Potsdamer Neueste Nachrichten 11.06.05

Landrat rät zur Fusion

Lothar Koch: Beste Chancen der Region, von neuer Förderpolitik zu profitieren, ist Zusammenschluss

Kleinmachnow - Landrat Lothar Koch (SPD) hält die Fusion von Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow zu einer gemeinsamen Stadt für „längst überfällig“. Das würde neben den Hinweisen auf das vorhandene Potenzial ein „zusätzlicher Fingerzeig“ für das gemeinsame Interesse der drei Kommunen sein, bei der Neuausrichtung der Förderstrategie des Landes angemessen bedacht zu werden.

Bei der Standortentwicklungskonferenz für die Planungsregion Havelland-Fläming, die gestern in Kleinmachnow stattfand, sei der Konflikt des Teltower Raums deutlich angesprochen worden, sagte Koch. Die Region verzeichne einerseits einen enormen Bevölkerungsboom. „Andererseits gibt es keine große Stadt, sondern drei einzelne Kommunen“, so der Landrat. Zwar seien verschiedene Aspekte für eine zentralörtliche Gliederung gegeben. „Doch es gibt kein Eingangstor, dies planerisch und finanziell zu erfassen“, so Koch. Konkret: Die gegebene Dreiteilung der Region in drei Orte passe nicht in die Schablone, nach der die Landesregierung künftig zentrale Orte und Wachstumskerne ausweisen und fördern will. Während aus den drei Kommunen zu vernehmen ist, man möge die Region als gemeinsames Zentrum ausweisen, gibt Koch klar eine andere Richtung vor: „Wäre ich hier Bürgermeister, hätte es den Zusammenschluss längst gegeben“, versicherte Koch. Der Handlungsbedarf liege bei den Kommunen.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) widersprach dem Landrat nicht, fühlte sich vielmehr daran erinnert, dass es den Fusionsgedanken schon während seiner Kleinmachnower Schulzeit gab. Neben der zentralörtlichen Gliederung seien gestern Fragen der Landwirtschaftsförderung und des Fachkräftbedarfs diskutiert worden. Unter den Teilnehmern sei es Konsens gewesen, dass ein Umsteuern in der Förder- und Strukturpolitik notwendig ist. Nach Abschluss der insgesamt fünf Konferenzen soll bis zum Jahresende eine klare Struktur für die einzelnen Themenfelder geben.

Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) ist der Fusionsgedanke mehr als vertraut. Er selbst hatte erst vor wenigen Monaten eine Debatte über den Zusammenschluss der drei Kommunen entfacht, die bei den Kommunalpolitikern vor Ort auf ein geteiltes Echo stieß und schließlich verhallte. „Doch man kann nicht ständig über eine bessere Zusammenarbeit auf Verwaltungsebene reden und die Politik bleibt außen vor“, so Enser. Um die Chancen der Region bei der Neuausrichtung des Landes optimal auszuloten, dürfe die Diskussion um eine Fusion nicht gescheut werden, so der Bürgermeister. Daher werde Stahnsdorf als geschäftführende Gemeinde der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“, die die Politiker der drei Orte vereint, „die notwendige Abstimmung zur dieser Frage“ anstrengen.

Der Tragweite und Brisanz dieser Frage ist sich Enser bewusst. Umso „unverschämter“ sei es, das gestern bei der Standortentwicklungskonferenz die Bürgermeister und Regionalräte aus dem Teltower Raum außen vor bleiben. Damit schließt sich der Christdemokrat den Kritikern an, die in den vergangenen Tagen gegen den „erlesenen Teilnehmerkreis“ der Sitzungen protestierten (PNN berichteten) „Wenn man schon die Regionalräte aussperrt, muss man sich nicht wundern, wenn die Überlegungen der Landesregierung wenig Akzeptanz finden“, monierte Enser die Einladungspraxis. Platzeck verteidigte gestern die Zusammensetzung der Gespräckskreise. Die Treffen müssten in einem „zahlenmäßig überschaubaren Rahmen“ gehalten werden. Die Teilnehmer sollten einander zuhören und voneinander lernen. Dafür dürfe der Kreis nicht zu groß sein. Platzeck betonte zugleich, von Informationen werde jedoch niemand ausgeschlossen. „Die Runde ersetzt die Beteiligung der Bürgermeister nicht“, versicherte er.