Potsdamer Neueste Nachrichten 24.03.05

100 neue Arbeitsplätze in Kleinmachnow

Biologische Bundesanstalt zieht aus Dahlem überraschend nach Kleinmachnow – Potsdam geht leer aus

Kleinmachnow - Die Biologische Bundesanstalt (BBA) in Kleinmachnow wird erheblich wachsen. Das Bundesministerium für Landwirtschaft hat überraschend entschieden, dass der Dahlemer Standort mit rund 100 Beschäftigten hierher verlegt wird. Die Föderalismuskommission hatte den Umzug nach Brandenburg vorgegeben. Bisher war aber vom Sago-Gelände im Süden Potsdams nahe Wilhelmshorst die Rede.

Dort war die Ansiedlung an die Bedingung geknüpft worden, dass um die Anstalt herum ein Wissenschaftspark entsteht. Dafür hätten aber die Investoren gefehlt, teilte das Ministerium gestern mit. Wie die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Grüne), die auch im zuständigen Ausschuss sitzt, sagte, sei die Entscheidung deshalb mehrmals aufgeschoben worden. Irgendwann wurde parallel die Idee mit dem Kleinmachnower Standort entwickelt. Allerdings habe auch die Gefahr bestanden, dass am Ende der West-Standort Braunschweig den Zuschlag bekommt. „Ich wollte mich zwar nicht gegen Potsdam einsetzen“, sagte Behm gestern den PNN. Aber sie habe gegenüber dem Ministerium die Vorteile von Kleinmachnow herausgestellt: Nähe zu Berlin, gute Erreichbarkeit, Sozialverträglichkeit für die Mitarbeiter – von denen laut Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) ohnehin die Hälfte in Kleinmachnow wohnt.

Für den Standort am Stahnsdorfer Damm würde das bedeuten, dass ein Neubau errichtet werden muss. Das Gelände gehört nach Auskunft des Kleinmachnower Leiters Prof. Volkmar Gutsche dem Land Brandenburg, das es dem Bund zur Nutzung überlassen habe. Gutsche wollte nicht ausschließen, dass auch noch Grund und Boden von der Gemeinde gekauft werden muss. Eine Möglichkeit, für die sich Wolfgang Blasig gestern sehr offen zeigte: „An uns soll es nicht scheitern.“

Weniger offen reagierte Blasig auf eine Initiative von Cornelia Behm, die in der BBA-Ansiedlung ein Argument gegen den Hornbach-Baumarkt sieht: „Der Ausbau der Forschungskapazitäten verspricht der Gemeinde mittelfristig größeren Gewinn als ein weiterer Baumarkt.“ Die Reaktion des Bürgermeisters in Anspielung auf die Summe, die Hornbach zahlt: „Ich glaube nicht, dass wir vom Land 10 Millionen Euro bekommen.“ Er halte beide Ansiedlungen für verträglich.

Die Biologische Bundesanstalt in Kleinmachnow ist aus der früheren Biologischen Zentralanstalt hervorgegangen, die zu DDR-Zeiten als Institut für Pflanzenschutzforschung firmierte. Heute arbeiten hier rund 110 Menschen vor allem daran, Pflanzenschutz mit nicht-chemischen Mitteln zu verbessern. Im Auftrag der Bundesregierung laufen laut Gutsche außerdem Forschungen mit dem Ziel, den Ausstoß an Pflanzenschutzmitteln insgesamt zu verringern.

Wolfgang Blasig sah sich gestern in seinem Plädoyer für Stammbahn und Anerkennung der Region als Mittelzentrum bestätigt. Es zeige sich einmal mehr, dass der Standort vom Land vergessen worden sei. Unterdessen bezeichnete Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke gestern in einer Mitteilung die Ansiedlung als „wichtiges Signal für Potsdam.“ Der Umzug von Berlin-Dahlem unmittelbar vor die Tore der Landeshauptstadt werde „den Forschungsstandort Potsdam weiter aufwerten“. Volker Eckert