Potsdamer Neueste Nachrichte  28.04.05

Post und Politik

Der 1. Jugendkreistag droht zu scheitern: Initiatoren kritisieren Schulen

Potsdam-Mittelmark - Der Berliner Juventus e.V. stellt den mittelmärkischen Schulen ein „Armutszeugnis“ aus. Grund ist die mangelnde Resonanz auf die Idee eines Jugendkreistages, der am 11. Mai erstmals in Belzig stattfinden soll. Doch von den insgesamt 28 weiterführenden Schulen, die im Landkreis angeschrieben worden sind, haben sich nur fünf zurückgemeldet, bedauert Projektleiter Tobias Lehnert. 14 Schüler sind bislang als Teilnehmer registriert – zu wenig für einen Jugendkreistag.

Es sei das erste Mal, dass der Juventus e.V. so wenig Rücklauf bekomme. „In anderen Landkreisen habe ich bessere Erfahrungen gemacht“, sagt Lehnert. So hätten in Anhalt-Zerbst 38 Schüler am Jugendkreistag teilgenommen, in Schönebeck waren es 32. „Es ist traurig, dass Pädagogen bei der derzeit nur zu oft zitierten Politikverdrossenheit von Jugendlichen ihre Schüler nicht für eine Teilnahme an einem solchen Projekt motivieren können.“ Auch Kreistagspräsident Christian Stein, der zusammen mit Landrat Lothar Koch das Schreiben an die Schulen unterzeichnet hat, bedauert die geringe Antwortquote der Schulen.

Dort zeigen sich zum Teil die Schulleiter nicht nur überrascht von der Kritik, sondern schlecht informiert über das Projekt. So sei die Post, die bei der Teltower Realschule einging, an die Schülervertretung adressiert gewesen und daher an der Schulleitung vorbeigegangen, sagt Rektorin Christel Arnhold. Auch an der Stahnsdorfer Lindenhof-Gesamtschule schüttelt man den Kopf: „Wir haben keine Unterlagen bekommen.“ Und an der Teltower Gesamtschule hat Rektor Jürgen Voigt die Einladung zwar erhalten, doch hielt er „die Flyer“ für wenig informativ und für zu anonym. Das spreche im Vergleich zu den Erfahrungen, die er mit der Initiative für ein Jugendstadtparlament gemacht habe, Schüler nicht an. Da seien die Initiatoren in den Unterricht der „Politischen Bildung“ gekommen, um ihre Idee vorzustellen. „Das hat funktioniert“, so Voigt: Acht seiner Schüler hätten sich fürs Teltower Jugendstadtparlament interessiert.

Projektleiter Lehnert glaubt nicht, dass der Jugendkreistag wegen mangelnder Information des Juventus e.V. zu scheitern droht. Er betont, dass alle Schulleiter konkret angeschrieben und um Mithilfe bei der Auswahl der Schüler gebeten worden seien. Auf zwei Seiten sei das Projekt erklärt und ein Rückmelde-Fax beigelegt worden. „Wenn man gewollt hätte, hätte man uns jederzeit um mehr Informationen bitten können.“ In anderen Landkreisen seien die Informationen und die Vorlaufzeit nicht anders gewesen. Schließlich sieht Lehnert die Kritik an den Schulen darin untermauert, dass selbst bei persönlichen Telefonaten mit den Schulleitern die Resonanz ausgeblieben sei.

Den Berliner Juventus e.V. gibt es seit 1994. Sein primäres Ziel ist die Förderung von Kindern und Jugendlichen in den Bereichen Sport, Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung. Bekannt ist der Verein für sein Kinder- und Jugendfestival, das in diesem Jahr zum zwölften Mal stattfindet – im Berliner Olympiastadion. Anfang März wandte er sich an den Landkreis mit dem Angebot, unentgeltlich den 1. Jugendkreistag zu organisieren.