Potsdamer Neueste Nachrichten 29.08.05

Kindermord erschüttert Berlin

Siebenjähriger aus Zehlendorf offenbar erschlagen Intensive Suche nach dem Täter / Viele Hinweise

Berlin - Der Mord an einem siebenjährigen Jungen erschüttert Berlin: Christian Sch. aus Zehlendorf wurde am Samstag vermutlich erschlagen. Das teilte die Polizei gestern mit. Das Kind starb an massiven Kopfverletzungen, ergab die Obduktion. Es gebe keine konkreten Hinweise, dass der Junge sexuell missbraucht wurde. Der Vater hatte sein totes Kind in einem Waldstück in der Nähe der Wohnung nackt unter einer Plane entdeckt.

Der kleine Christian war am Samstag gegen 10.30 Uhr zum Spielen von zu Hause weggegangen. Als er nicht wie erwartet wieder zurückkam, machte sich sein Vater auf die Suche. „Dabei hat er eine Spielkameradin seines Sohnes getroffen“, sagte der Leiter der 3. Mordkommission, Klaus Ruckschnat. „Sie hat ihn zu einem Versteck geführt, wo sie und Christian schon öfter gespielt hatten.“ Die Kinder hatten sich demnach im Wald eine kleine Hütte gebaut. „Hier hat der Vater dann auch den Jungen gefunden.“

Als Christian von zu Hause wegging, trug er ein rotes, ärmelloses T-Shirt mit der Zahl 53 auf der Brust sowie rote, knielange Hosen. Er hatte laut Polizei weder Schuhe noch Strümpfe an. Bislang fehlt von der Kleidung des Jungen jede Spur. Beamte durchsuchten deshalb Altkleider-Container in der Gegend. Ein Motiv für die Tat sei bislang nicht erkennbar. Auch lägen keine „konkreten Hinweise“ auf eine Sexualstraftat vor. „Doch wir arbeiten mit dem Dezernat für Sexualdelikte zusammen“, sagte der Chef der ermittelnden Mordkommissionen, André Rauhut. Am Sonnabend hatten mehrere Anwohner berichtet, dass kürzlich ein Mann gesehen worden sei, der sich nahe dem Gemeindezentrum entblößt haben soll. Auch soll in einer Grundschule im nahen Kleinmachnow vor einigen Monaten ein fremder Mann Kinder angesprochen haben, um sie im Auto mitzunehmen. Die Kinder waren darauf nicht eingegangen und meldeten den Vorfall in der Schule. Daraufhin wurden die Eltern – auch anderer Schulen – mit einem Rundschreiben gewarnt.

Bei den Ermittlern sind bereits zahlreiche Anrufe von Berlinern eingegangen. „Ob da allerdings etwas dabei ist, das uns tatsächlich weiterhilft, ist noch unklar“, sagte Rauhut. Es hätten sich jedoch ungewöhnlich viele Menschen bei der Polizei gemeldet. „So viel Anteilnahme hatten wir schon lange nicht mehr.“ Die Mordkommission setzte gestern die Spurensuche am Fundort fort. Das Wäldchen am Lupsteiner Weg war weiter abgesperrt. Die Beamten werden vermutlich auch heute weiter nach Hinweisen suchen. Nachbarn und Freunde legten an dem Wäldchen Blumen zum Gedenken an Christian nieder. Mitschüler brachten auch Plüschtiere. Auf einem Zettel stand: „Wir werden dich niemals vergessen“.

Die Polizei rief die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Aufklärung des Mordes auf. So werden Zeugen gesucht, die den Siebenjährigen am Samstag allein oder in Begleitung gesehen haben. Hinweise nehmen die Mordkommission unter der Telefonnummer 030/466 4911 300 sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen. dpa/TS/PNN