Potdamer Neueste Nachrichten 03.09.05

Mit Wolfgang im Alfred’s

Wie Peter Könnicke zu einer Grundsatzfrage zurückfand Ich blicke auf meine bislang erfolgreichste Zeit als Lokaljournalist zurück. Innerhalb einer Woche habe ich drei deutsche Spitzenpolitiker erlebt. Jeweils donnerstags Joschka Fischer und Angela Merkel. Und am Montag Wolfgang Gerhardt. Der Chef der FDP-Bundestagsfraktion war nach Kleinmachnow gekommen, um hier die heiße Wahlkampfphase einzuläuten.

Zum finalen Angriff nach Kleinmachnow! Das muss man sich mal vorstellen. Vor ein paar Tagen haben hier die Ortspolitiker noch diskutiert, wie bescheuert die Ampelschaltung im Stolper Weg ist. Da muss man nämlich an einer Ampel stehen, an der es auf der einen Seite in ein Gewerbegebiet geht, in das man aber eigentlich nicht fahren muss, weil es da so gut wie nichts gibt. Und auf der anderen Seite der Ampel ist Wald. Da darf man nicht reinfahren. Wichtig ist dabei zu wissen, dass es eine von drei Ampeln auf einer Strecke von einem guten Kilometer ist. Erst die Ampel-Frage, jetzt Wolfgang Gerhardt – das ist schon bemerkenswert.

Ich fand Herrn Gerhardt sympathisch. Noch vor dem offiziellen Pressetermin wurde ich ihm vorgestellt, wir reichten uns die Hand und lächelten. Und als er zu Beginn der Gesprächsrunde die Journalisten begrüßte, wusste er meinen Namen noch immer. Dann durften wir beim Kellner des Restaurants „Alfred’s“ etwas zu trinken bestellen. Wolfgang Gerhardt orderte eine Weißweinschorle.

Es wäre sicher ganz gemütlich geworden, wenn der Kollege vom Fernsehen nicht gleich losgehetzt wäre: „Herr Gerhardt, wie wollen Sie die Brandenburger überzeugen?“ Und schon referierte der über Steuern, flexible Arbeitsmärkte und Wettbewerbsfähigkeit. Neben mir saß eine Kollegin, die – so erfuhr ich später – Korrespondentin der Basler Zeitung ist. Sie fragte Gerhardt, ob er der neue deutsche Außenminister sei. Wow, dachte ich, möglicherweise sitzt du hier mit dem neuen deutschen Außenminister. Doch Wolfgang Gerhardt wiegelte lächelnd ab: „Erstmal sollten wir die Wahl gewinnen.“

Als wir alle wichtigen Fragen geklärt hätten, bestellte sich Wolfgang Gerhardt ein Schinkenbrot. Aha, dachte ich, jetzt geht’s zum lockeren Teil über. Daher hielt ich die Frage für angebracht, warum er denn ausgerechnet nach Kleinmachnow gekommen ist und wie es ihm hier so gefällt. Und so erfuhr ich, dass der ehemalige Nachbar des FDP-Bundesfraktionsvorsitzenden von Wiesbaden nach Kleinmachnow gezogen ist.

Plötzlich fand ich die Ampel-Geschichte wieder ganz spannend.