Potsdamer Neueste Nachrichten 06.12.05

 

KulTOUR

Der Reiz der Originale

Tucholsky-Ausstellung anlässlich des 70. Todestages des Schriftstellers in Kleinmachnow eröffnet

Von Dirk Becker

Kleinmachnow - Etwas soll zurück bleiben. Mehr als nur die zwei Bücher von Kurt Tucholsky, die Roland Templin in der Bibliothek von Kleinmachnow entdeckt hat, in einem der hinteren Regale, im untersten Fach. Am vergangenen Freitag hat Templin im Kleinmachnower Rathaus die Ausstellung „ – etwas bleibt immer zurück.“ eröffnet. anlässlich des Todestages Tucholsky, der sich am 21. Dezember zum 70. Mal jährt. Tempin, der Sammler und Tucholsky-Leser und -Verehrer will anhand von Büchern und Zeitungsausschnitten das Schaffen des kritischen Geistes Tucholsky zeigen, der 1890 in Berlin geboren wurde und 1935 im schwedischen Exil verstarb.

Knapp 30 Gäste waren gekommen, denen Templin einen interessanten, umfassenden aber nie abschweifenden Vortrag über Tucholskys Leben hielt. Dass Tucholsky in der Schule gerade im Fach Deutsch nur eine mittelmäßige Begabung zeigte, war nur eine der kleinen Anekdoten, die Templin immer wieder erwähnte. Wenn Templin dann gelegentlich von den oftmals verwirrenden Liebschaften des Schriftstellers und Journalisten sprach, dann immer mit dem Verweis auf einige der Bücher in den Vitrinen, die Tucholsky mal der einen, dann der anderen Dame widmete.

Vor über zehn Jahren begann Roland Templin, von Beruf Biologe, mit dem Sammeln der Originale. Tucholsky nur zu lesen, das genügte ihm nicht mehr. Templin begann Antiquariate zu durchsuchen nach Büchern, die der Vielschreiber Tucholsky unter seinen zahlreichen Pseudonymen empfahl oder verriss. Doch nicht nur auf alte Bücher beschränkte sich Templins Leidenschaft.

Templin sammelt auch Zeitungen wie den „Simplicissimus“, in dem Tucholsky manches Gedicht veröffentlichte, den „Ulk“, „Die Weltbühne“, dessen Mitherausgeber Tucholsky war. Was Templin in den vergangenen Jahren von Flohmärkten, antiquarischen Buchhandlungen und aus dem Internet zusammengetragen hat und nun in einigen Vitrinen im Rathaus ausstellt, gibt einen guten Einblick in das Schaffen Tucholskys.

Templin macht sich nicht die Illusion, mit seiner kleinen Ausstellung, die auch einige Briefe und Postkarten umfasst, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Diesen Anspruch hat er auch nicht. Für ihn liegt der Reiz der Originale darin, nicht einfach nur etwas über Tucholsky, sondern auch etwas über die damalige Zeit zu erfahren. „Die alten Dinge transportieren die Zeit“, sagt Templin. Die abgegriffenen Buchdeckel, die zerlesenen Seiten, die persönlichen Widmungen, all das erzähle Geschichte, verkürze den Abstand, den die Jahre schufen.

Vielleicht wird mancher nach dem Besuch der Ausstellung mal wieder den „Rheinsberg“ oder „Schloß Gripsholm“ zur Hand nehmen oder in die Bibliothek gehen. Die rege Nachfrage erhöht vielleicht das Angebot. Und bald könnten dann nicht mehr nur zwei Bücher im Regal stehen. Wenn so viel von seiner Ausstellung bleibt, dann wäre Roland Templin sehr zufrieden.

Die Ausstellung „ – etwas bleibt immer zurück“ Kurt Tucholsky 1890-1935 zum 70. Todestag ist noch bis zum 20. Januar im Rathaus Kleinmachnow zu besichtigen.