Potsdamer Neueste Nachrichten 11.05.05

Kulturkampf um die Kirsche

Georg Heinze wirft der Gemeinde vor, sie zerstöre die Zierkirschenallee an der Hohen Kiefer

Kleinmachnow - Wenn es um Bäume geht, versteht Georg Heinze keinen Spaß. Da schreckt er auch nicht davor zurück, sich mit der ganzen Kleinmachnower Verwaltung anzulegen und auch mal ziemlich persönlich zu werden. Georg Heinze hat sich in den Kopf gesetzt, die Zierkirschenallee an der Hohen Kiefer zu retten – oder das, was noch von ihr übrig ist.

Vor 65 Jahren wurde die Boschsiedlung gebaut. Damals wurden auch zwischen Seeberg und Förster-Funke-Allee hundert Zierkirschen in zwei Reihen auf dem Grünstreifen gepflanzt. 1987 fielen die Bäume im Rahmen von Kanalisationsarbeiten, neue wurden aber anschließend auf Initiative des damaligen Naturschutzbeauftragten gepflanzt – sein Name: Georg Heinze.

1989 gab es nach Bruchschäden an rund 30 Bäumen wieder eine Nachpflanzung. Nicht nur, dass die Anlage seitdem vernachlässigt worden sei, poltert Heinze: „Die Zierkirschenallee wird bewusst von der Gemeinde zerstört.“ Ein Gang über die Wiese im Zentrum von Kleinmachnow zeigt. Hier sind zwischen den Zierkirschen zahlreiche andere Sträucher und Bäume gepflanzt worden. Laut Heinze werden die früher oder später den alten Bäumen in die Quere kommen, ihnen außerdem Wasser entziehen. Die Ästhetik sei jetzt schon zerstört, auf lange Sicht die ganze Allee gefährdet. Er spreche auch im Namen der Lokalen Agenda des Ortes.

Heinze sieht hier aber nicht nur bösen Willen am Werk, sondern auch mangelnde Fachkenntnis der Leiterin Gemeindegrün, Ilka Schreiber: Bäume stünden teilweise zu dicht, für eine kranke Birke habe man gleich daneben eine neue gepflanzt: „Dabei weiß jeder Azubi, dass man wegen der Ansteckungsgefahr zuerst den kranken Baum fällt, bevor man neu pflanzt.“ Mit seinen Anregungen gegenüber der Gemeinde habe er bisher nichts bewegen können, sagt Heinze.

Ruft man im zuständigen Bauamt an und erwähnt den Namen Heinze, sieht man die dortigen Mitarbeiter geradezu die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Die Hohe Kiefer, das sagt Heinze auch selbst, ist nicht die einzige Stelle im Ort, wo er Kritik anbringt. Das Verhältnis zur Verwaltung ist zerrüttet. Trotzdem gesteht Amtsleiterin Barbara Neidel zu: „Die Kirschbäume in zwei Reihen sind sicher sehr schön.“ Andererseits gibt sie zu bedenken, dass es Geld kosten würde, die nachträglich gepflanzten Bäume und Sträucher zu entfernen und anderswo aufzuforsten. Dieses Geld wiederum glaubt Georg Heinze durch Sponsoren auftreiben zu können.

Im vergangenen Jahr hatte Georg Heinze die Zierkirschen schon einmal im Umweltausschuss vorgetragen. Man könnte das jetzt offiziell auf die Tagesordnung setzen, sagt Barbara Neidel: „Wir werden das anregen.“

Das würde der Vorsitzende des Ausschusses, Walter Haase (SPD) sehr begrüßen, wie er auf PNN-Anfrage sagt. Dann wären die Mitglieder auch beim nächsten Mal besser auf das Thema vorbereitet. Der Meinung von Georg Heinze kann er sich allerdings auf den ersten Blick nicht anschließen. Eher als das historische Vorbild favorisiert Haase unterschiedliche Baumarten, die zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich blühen. Vielfalt findet er an dieser Stelle besser für das Ortsbild, die Zierkirschen seien dafür ein Hindernis. Volker Eckert