Potsdamer Neueste Nachrichten 09.12.05
"Logisch
ist das nicht"
Die KAT redet von mehr Zusammenarbeit, konkrete Vorschläge jedoch dividiert
sie auseinander
Stahnsdorf - Manch einer hatte sich
einen „Meilenstein“ erhofft, der vorgestern in der Kommunalen Arbeitsgruppe
„Der Teltow“ (KAT) für eine neue und bessere Form der regionalen Zusammenarbeit
gesetzt werden sollte. Immerhin war die Denkpause drei Monate lang, nachdem
sich die Kleinmachnower, Stahnsdorfer und Teltower KAT-Vertreter im September
darauf verständigt hatten, noch einmal intensiv über eine rechtliche Form einer
gehaltvollen Kooperation zu sinnieren. Das Ergebnis hat jedoch wenig von einer
großen Wegmarke: Man ist lediglich zu der Erkenntnis gekommen, dass man jetzt
weiß, was man nicht will.
So haben sich die Kommunalpolitiker von der Idee eines gemeinsamen
Planungsverbandes, der die Regional-, Flächennutzungs- und Landschaftsplanung
übernimmt, verabschiedet. „Das ist nicht zweckmäßig“, fasste Stahnsdorfs
Bürgermeister Gerhard Enser die Erkenntnis eines Workshops zusammen, auf dem
die Vor- und Nachteile verschiedener Kooperationsformen analysiert worden
waren. Auch ein Kommunal- oder Zweckverband sei wenig sinnvoll, da er „nicht
bürgernah“ wäre und lediglich Provisorien verfestige, die einer Fusion der drei
Orte langfristig im Wege stehen würde. Doch ist eine Fusion selbst in weiter so
Ferne, dass sie gegenwärtig ein völlig untaugliches Argument ist. „Die besten
Möglichkeiten zur Kooperation bieten öffentlich-rechtliche Verträge“, beschwor
Teltows Stadtoberhaupt Thomas Schmidt den kleinsten gemeinsamen Nenner. Es gebe
bereits derartige Abkommen, etwa beim Winterdienst durch den Kleinmachnower
Bauhof auf Teltows Straßen. Diese „Politik der kleinen Schritte“ gelte es
auszubauen, so Schmidt.
Doch zeigte sich in der KAT-Sitzung am
Mittwochabend, dass Theorie und Praxis, Anspruch und Wirklichkeit weit
auseinander liegen und sich der zitierte kleine Schritt zum Spagat erstreckt,
sobald es konkret wird. Um weitere Felder der Zusammenarbeit zu erschließen,
schlug Stahnsdorfs Bürgermeister vor, dass die drei Kommunen für ein
gemeinsames Standesamt, für den Bibliotheksbetrieb, für den Katastrophenschutz
und eine einheitliche Datenverarbeitung öffentlich-rechtliche Verträge
abschließen. „Das sind vier Bausteine, die man setzen kann“, so Ensers Überzeugung.
Die Diskussion über diesen Vorschlag offenbarte jedoch all das Zaudern und
Zögern, die ewigen Bedenken und Unschlüssigkeiten, die in der Vergangenheit das
Bemühen um mehr Zusammenarbeit blockierten. Den einen waren die vier Beispiele
zu wenig, den anderen zu viel. So meinte Stahnsdorfs SPD-Fraktionschef Dietmar
Otto, „er könne sich noch eine Vielzahl anderer Punkte vorstellen“, konkret
vorgeschlagen hat er allerdings nichts. Sein Ortsparlamentskollege Michael
Burhenne, hingegen mahnte: „Lasst uns erstmal zwei bis drei Dinge machen.“
Stahnsdorfs CDU-Fraktionschef Claus-Peter Martensen fühlte sich von dem
Vorschlag seines eigenen Bürgermeisters „regelrecht überrumpelt“. Teltows
FDP-Vertreter Hans-Peter Goetz monierte, dass in dem Beschlusstext das Ergebnis
bereits vorgegeben sei, aber man doch erst prüfen müsse, ob man das überhaupt
so wolle. Teltows PDS-Gesandte Traute Herrmann reduzierte den Vorschlag
lediglich zur „Grundlage für weitere Diskussionen“. Und Kleinmachnows
PDS-Vertreter Wolfgang Kreemke verblüffte schließlich mit der Äußerung, dass es
„so viel Möglichkeiten“ zur Kooperation gar nicht mehr gebe. Sein Stahnsdorfer
Parteigenosse Harald Mushack wiederum befand, dass man „wesentlich größere
Schritte“ machen müsste. „Oder, so sein Fazit, „jeder macht seins.“ Womit man
schließlich an dem Punkt angelangt war, an dem man sich seit Jahren befindet,
was Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig zu dem Urteil brachte: „Logisch
ist das alles nicht.“
Einzig Kleinmachnows SPD-Vertreter Jens Klocksin und der Teltower Bündnisgrüne
Eberhard Adenstaedt warben ohne Umschweife für Ensers Vorlage. Ohne sie gering
schätzen zu wollen, nannte Klocksin die vier vorgeschlagenen Beispiele „harmlos
und ungefährlich und deshalb machbar“. Adenstaedt lobte den Vorschlag als „gut,
weil machbar“.
Als die KAT-Mitglieder nach langem Hin und Her die drei Bürgermeister
schließlich beauftragten, die vier öffentlich-rechtliche Verträge für
Standesamt, Bibliothek, Gefahrenabwehr und EDV auf den Weg zu bringen, war nach
langem Anlauf letztlich noch ein kleiner Schritt getan. So manch einer verließ
die Sitzung dennoch ziemlich ernüchtert: „Hier fehlt jegliche Rationalität für
ein Zusammenwirken“, bedauerte ein Teilnehmer.