Potsdamer Neueste Nachrichten 13.01.05

Eigenherd-Schüler wollen in den Kinderkanal

Voraufführung des Musicals "Pieps und Platsch" zeigte Darstellung auf hohem Niveau

Kleinmachnow – Rund 150 Schüler kamen zum Casting, um beim bislang größten Schulprojekt der Eigenherd-Europa-Schule dabei zu sein: dem Musical „Pieps und Platsch“. Mit so einem Ansturm hatte Komponist und Produzent Peter Eichstädt nicht gerechnet. „Da flossen dann auch Tränen“, sagt er, „weil nur 44 von ihnen gebraucht werden“. Vielleicht wären weniger gekommen, wenn statt Casting zum Vorsprechen eingeladen worden wäre, meint er schmunzelnd.

Es ist nicht sein erstes Projekt an der Schule, Jahre zuvor startete unter seinen Fittichen eine Schülerband. Eichstädt, bekannt als Gründer der Rockband „The Clogs“, stieß auch mit seinem Musicalprojekt bei Schulleiter Bernd Bültermann auf offene Ohren, denn der ist selbst passionierter Musiker. Doch Begeisterung allein reicht nicht, um so ein Projekt auf die Bühne zu bringen, da vor allem für Technik, Ausstattung und Lizenzgebühren mindestens 12000 Euro aufgebracht werden müssen. Der Förderverein half und warb Sponsoren. Beim Neujahrsempfang des Vereines, der kürzlich im NH-Hotel stattfand, weilten unter den Gästen auch die Förderer: das Unternehmen O2, die Mittelbrandenburgische Sparkasse und Rechtsanwalt Florian Lewens als Initiator einer Elterngruppe. Als Dank zeigte das junge Musicalensemble den Gästen schon mal vorab einen kleinen Ausschnitt aus der Show, die am 1. Juni Premiere haben soll.

Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Spatzenkind Pieps und dem blaublütigen Storchen Platsch, die beide bis Afrika fliegen, um die Familie des kleinen Pieps zu finden. Der kennt weder Mama noch Papa, weil ein Sturm das elterliche Nest vom Baum wirbelte, bevor er aus dem Ei schlüpfen konnte. Mit Glück entkommt er dem nimmersatten Raben Krax. Doch der wartet nur auf eine günstige Gelegenheit, weshalb er Pieps und Platsch folgt, denn er hat das Spatzenkind längst auf seine Speisekarte gesetzt. Die achtjährige Vicki als Pieps und der neunjährige Leonardo als Krax beeindruckten nicht nur mit komödiantischem Talent die rund 100 Zuschauer an diesem Abend, sondern zeigten auch, dass sie stimmlich den anspruchsvollen Songs gewachsen sind, die Eichstädt und Texter Bernd Witscherkowsky schrieben. Dramaturgisch bearbeitet wurden die Texte von Sandra Schröder und René Seifert, beide sind Schüler am Weinberggymnasium. Von Petra Reiher, Mutter eines Ensemblemitglieds, stammen die witzigen Kostümideen, die sie in Tag- und Nachtarbeit an der häuslichen Nähmaschine fertigte. Der stürmische Beifall ließ auch den Schulleiter frohlocken, der nun einen Auftritt des Ensembles im Kinderkanal (KiKa) nicht mehr ausschließt, während Eichstädt von so einer Möglichkeit bereits seit den ersten Proben überzeugt ist. Doch die Schule hat noch mehr zu bieten, wie Fördervereins-Chef Georg Heyne deutlich machte: die rund 570 Schüler können aus einem Angebot von 30 Arbeitsgemeinschaften wählen. Wichtig sei dafür nicht nur die finanzielle Unterstützung, sondern auch die richtigen Fachleute zu finden, um das Interesse der Schüler zu wecken.

Das gelingt dem Förderverein, wie die Teilnehmerzahlen belegen. Auch einige ehemalige Schüler besuchen noch AGs. Dank Sponsoren erhält das Computerkabinett demnächst 30 PCs, ebenso engagiert sich der Verein für das Projekt Schulbibliothek. Auch O2 will in einem Projekt den Schülern eine mobile Basisstation zeigen und dabei erklären wie UMTS in der Praxis funktioniert. Da die Schule im nächsten Jahr 70. Geburtstag feiert, soll eine Ausstellung vorbereitet werden. Wie kürzlich am Rande erwähnt wurde, könnte die Schule aber eigentlich schon im Februar dieses Jahres ihr 75. Jubiläum feiern. Denn vor dem Altbau, der 1936 fertig war, stand auf dem Gelände schon sechs Jahre zuvor eine Schulbaracke.