Potsdamer Neueste Nachrichten 20.12.04

„Wir können noch nicht sicher sein“ Sendemast im Bannwald: Diskussion bei O2

Teltow/Kleinmachnow - Mittlerweile steht er schon seit ungefähr einem halben Jahr, der Sendemast im Kleinmachnower Bannwald. Aber abgefunden haben sich viele noch nicht damit, weshalb das Mobilfunkunternehmen am Freitagabend wieder zu einer Informationsveranstaltung lud, um die Wogen zu glätten und die Akzeptanz zu erhöhen. Doch es zeigte sich einmal mehr, dass hinter der noch relativ neuen Technologie noch manches Fragezeichen steht.

Bei der letzten Veranstaltung dieser Art im September waren noch rund 50 Besucher in die Teltower Regionalstelle gekommen, um mit O2-Stabsleiter Frank Fritzsche über den Sendemast im Kleinmachnower Bannwald zu diskutieren. Am Freitagabend waren nur noch zehn da. Die Einsicht, dass der Mast wohl so schnell nicht wieder verschwinden wird, hat sicher dazu beigetragen.

Statt Antennen am Ortsrand aufzustellen, habe das Unternehmen die kostengünstigere Variante mit nur einem Mast im Ort vorgezogen, lautete seinerzeit der Vorwurf. Auch die jüngste Debatte zeigte, dass die Kritiker den Mast nach wie vor lieber weit entfernt vom Ort hätten. Frank Fritzsche hielt dagegen: „Dann muss die Sendeleistung erhöht werden. Steht der Mast im Ort, fällt sie dagegen geringer aus.“

Den Kritikern geht es vor allem um die gesundheitlichen Risiken, die könne man trotz Unterschreitung festgelegter Grenzwerte nicht ausschließen. Zwar berufen sich Mobilfunk-Betreiber darauf, dass es bisher nicht bewiesen sei, dass die Strahlung von Antennen schade, aber es fehlt auch der Nachweis des Gegenteils. „Wir können nicht von einem totalen Zustand der Sicherheit ausgehen“, meinte Dr. Rudolf Fitzner, den O2 als kompetenten Fachmann eingeladen hatte.

Fitzner untersuchte mit einem Forscherteam des Charité-Institutes für Klinische Chemie das Verhalten von Zellen unter dem Einfluss von Elektromagnetfeldern, wie sie auch im Mobilfunk entstehen. Bei dieser EU-geförderten Reflex-Studie wurden Veränderungen des Erbgutes an isolierten Zellen festgestellt. Trotz der Schäden auf DNA-Ebene zeigten die Experimente laut Fitzner, dass sich das Verhalten der Zellen nicht verändert und weder Lebensfähigkeit noch Wachstum beeinträchtigt habe. Dagegen wäre eine erhöhte Geschwindigkeit von Zellteilungen für Tumorentstehung typisch. Für die Aufbruchphänomene müssen also andere, indirekte Ursachen verantwortlich sein, so seine Folgerung.

Vermutet wird daher, dass in diesem System freie Sauerstoffradikale eine Rolle spielen. Da die Versuche der Reflex-Forschergruppe bisher nur an wenigen Zellarten durchgeführt wurden, seien die Reagenzglas-Ergebnisse noch nicht auf den Menschen übertragbar. Sie ließen auch keinen Schluss darauf zu, dass Mobilfunkwellen unterhalb der Grenzwerte gesundheitsschädlich seien, betonte Fitzner.

Während der  Physiker Prof. Egon Zemann in seinem Vortrag davon ausging, es gebe keinen Elektrosmog und man könne ihn auch nicht fühlen, warnte Fitzner davor, nur messbare Wirkungen im Auge zu haben. Es gebe Menschen, die sensibel reagieren und Beschwerden haben, wenn beispielsweise Funkantennen sichtbar werden. Fritzsche räumte ein, dass Teltower Anwohner, die den Funkmast von O2 im Blick haben, zeitweise ein Brummen hörten. Das komme aber sicher nicht von der Antenne.

„Wir leben in einer Welt, in der Ängste zunehmen“, betonte Fitzner. Deshalb sei es wichtig, die Diskussion über Elektrosmog offen und ehrlich zu führen. Die fehlende Transparenz bei der Errichtung des Kleinmachnower Funkmastes beklagten die anwesenden Bürger. Erstaunt waren sie, dass der Funkmast seit Oktober in Betrieb ist.

Da auch auf dem Seeberg ein Telekom-Mast betrieben werde, sieht Maximilian Tauscher (CDU) Klärungsbedarf, vor allem, weil zu den bisherigen Schulen, nun dort noch eine dritte Grundschule hinzu kommen soll. „Das muss im Seeberg-Ausschuss diskutiert werden“, meinte der Gemeindevertreter. Er will außerdem das noch ausstehende Konzept für den Mobilfunkbereich anmahnen, das die Verwaltung erarbeiten sollte.