Potsdamer Neueste Nachrichten 12.02.05

Pflegezentrum an der Straße und ohne Grün

Kleinmachnows Bauausschuss wurde von einem Vorhaben überrascht, dessen Größe und Bedarf fraglich sind

Kleinmachnow - Die Idee, in der Kleinmachnower Förster-Funke-Allee ein Senioren-Pflegezentrum zu bauen, ist am Donnerstag im Bauausschuss vorgestellt worden. Das dafür vorgesehene Baufeld – direkt an der Straße, schräg gegenüber der Gorki-Schule – ist bislang für Wohnbebauung vorgesehen, weshalb die planerischen Festsetzungen für das Areal geändert werden müssten. Doch nicht nur deshalb hatten die Mitglieder ihre Probleme mit dem vorgestellten Projekt.

Vor allem die vom Architekten skizzierte 80 Meter lange Front des dreistöckigen Gebäudes ließ nahezu alle Ausschussmitglieder die Stirn runzeln. Schon die drei Häuserriegel im benachbarten Orstzentrum, je 50 Meter lang, empfindet Herbert Franke (UBK/WIR), als zu massiv für Kleinmachnow. „80 Meter sind absolut untypisch“, schüttelt Franke als Vorsitzender des Bauausschusses den Kopf. Zudem hatte der Ausschuss ein Problem mit dem Standort: Unmittelbar an der Straße und ohne Grünflächen sei die Lage für ein Pflegezentrum gänzlich ungeeignet.

Detlef Duchatsch, der für den Vorhabensträger vom Diakonischen Werk das Projekt vorstellte, betonte vor allem den „signifikaten Bedarf“, den es in Kleinmachnow für ein Pflegezentrum gebe. Er begründete dies damit, „dass es hier schlichtweg keine derartige Einrichtung gibt“. Daher wolle man mit der „modernen Senioreneinrichtung“ 80 Plätze für eine stationäre Dauerplege schaffen. Die Nähe zur Straße und mangelndes Grün seien durchaus typisch für einen Standort im innerstädtischen Bereich, so Duchatsch.

Zurückhaltend blieben die Ausschussmitglieder nicht nur wegen der baulichen Dimensionen. „Bisher ist in der Gemeinde nie artikuliert wurden, dass ein Pflegezentrum gebraucht wird“, zeigte sich Franke überrascht. Vielmehr hätte man in den vergangenen Wochen herausgestellt, dass es Bedarf für betreutes Wohnen gebe und Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) beauftragt, entsprechende Modell zu erarbeiten. Ein Pflegezentrum sei jedoch etwas völlig anderes. Zwar betonte die Verwaltung im Bauausschuss, dass sich der Investor für das Pflegezentrum selbst an die Gemeinde gewandt habe und das Projekt nichts mit den geforderten Ideen für betreutes Wohnen zu tun habe. Dennoch waren die Gemeindevertreter im Bauausschuss erstaunt, mit welcher Eile die Verwaltung das Vorhaben eines Pflegezentrum begleitet. Denn sofort nach der Vorstellung des Projektes wollte das Bauamt von dem Ausschuss eine Empfehlung, ob die erforderliche Änderung des Bebauungsplans vorgenommen werden kann. Das Gremium indes hat seine Entscheidung vertagt. pek