Potsdamer Neueste Nachrichten 18.01.05

Steinerne Spuren

Das Hake-Geschlecht hat Kirchen, Mühlen und vor fast 100 Jahren die Burg zurückgelassen

Kleinmachnow – „Dietloff von Hake wäre heute sicherlich bei uns im Heimatverein Mitglied“, glaubt dessen Vorsitzender Rudolf Mach. Nicht nur, weil das Geschlecht derer von Hake die Geschichte des Ortes rund 500 Jahre lang beeinflusste, sondern weil der 1941 Verstorbene eine Familienchronik in zwei Bänden hinterließ. Dietloff von Hake (1895 - 1932) gilt als der letzte Träger seines Namens und sein Bericht über die Geschichte des märkischen Rittergutes und seiner Besitzer ist gleichsam die des Ortes.

Der 64. Todestag des Chronisten am Sonntag war für den Heimatverein Anlass, einen Kranz an der Nordseite der Kleinmachnower Dorfkirche niederzulegen. Denn dort befinden sich die Gräber des Rittergeschlechtes. Hinter den Grabstätten wurden einst Epitaphe in die Kirchenmauern eingelassen mit den Namen und Wappen der Hakes. Bestattet wurde bis ins 19. Jahrhundert in der Gruftkapelle, die 1703 an die Kirche angebaut und ursprünglich von der Kirche aus zu betreten war. Dietloff von Hake ließ sich mit seiner Gattin und dem gefallenen Sohn Jobst (1898-1918) direkt an der Kirchenmauer beisetzen.

Der Name der Gutsherrenfamilie ist heute noch präsent bei der Neuen Hakeburg. Errichtet wurde sie vom Burgenbaumeister Bodo von Ebhardt. 1908 wurde das 62 Meter hohe Bauwerk fertig und weil es somit in drei Jahren 100 wird, will der Heimatverein dieses Jubiläum würdigen. Ziel des Vereins ist es auch, bis dahin die alten Sichtachsen von der Kirche bis zur Burg wieder herzustellen. Denn die Terrassen waren einst weithin sichtbar. „Doch heute sieht man im Sommer nicht viel mehr als den Bergfried über die Baumwipfel lugen“, bedauert Ingo Saupe vom Heimatverein.

Steingewordene Erinnerungen an die Familie der Hakes sind rings um die alte Dorfkirche zahlreich zu finden. Auch die Patronatskirche wurde von Otto von Hake (1521-1590) erbaut. Seine Frau Margarete ließ das Bauwerk 1597 vollenden. Über dem schlichten Eingangstor an der umgebenden Mauer ist noch eine Inschrift lesbar: „Memento mori! Ernst Ludewich, Hr. Christoph Ehrenreich, Hr. Johann Dietloff gebrudere von Haken haben diese Mauer machen lasse Ao 1684“. Hinter dem Tor steht ein Sühnekreuz, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Einer Legende zufolge kam es vor der Kirche zu einem Streit zwischen dem in Drewitz lebenden Junker von Schlabrendorff und dem Machnower Gutsherren von Hake. Denn beide waren in heißer Liebe zu einer schönen Maid entflammt. Kurzerhand beseitigte der Gutsherr seinen Nebenbuhler mit dem Degen und musste dafür ein Kreuz zur Wiedergutmachung errichten.

Anders als seine rauflustigen Vorfahren galt Wilhelm von Hake als tüchtiger Geschäftsmann, der auf dem benachbarten Stammsitz der Hakes Ende des 18. Jahrhunderts ein Schloss und die Alte Hakeburg errichten ließ. Infolge eines Bombenangriffs ist seit 1943 vom einstigen Rittergut nur noch das Gutstor geblieben. Ein weiteres Bauwerk, die Bäkemühle, wurde ebenfalls von einem Hake wieder aufgebaut, nachdem sie im Dreißigjährigen Kriege ausbrannte. 1695 ließ Ernst Ludwig von Hake die Wassermühle von Grund auf neu bauen, ein Gedenkstein am Gebäude berichtet davon.

Mit dem Namen Hake verbindet sich aber auch noch ein weiterer Name der Ortsgeschichte: Heinrich Funke (1867 – 1936). Der Förster wurde vom Rittergutsbesitzer auf Lebenszeit angestellt und war ab 1920 Vorsteher der Gemeinde. Sein Grab ist auf dem Dorffriedhof zu finden, allerdings schon dicht mit Efeu umrankt. Der Heimatverein will die Pflege übernehmen und auf Vorschlag von Gärtnermeister Georg Heinze das Grab mit kriechendem Pfaffenhütchen bepflanzen. Unweit davon befindet sich das Grab von Alfred Wassmund, dessen Sohn Horst mit der Enkelin des Försters verheiratet war. Vater und Sohn schrieben ebenfalls eine Ortschronik unter dem Titel „Damals in Kleinmachnow". Nachdem Horst Wassmund kürzlich in Finnland verstarb, will der Heimatverein sich ebenfalls um das Grab der Familie kümmern. Kirsten Graulich