Potsdamer Neueste Nachrichten 12.11.04
Hornbach
– zwischen Politikum und Heimwerker-Oase
Stahnsdorf hat einen, Teltow auch. Soll Kleinmachnow auch einen haben – einen
Baumarkt? Die Frage, ob im Entwicklungsgebiet „Arbeiten und Wohnen“ die
Hornbach AG ein modernes Bau- und Gartencenter inklusive „drive in“-Service
errichten darf, ist in Kleinmachnow heftig umstritten und zum Politikum
geraten.
Die Gemeindevertretung, die letztlich über den Bau des Marktes entscheidet, ist
gespalten. Die Gegner sehen mit den bestehenden Märkten im unmittelbaren Umfeld
den Bedarf gedeckt und fühlen sich durch kritische Stellungnahmen der IHK
Potsdam bestätigt. Zudem wird eine Zunahme des Verkehrs befürchtet. Und, auch
das wird kritisch angemerkt: Bäume müssten fallen.
Die Befürworter des Vorhabens sehen mit dem Interesse von Hornbach vor allem
die Chance, durch den Flächenverkauf Geld einzunehmen, das die Kommune
benötigt. Etwa 10 Millionen Euro sind im Kaufvertrag fixiert. Hornbach selbst
begründet sein Interesse mit der guten Lage unmittelbar an der A115 und einem
ausreichenden Kundenpotenzial.
In dieser Woche hat der Hauptausschuss – neben der Gemeindevertretung das
wichtigste ortsparlamentarische Gremium – empfohlen, dass die Gemeinde beim
gemeinsamen Landesplanungsstab für Berlin und Brandenburg beantragen soll, den
Hornbach-Markt zu erlauben. Denn eigentlich schließt die inzwischen durch ein
Gerichtsurteil bestätigte Landesplanung weitere Großmärkte aus.
Ein Umstand bei der bevorstehenden Entscheidung wiegt schwer: Ein Teil des
Verkaufserlöses ist bereits in den Bau des Rathauses geflossen. Auch für andere
gemeindliche Aktivitäten – wie auf dem Seeberg oder für die Kammerspiele –
plant die Kommune mit dem Geld vom Hornbach-Geschäft. Gemeindevertreterin Nina
Hille, die im bündnisgrünen Wahlprogramm noch gegen Hornbach war, sieht sich
inzwischen auch der Stabilität der Gemeindefinanzen verpflichtet, weshalb sie
einer Ansiedlung des Baumarktes unter dem Gebot hoher ökologischer Kriterien
zustimmen würde. „Als Gemeindevertreterin bin ich für das gesamte Wohl der
Kommune verantwortlich“, begründet sie den Sinneswandel. Von der
FDP-Abgeordneten Kornelia Kimpfel, resolute Gegnerin des Bauvorhabens, wird
Hille harsch kritisiert: „Wo grün drauf steht, ist nicht mehr grün drin“.
Kimpfel, selbst in der Nachbarschaft zu Hause, sieht das Wohlbefinden der
Kleinmachnower eher gefährdet: Durch den Baumarkt würden sich die
Lebensverhältnisse zwischen Stolper Weg und Stahnsdorfer Damm verschlechtern. Peter
Könnicke