basis geschaffen worden, das Ergebnis soll nun bald sichtbar werden und den Schülern bessere Trainingsmöglichkeiten geben.

Dagegen steht der Bau der Eigenherd-Sporthalle in Kleinmachnow im Schatten. Streit, Drohungen, Tränen und Fehlplanungen ließen das Projekt von Anfang an in keinem guten Licht erscheinen, 2005 hat sich daran nichts geändert. Der Bau ist zwar fortgeschritten, aber noch immer sehen viele schwarz, was eine friedvolle Nutzung der Halle betrifft.

Zum dunklen Kapitel in Kleinmachnows Ortsgeschichte ist auch die geplante Hornbach-Ansiedlung geworden. Das Vorhaben ist geplatzt, die Verträge futsch und das erhoffte Geld dahin. Mit der geplanten Ansiedlung der Biologischen Bundesanstalt tat sich dennoch ein kleiner Silberstreif am düsteren Horizont auf.

Alles andere als schillernd lässt sich schildern, wie zielstrebig man sich in Kleinmachnow um den „Ort des Erinnerung“ bemüht. Einst geplant, die Stätte zum 60. Jahrestag des 8. Mai einzuweihen, ist das ganze Jahr verstrichen, ohne dass ein lobenswerter Gedanke für weitere Aktivitäten geäußert wurde.

Statt eitel Sonnenschein zogen dunkle Wolken über die Region, als die Landesregenten ihre Festlegungen verkündeten, wer künftig als Wachstumskern Geld aus der Landesschatulle erhält. Die Region ist nicht dabei, vielleicht, weil es ihr trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse nicht gelungen ist, sich als Einheit zu präsentieren und die Fähigkeit gemeinsamen Handelns nachzuweisen. So wurde es gar finstere Nacht um die Kanalaue, weil sich Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow nicht darauf verständigen konnten, das Ufer am Kanal in gemeinsamer Anstrengung touristisch aufzuwerten.

Das Lastkraftwagen auch nachts unterwegs sind, werden die Anwohner in der Arthur-Scheunert-Allee in Bergholz-Rehbrücke auch künftig leidvoll erfahren. Ein Antrag der Gemeinde für ein Nachtfahrverbot wurde abgelehnt.

Hier und da begann es zwischen Licht und Schatten im zu Ende gehenden Jahr leicht zu schimmern. Noch ist offen, ob an der ein oder anderen Stelle ein weiteres Licht aufgeht – in den Kammerspielen etwa, wo sich ein Trägerverein um eine strahlende Zukunft des Kulturhauses bemühen will und auf die angekündigten Gespräche zwischen Gemeinde und Eigentümer setzt. Vielleicht geht auch über dem Seeberg ein leuchtender Stern auf, nachdem man sich in Kleinmachnow nach Jahren der Kompromisssuche darauf verständigt hat, wie das wertvolle Areal gestaltet werden soll.

Womöglich sieht man im nächsten Jahr auch Licht am Ende des Tunnels, aus dem – im übertragenden Sinn – die Stammbahn kommen oder verschwinden soll. Vielleicht erhellt die Landesregierung die Region ja mit einer Antwort, ob der Wiederaufbau der Stammbahn machbar ist oder nicht. Im vergangenen Juni erhielt sie den Auftrag, Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen.

Und so werden eine Reihe an Fragen mit ins neue Jahr wechseln: Wird der Kiestagebau in Güterfelde eine Freizeitoase? Gibt es eine gemeinsame GmbH fürs Freibad Kiebitzberge? Wird der einstige Grenzkontrollturm im Europarc als Museum eröffnet? Steht der Baubeginn für die neue Landstraße 40 bevor? Werden wir doch noch ein Wachstumskern? Was wird mit aus der Diskussion um die Straße Am Weinberg? Wird die Königsbrücke saniert? Wird die Jubiläumsfeier für den Teltowkanal ein Erfolg?

Niemand muss ein Prophet sein, um zu sagen, dass auch 2006 ein Jahr mit Licht- und Schattenseiten werden wird. Freuen wir uns also auf ein kontrastreiches Neues.