Potsdamer Neueste Nachrichten 25.06.05

Neuer Anlauf für Wohnen am Buschgraben

Sollen im Kleinmachnower Grüngebiet Wohnungen gebaut werden? Städtebauliche Argumente prallen auf Bedürfnisse der Anwohner

Kleinmachnow - Herbert Franke, der Vorsitzende des Kleinmachnower Bauausschusses, ist ein wenig gespalten, wenn er an das Bauvorhaben am Buschgraben denkt. Manche, sagt er, sprechen hier von einer „städtebauliche Abrundung“. Andererseits sieht Franke (UBK/WIR) die Notwendigkeit, sensibel mit der Natur umzugehen. Schließlich geht es um eine wertvolle Grünfläche im Kleinmachnower Norden, die schon einmal zum Naturschutzgebiet erklärt werden sollte.

Dagegen setzte sich damals der Miteigentümer Alexander Gérard zur Wehr. Er spricht seit Jahren von den Plänen der Eigentümer, hier Wohnungen zu errichten, nach eigenen Angaben denkt er an rund 70 Wohneinheiten in gehobener Preisklasse. Seit kurzem beschäftigen sich die zuständigen Ausschüsse wieder mit dem Thema. Gérard muss als erstes erreichen, dass der Flächennutzungsplan an dieser Stelle geändert wird.

Das Thema Bebauung ist in der Waldgemeinde ein sehr sensibles. Das zeigte sich zum Beispiel auch bei der PNN-Aktion „Wohlfühlen in Kleinmachnow“ im vergangenen Herbst. Damals nannten viele Teilnehmer als ihre größte Sorge: das Grün in der Gemeinde zu erhalten beziehungsweise weiteren Zuzug zu stoppen. Im Flächennutzungsplan der Gemeinde wird ein Wachstum Kleinmachnows auf bis zu 28000 Einwohner für möglich gehalten. Aber auch Herbert Franke weiß: „Das wollen die Leute nicht.“

So denkt auch der Umweltexperte Gerhard Casperson, der die Landschaft am Buschgraben unbedingt erhalten will. Sie sei Teil eines Grünzugs von der Kanalaue bis in den Grunewald. Außerdem wird der Fleck Natur von den Anwohnern laut Casperson intensiv genutzt: von Kindern zum Spielen, von Hundebesitzern, Joggern oder zum Drachen steigen lassen.

Auch in der Landesplanung war vorgesehen, den Buschgraben langfristig als Grünzug zu erhalten. Der Gedanke entsprang dem Vorhaben, zwischen der Hauptstadt und den umliegenden Gemeinden, wo er gegeben ist, einen Grünpuffer zu erhalten. Alexander Gérard als Bevollmächtigter der Eigentümergemeinschaft konnte sich bei den Verhandlungen Ende der 90er Jahre nicht durchsetzen, mit seinem Anliegen sein Land als Bauland auszuweisen. Nun hat er einen neuen Anlauf gestartet. Der Hamburger Planer betont die ökologische Verantwortung der Eigentümer, die schon vor Jahren neue Bäume gepflanzt hätten, die einmal Straßenbäume werden könnten.

Schon vor Wochen ist das Thema im Umwelt- und im Bauausschuss auf der Tagesordnung gewesen.Nun ist der Antrag aber erst einmal an die Verwaltung zurückverwiesen, von der weitere Vorarbeiten verlangt werden. Der Bauausschuss fordert, bei einer Ausweisung als Bauland in einem festzulegen, wie und wie viel gebaut werden soll. Zu deutsch: Man will laut Franke möglichst große Grundstücke und einen Teil des Grüns erhalten. Nach der Sommerpause kommt das Thema dann in beiden Gremien wieder auf die Tagesordnung.

Allerdings herrscht über den Umfang des Projekts weiterhin Unklarheit. Ursprünglich war von 125 Wohneinheiten die Rede, was aber angrenzendes Bauland anderer Eigentümer einschloss. Auf PNN-Anfrage wollte Gérard sich zunächst nicht zu dieser Frage äußern, die Entscheidung liege bei der Gemeindevertretung. Allerdings halte er bei einer Grundstücksgröße von je 800 Quadratmetern und einem geringen Anteil von Doppelhäusern rund 70 bis 75 Wohnungen für angemessen.