Potsdamer Neueste Nachrichten 26.07.05

Spione in schwarz-gelb

Kleinmachnower Forschungsprojekt: Bienen mit Minisendern sollen Risiken der Gentechnik aufdecken

Kleinmachnow - Für viele Menschen sind Bienen einfach nur kleine, haarige Insekten, die in den Sommermonaten so manchen Gast beim Grillen erschrecken. Dagegen schätzen sie Forscher der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Kleinmachnow als wichtiges Forschungsobjekt. Sie wollen Bienen mit Minisendern ausstatten, um mehr über das Sammelverhalten der Honigproduzenten zu erfahren.

„Wir wollen untersuchen, ob Bienen Maispollen auf andere Felder tragen“, sagt der 43-jährige Projektleiter Stefan Kühne. „Dadurch könnten genveränderte Substanzen auf ökologisch angebaute Pflanzen übertragen werden und so möglicherweise die Verbraucher gefährden.“

Die Idee hinter dem Projekt ist einfach: Bei ihren Flügen über Wiesen und Felder sammeln Bienen Pflanzenpollen und transportieren diese zu anderen Pflanzen in der Umgebung, die wie der Mais im Magen von Menschen landen. „Das kann problematisch werden, wenn die Pollen des ersten Feldes von genveränderten Pflanzen stammen“, erklärt Kühne.

Denn wenn die Bienen anschließend zu dem Feld eines Ökobauern fliegen, könnten sich diese Pflanzen durch den Einfluss der fremden Pollen ebenfalls genetisch verändern. Außerdem wäre denkbar, dass durch den Pollentransport Gifte wie Unkrautvernichtungsmittel in die Nahrungskette gelangen und die Verbraucher gefährden. Kühne: „Deswegen wollen wir klären, wie weit die Bienen die Maispollen mit sich tragen.“

Für diese Forschungen wurden auf dem Gelände der Biologischen Bundesanstalt (BBA) Ende Mai drei Bienenvölker angesiedelt. Sie sollen dem fünfköpfigen Forscherteam um Kühne Aufschluss über ihr Sammel- und Flugverhalten geben. Dafür ist eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin geplant. Sie wollen einige der insgesamt 90000 Bienen mit Minisendern ausstatten, um ihr Verhalten genauer beobachten zu können.

Ähnliche Versuche unternahm Kühne mit finanzieller Unterstützung des Bundesforschungsministerium bereits bei der BBA im mittelmärkischen Dahnsdorf. Dabei lag sein Hauptaugenmerk auf Rapspollen, die Insekten auf andere Felder übertragen. Ausgereifte Technik wie Minisender gab es damals allerdings noch nicht. „Wir mussten die Bienen selber einfangen und markieren“, berichtet der Insektenforscher.

Noch laufen in Kleinmachnow die Vorbereitungen für die mit Sendern unterstützten Forschungen, doch schon in wenigen Monaten sollen konkrete Versuche mit den Bienen starten. Dann könnte bald feststehen, welche Gefahren es tatsächlich durch den Pollentransport für Menschen gibt. „So sollen die Verbraucher besser geschützt werden“, sagt Kühne. „Beispielsweise könnte überlegt werden, am Rand eines Feldes Hecken als alternative Futterquelle zu pflanzen, um die Bienen von dem Mais fern zu halten.“ Aliki Nassoufis, dpa